Carbon Market Cooperation
Since 2008, AHK Greater China Beijing has been implementing several projects on behalf of the German Federal Ministry for the Environment, Nature Conservation, Nuclear Safety and Consumer Protection (BMUV) in order to actively engage German enterprises in the field of emissions reduction in China. Within this framework, a large number of activities, including a series of networking events, business trips, and information meetings were organized to establish a platform for German and Chinese companies, authorities, and organizations, which support effective and sustainable cooperation.
Besides implementing the national emissions trading system in the coming years, the Chinese government is pursuing further market-based mechanisms and climate protection instruments, such as the planned trading of emissions certificates in the aviation sector, and a mandatory renewable electricity consumption system. Moreover, China has assumed a very important and constructive role in recent UN climate conferences.
Through the current Carbon Market Cooperation project, running from April 2021 to December 2022, the involvement of German stakeholders in the carbon market and related sectors in China and Chinese knowledge in this area are highlighted. By organizing regular networking meetings and publishing of the Econet Monitor magazine, the project follows a long-term strategy. It builds on AHK Greater China Beijing’s large network of German and Chinese stakeholders and decision-makers in the field of climate protection, which has been established to further promote the climate protection efforts of China and actively involves German companies in this process.
Econet Monitor Magazine – Green Markets & Climate Challenge
Econet Monitor Magazine contains detailed industry reviews on green building, renewable energy, climate protection, low carbon developments and various other environmental topics in China. It is written with the expertise of econet china, the service of German Industry & Commerce Greater China for building, energy and environment, striving to promote Sino-German cooperation for sustainability.
Latest Edition of Econet Monitor in English and Chinese (December 2022)
Looking for information on China's environmental, building and energy sector? Discover the current trends and developments in this month's edition in English and Chinese!
With articles including:
- China’s Decarbonization Efforts Offer New Business Opportunities
- Prospects of Renewable Hydrogen in China and Its Role in Industrial Decarbonization
- Sino-German Conference on Circular Economy as Contribution to Mineral Raw Materials Supply
- Rebooting China’s Carbon Credits: What Will the Future Bring?
Econet Monitor Magazines 2022
Econet Monitor Magazines 2021
Econet Monitor Magazines 2020
Econet Monitor Magazines 2019
Networking Meetings 2021-2022 (in German)
China's Building Materials and Non-Ferrous Metals Sectors: Potential for Decarbonization and Inclusion in Emissions Trading (November 2022)
Nach jahrelanger Vorbereitung und Pilotierung hat die chinesische Regierung im Juli 2021 offiziell das nationale Emissionshandelssystem (ETS) eingeführt. Obwohl das ETS derzeit lediglich den Stromerzeugungssektor abdeckt – mit mehr als 2.100 Unternehmen, die zusammen jährlich rund 4,5 Milliarden Tonnen CO2-Emissionen verursachen – hat sich China zum größten Kohlenstoffmarkt der Welt entwickelt. Die Einrichtung des nationalen ETS ist ein Meilenstein für das Land bei der Förderung einer grünen Entwicklung und ein entscheidender Schritt zur Erreichung des Scheitelpunkts der landesweiten CO2-Emissionen bis 2030 und der CO2-Neutralität bis 2060. China strebt an, den nationalen Kohlenstoffmarkt schrittweise auf sieben weitere energieintensive Industrien auszudehnen. Die Baustoff- und Nichteisenmetallsektoren werden höchstwahrscheinlich im nächsten Schritt einbezogen und würden fast 2 Milliarden Tonnen CO2-Emissionen auf den Markt bringen.
Vor diesem Hintergrund veranstaltete die AHK Greater China am 24. November 2022 ein Netzwerktreffen, um das Potenzial der Baustoff- und Nichteisenmetallsektoren für Dekarbonisierung und Einbeziehung in das chinesische ETS zu diskutieren. Die Veranstaltung wurde im Rahmen des „Carbon Market Cooperation“-Projekts der AHK Greater China organisiert und vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) unterstützt. Mehr als 90 Teilnehmer verschiedener Interessengruppen nahmen an der virtuellen Veranstaltung teil.
Chancen und Herausforderungen der Ausweitung des chinesischen ETS auf die Baustoffindustrie
Nach einer kurzen Eröffnungsansprache von Thomas Forth, Berater des Bundeswirtschaftsministeriums, gab Herr Wang Xinchun, Deputy Chief Engineer beim Institute of Technical Information for Building Materials Industry of China, Einblicke in das Emissionsminderungspotenzial der Baustoffindustrie. China ist sowohl der weltweit größte Produzent als auch Konsument von Baumaterialien. Im Jahr 2020 wurden in China beispielsweise 2,4 Milliarden Tonnen Zement hergestellt. Im selben Jahr betrugen die gesamten CO2-Emissionen des chinesischen Baustoffsektors ca. 1,5 Milliarden Tonnen, wovon knapp 78 Prozent auf die Zementindustrie, 8 Prozent auf die Keramikfliesen- und Sanitärkeramikindustrie sowie ca. 6 Prozent auf die Kalksteinindustrie entfielen. In dem im November diesen Jahres veröffentlichten „Building Materials Industry Action Plan for Carbon Dioxide Peaking“ wird unter anderem das Erreichen des „Carbon Peak“ für den Baustoffsektor für das Jahr 2030 festgesetzt.
Wang erläuterte, dass die grüne Entwicklung von Chinas Baustoffsektor bereits 2005 im Kontext des Clean Development Mechanism (CDM) begann. Seit der Einführung der regionalen Pilotmärkte für den Emissionshandel im Jahr 2013 ist auch der chinesische Baustoffsektor weiter involviert, mit aktuell 434 Unternehmen in den acht Pilotmärkten – davon 39 Prozent aus der Zement- und 37 Prozent aus der Fliesenbranche. Welche Schlüsselsektoren der Baustoffindustrie – Zement, Kalkstein, Flachglas und Fliesen – allerdings bis zum Jahr 2025 in das nationale ETS aufgenommen werden, ist laut Wang noch nicht abschließend geklärt.
Im Anschluss thematisierte Peng Kun, General Manager bei China Carbon Environmental Technology der China Anhui Conch Group, die Auswirkungen auf die am ETS beteiligten Unternehmen der Baustoffindustrie am Beispiel der staatlichen Conch-Gruppe – einer der größten chinesischen Firmen im Bereich Zement und Baustoffe. Im Jahr 2020 betrugen die gesamten CO2-Emissionen von Conch Cement 203 Millionen Tonnen CO2, was einen Anteil von 16 Prozent der Emissionen der gesamten chinesischen Zementindustrie ausmacht. Peng erläuterte, dass insbesondere der hohe Anteil von Kohle im Energiemix des Unternehmens und die Notwendigkeit von technischen Durchbrüchen zur Reduktion der prozessbedingten Emissionen Herausforderungen darstellen.
Um die Zielvorgaben des aktuellen Fünfjahresplans zu realisieren, setzt die Conch Group auf fünf Bausteine, für die Peng den mittel- und langfristigen Implementierungsplan aufzeigte: die Optimierung der Energiestruktur, beispielsweise durch Einsatz von grünem Wasserstoff bei der Kalzinierung von Zementklinkern; die Umsetzung von Energiesparmaßnahmen; der Fokus auf intelligente Fertigung; die optimierte Rohstoffauswahl und Klinkerersatz; sowie die Entwicklung von emissionsfreien bzw. emissionsreduzierenden Technologien wie Kohlenstoffsequestrierung bzw. Kohlenstoffabscheidung, -nutzung und -speicherung (CCUS).
Auswirkungen des Emissionshandelssystems auf die Nichteisenmetallproduktion in China
Im Anschluss folgte Prof. Zhou Sheng vom Institute of Energy, Environment and Economy der Tsinghua University und gewährte aktuelle Einblicke in Entwicklungen und Vorbereitungen zur Einbeziehung des Nichteisenmetallsektors in das ETS. Der Nichteisenmetallsektor machte mit Emissionen von 540 Millionen Tonnen CO2 im Jahr 2020 einen Anteil von rund 5 Prozent an Chinas gesamten CO2-Emissionen aus, wovon 81 Prozent auf Elektrizität und 16 Prozent auf die Nutzung von Kohle entfielen. Die Produktion von Aluminium (58 Prozent) und Aluminiumoxiden (21 Prozent) machte den größten Anteil an den Emissionen des chinesischen Nichteisenmetallsektors aus. Laut dem Anfang November veröffentlichten „Non-Ferrous Metals Carbon Peak Implementation Plan“ soll zum Erreichen des Emissionsscheitelpunkts des Nichteisenmetallsektors im Jahr 2030 unter anderem der Materialkreislauf durch eine erhöhte Nutzung von Metallschrott bis 2025 (mindestens 24 Prozent) verbessert werden. Außerdem soll der Anteil erneuerbarer Energien bei der primären Aluminiumproduktion bis 2030 mindestens 30 Prozent ausmachen.
Prof. Zhou veranschaulichte, dass der Großteil der Emissionen (ca. 80 Prozent) in der Aluminiumindustrie beim Elektrolyseprozess anfällt. Er stellte eine mögliche Berechnungsformel für Emissionsrechte vor, welche auf Benchmark-Emissionswerten für den Elektrolyseprozess der effizientesten Marktteilnehmer basiert und indirekte Emissionen für Elektrizität über einen Netzemissionsfaktor zugrunde legt. Da dieser Faktor jedoch nach Region variiert, müssen verschiedene Optionen für die Berechnung des Netzemissionsfaktors abgewogen werden. Prof. Zhou sprach sich hierbei für einen einheitlichen Netzemissionsfaktor aus, in Kombination mit der Möglichkeit der Kompensation von Emissionen durch Nutzung von Ökostrom über chinesische Offset-Credits (CCER).
Rolle des Emissionshandels in der Dekarbonisierung energieintensiver Industrien in Deutschland und der EU
Abschließend teilte Dr. Roland Geres vom deutschen Beratungsunternehmen FutureCamp Erfahrungen von energieintensiven Industrien in Deutschland und der Europäischen Union mit dem Emissionshandel. Er stellte zunächst die klimapolitischen Instrumente vor, welche für den Energiesektor und energieintensive Industrien in der EU gelten. Dazu gehören das EU-ETS, klimapolitische Zielvorgaben der einzelnen EU-Mitgliedsstaaten, Rahmenbedingungen für Subventionen und Energiebesteuerung und zielgerichtete Dekarbonisierungsfonds für Industrien (beispielsweise ein Innovationsfonds, der unter anderem Wasserstofftechnologien, Elektrifizierung und CCUS in der Zement- und Kalksteinindustrie fördert). Hinzu kommen in Deutschland unter anderem Einspeisevergütungen für erneuerbare Energien sowie Fördermittel für hocheffiziente Kraft-Wärme-Kopplung und Dekarbonisierung.
Dr. Geres veranschaulichte anhand von aktuellen Daten aus dem Jahr 2021, dass insbesondere die emissionsintensiven Industrien nicht ausreichende Fortschritte bei der Reduzierung ihrer Emissionen erzielten. Hauptgrund seien die für einige Sektoren mit hohen prozessbedingten Emissionsanteilen erforderlichen grundlegenden technologischen Veränderungen. Die deutsche Zement- und Kalksteinindustrie beispielsweise müsse wegen des hohen Anteils prozessbedingter Emissionen im Vergleich zu energiebezogenen Emissionen mittel- und langfristig CCUS-Technologien anwenden. Das ETS sollte jedoch nicht als alleinige Lösung gesehen werden – vielmehr stellt es ein essenzielles Instrument dar, um notwendige Emissionsminderungsmaßnahmen in der energieintensiven Baustoff- und Nichteisenmetallindustrie anzustoßen.
© German Industry & Commerce Greater China
The Role of Climate Finance in Supporting China’s Carbon Peak and Neutrality Targets (June 2022)
Im September 2020 rief die chinesische Zentralregierung das nationale Ziel aus, vor 2030 den Scheitelpunkt der nationalen CO2-Emissionen und bis 2060 Kohlenstoffneutralität zu erreichen. Neben der Einführung von marktbasierten Mechanismen wie dem Emissionshandelssystem (EHS) baut China hierfür auch die nationale Klimafinanzierung aus. Im 13. Fünfjahresplan von 2016 fand das Ziel eines „grünen Finanzsystems“ erstmals Erwähnung. Im Jahr 2021 überstieg der Gesamtumfang grüner Anleihen in China bereits 600 Milliarden CNY. Verschiedene Ministerien und Bankenaufsichtsbehörden gaben im Oktober 2020 außerdem gemeinsam die „Guidance for Promoting Climate Investment and Finance“ heraus. Sie gilt als Meilenstein im Hinblick auf die Rolle der Finanzwirtschaft auf dem Weg zur Klimaneutralität. Hierdurch werden zusätzliche Finanzströme für Klimaschutz und Klimaanpassung mobilisiert und die Schaffung des erforderlichen politischen und rechtlichen Ordnungsrahmens gefördert. Die „Notice of the Pilot Work on Climate Investment and Financing“ vom Dezember 2021 will zudem institutionelle Mechanismen für Klimafinanzierung durch Pilotprojekte auf provinzieller und lokaler Ebene entwickeln.
Die Rolle von Klimafinanzierung bei der Umsetzung von Chinas nationalen Klimaschutzzielen ebenso wie ihre globale Dimension war Thema eines zweieinhalbstündigen Netzwerktreffen am 9. Juni, an dem mehr als 80 Vertreterinnen und Vertreter von Regierungsorganisationen, Unternehmen und weiteren Interessengruppen teilnahmen. Die AHK Greater China als Durchführungsorganisation des vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) geförderten Carbon Market Cooperation-Projekts richtete das Treffen in digitaler Form aus.
Klimafinanzierung im globalen Kontext
In seiner Eröffnungsansprache hob Thomas Forth vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) die Bedeutung von Klimafinanzierungsprogrammen für das Erreichen der globalen Klimaziele hervor. Vor allem weniger wohlhabende Nationen seien diesbezüglich auf finanzielle Unterstützung angewiesen. Die Bundesregierung will in diesem Zuge ihren Beitrag zur internationalen Klimafinanzierung verdoppeln und dazu beitragen, bis 2025 weltweit 100 Milliarden USD an Klimafinanzierung zu mobilisieren – ein Ziel, das die Geberländer ursprünglich bereits 2020 erreichen wollten.
Auf der anderen Seite sei in den letzten drei Jahren das Kapitalvolumen freiwilliger Kohlenstoffmärkte weltweit stark angewachsen. Klimafinanzierungsinstrumente können den privaten Sektor bei seiner Transformation noch zusätzlich bestärken. Dabei sollten laut Forth marktbasierte Instrumente wie Emissionshandelssysteme mit Klimafinanzierung kombiniert und so in Ausgleich gebracht werden, damit auch weniger wohlhabende Länder möglichst wirksam Emissionen einsparen können. Entscheidend sei dabei die Transformation von Industrien, die nur mit hohem Aufwand und Kosteneinsatz dekarbonisiert werden können.
Der politische Rahmen der Klimafinanzierung in China
Als erste chinesische Sprecherin gab Prof. Chen Peng von der Chinese Academy of Environmental Planning des Ministry of Ecology and Environment (MEE) Einblicke in die aktuellen politischen Prozesse im Hinblick auf Klimainvestitionen und Klimafinanzierung in China. Dabei können vier Handlungsfelder unterschieden werden: Allgemeine Finanzierungsmechanismen betreffen die Entwicklung von grünen Krediten, grünen Bonds, grünen Versicherungen und anderen klimafreundlichen Finanzprodukten für den gesamten Finanzmarkt. Dagegen fördert regierungsgeleitete Finanzierung gezielt klimafreundliche Projekte innerhalb der nationalen Wirtschaft. Dazu zählen etwa Subventionen, finanzielle Kompensation für Umweltschutzmaßnahmen und Government Bonds. Marktbasierte Mechanismen umfassen unter anderem den Emissionshandel und sogenannte Energy Use Right-Transactions. Zudem können Preismechanismen Kostenanreize setzen, etwa mithilfe gestufter Elektrizitätspreise.
Erkenntnisse aus den chinesischen Pilotprojekten
Im Anschluss analysierte Prof. Wang Yao vom International Institute of Green Finance (IIGF) der Central University of Finance and Economics in Peking, aktuelle lokale Pilotprojekte hinsichtlich klimabezogener Investitionen und Klimafinanzierung in China. Dabei hob Prof. Wang insbesondere die Bedeutung des im Dezember 2021 veröffentlichten Pilotplans hervor. So sollen Entscheidungsträger auf lokaler und Provinzebene unter anderem detaillierte Arbeitspläne zur grünen Transformation des Finanzsystems ausarbeiten, die Bilanzierung und Offenlegung von CO2-Emissionen stärken, zur Entwicklung neuer Klimafinanzierungsinstrumente und -modelle beitragen und die politische Koordinierung vorantreiben.
Zu den neuen Finanzierungsinstrumenten zählen auch Finanzderivate wie Forwards, Options und Swaps, die auf provinzieller Ebene erstmals erprobt werden. Die Marktmechanismen bezüglich dieser Instrumente sind jedoch noch nicht hinreichend ausgereift. Zudem betonte Prof. Wang, dass bei vielen Finanzmarktakteuren noch Bewusstsein und fachliche Fähigkeiten im Hinblick auf die grüne Transformation fehlen.
Insgesamt zog Prof. Wang jedoch ein positives Fazit aus den aktuellen lokalen Praktiken. Diese tragen bereits dazu bei, Innovationen im Hinblick auf neue Finanzprodukte hervorzubringen, die institutionelle Kooperation auszubauen, den politischen Rahmen zu vervollständigen und grundsätzlich den Gedanken von kohlenstoffarmer wirtschaftlicher Entwicklung zu verbreiten.
Deutsch-chinesische Kooperation in der Klimafinanzierung
Abschließend stellte Dr. Wolfram Erhardt, Leiter des KfW-Büros in Peking, Aktivitäten und Erfahrungen im Hinblick auf Klimafinanzierung in China vor. Im Auftrag der deutschen Bundesregierung und im Rahmen der deutsch-chinesischen Finanziellen Zusammenarbeit finanziert die KfW Klima- und Umweltschutzprojekte, insbesondere in den Bereichen Biodiversität, Waldschutz und Abwasserwirtschaft einschließlich Reinhaltung der Meere. Hierzu gehört auch die Förderung des bilateralen Wissensaustauschs zum Beispiel im Rahmen des sogenannten Dialogforums, eines Konferenzformats, welches Themen an der Schnittstelle von Klima/Umwelt und Finanzierungsfragen behandelt.
Die anschließende Paneldiskussion behandelte die überaus wichtige Rolle, welche die Klimafinanzierung für Chinas Dekarbonisierungsziele spielt. Aus Bankensicht hob Dr. Erhardt beispielsweise die sich aus der Energietransformation ergebenden Geschäftschancen hervor, die sich nicht nur für die Realwirtschaft selbst, sondern gerade auch den Finanzsektor und damit Banken und andere Finanzdienstleister ergeben. Eine große Herausforderung sieht er aber auch darin, dass es den Banken gelingen muss, die nunmehr erforderlichen Veränderungsprozesse in den einzelnen Wirtschaftssektoren und – heruntergebrochen auf jeden Einzelkunden – auch auf Ebene jedes einzelnen Unternehmens zu verstehen, um die für eine erfolgreiche Energietransformation notwendigen Bankprodukte entwickeln und maßgeschneidert anbieten zu können. Prof. Chen sah die größten Herausforderungen in China in den systemischen Mängeln des CO2-Preismechanismus und darin, dass kohlenstoffarme Technologien etwa in der Stromerzeugung in großen Teilen noch immer teurer als etablierte Technologien sind. Prof. Wang zog zudem Schätzungen heran, nach denen zur Erreichung von Chinas Dekarbonisierungszielen bis 2060 insgesamt etwa 100 Billionen CNY an zusätzlicher Finanzierung mobilisiert werden müssen. Dies entspricht jährlich 2 bis 3 Prozent der chinesischen Wirtschaftsleistung. Um hierfür auch Mittel aus dem privaten Sektor zu mobilisieren, könne ein nationaler Low-Carbon Transition-Fond eingerichtet werden.
Die Transformation des chinesischen Finanzsektors steht noch am Anfang. Um das große Ziel der Klimaneutralität zu erreichen, wird sie jedoch zunehmend eine Schlüsselrolle einnehmen – und weiter vielfach die Grundlage für Dialog bieten.
© German Industry & Commerce Greater China
The Role of Market Instruments in Supporting China’s Carbon Peak and Neutrality Targets (December 2021)
Chinas ehrgeizige Ziele, den Scheitelpunkt der CO2-Emissionen vor 2030 und CO2-Neutralität bis 2060 zu erreichen, bieten eine wichtige langfristige Perspektive für den kohlenstoffarmen Übergang des Landes. Die dazu vom chinesischen Staatsrat im Oktober 2021 veröffentlichte Richtlinie „Working Guidance for Carbon Dioxide Peaking and Carbon Neutrality in Full and Faithful Implementation of the New Development Philosophy“ als Teil des „1+N Policy Framework“ wird durch detaillierte Aktionspläne zur Erreichung des Emissionsscheitelpunkts und in Schlüsselbereichen wie Energie, Industrie, Verkehr und Kreislaufwirtschaft ergänzt. Als wichtige politische Maßnahmen gelten in diesem Zusammenhang auch marktbasierte Instrumente und Mechanismen – wie das kürzlich eingeführte nationale Emissionshandelssystem (EHS) – als entscheidend auf Chinas Weg zur Dekarbonisierung. Auch wenn das chinesische EHS bisher lediglich den Energiesektor abdeckt, so verursachen die rund 2.200 darin enthaltenen Unternehmen jährlich schätzungsweise 4,5 Gigatonnen CO2, was ca. 45 Prozent der gesamten CO2-Emissionen Chinas entspricht. Das Hauptziel des chinesischen EHS besteht entsprechend darin, den Großteil der Kohlenstoffemissionen auch in weiteren Industriesektoren abzudecken und eine kosteneffektive, marktorientierte Unterstützung für die Reduzierung von Treibhausgasen bereitzustellen.
Die klimapolitischen Veränderungen in China bieten folglich eine spannende Grundlage für einen Austausch und eine Diskussion über verschiedene Marktinstrumente und ihrer Bedeutung bei der Umsetzung der Klimaziele Chinas. Als Durchführungsorganisation des vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) geförderten Carbon Market Cooperation-Projekts lud die AHK Greater China am 21. Dezember zu einem dreistündigen Netzwerktreffen ein, an dem mehr als 80 Vertreter von Regierungsorganisationen, Unternehmen und weiteren Interessengruppen – sowohl vor Ort in Peking als auch Online – teilnahmen.
Wie die Rolle von Marktinstrumenten im Allgemeinen eingeordnet werden kann, erklärte Thomas Forth vom BMUV in seinem Grußwort gleich zu Beginn des Treffens: Das Pariser Klimaabkommen biete viele Mittel zur Umsetzung des Klimaneutralitätsziels. Insbesondere die in Artikel 6 beschriebenen Methodologien seien hierbei zur Einordnung und Bewertung von Marktinstrumenten und deren Ausgestaltung hilfreich. So sollen Marktmechanismen die Bestrebungen und die Mitwirkung der involvierten Parteien bestärken und zu einer gerechten Verteilung des Nutzens der Emissionsminderung beitragen. Der Ansatz ineinandergreifender Maßnahmen mit inländischen Strategien in den jeweiligen Ländern, insbesondere die Entwicklung nationaler Strategien, mache den entscheidenden Unterschied zum Kohlenstoffmarkt des Kyoto-Protokolls aus, in dem betroffene Unternehmen und Staaten zusammengekommen waren, um die kostengünstigsten Möglichkeiten zur Emissionsreduktion zu finden. Forth betonte zudem die Bedeutung internationaler Zusammenarbeit als Treiber – nicht nur, um das Erreichen nationaler Ziele zu beschleunigen, sondern auch um die langfristigen Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen. Dieser Prämisse folgend habe die gegenwärtige Bundesregierung in ihrem Koalitionsvertrag als Klimaneutralitätsziel bis 2045 die Schaffung eines globalen EHS als Zielvorgabe festgehalten. Auch wenn derzeit Länder wie China, die EU und andere Regionen der Welt nationale oder regionale EHS etablieren, so sei am Ende ein globales EHS nötig, um einen fairen und einheitlichen Preis zu gewährleisten.
Den Auftakt der sich anschließenden Vortragsreihe machte Dr. Wang Jijie vom National Center for Climate Change Strategy and International Cooperation (NCSC) des Ministry of Ecology and Environment (MEE). Dr. Wang gab Einblicke in die Entwicklung des chinesischen EHS und dessen Auswirkungen auf Chinas Ziele zur Reduzierung der CO2-Emissionen. Dabei hob er hervor, dass das EHS drei wesentliche Beiträge zum Prozess der Kohlenstoffreduktion leiste: Erstens unterstütze das EHS als Politikinstrument unter anderem das Erreichen des nationalen Klimaschutzbeitrags (NDC); zweitens könnten durch eine Ausweitung der Marktabdeckung des EHS emissionsintensive Industriesektoren wie die Energie-, Stahl- oder Zementerzeugung erfasst und somit 50 bis 60 Prozent der Treibhausgasemissionen Chinas abgedeckt werden; und drittens spiegele das EHS eine klare Politikorientierung wider, die Signalwirkung auf die wirtschaftliche Ausrichtung von Unternehmen habe. Darüber hinaus zeigte sich Dr. Wang davon überzeugt, dass sich das EHS nicht nur auf die erfassten Unternehmen auswirke, sondern auch neue Ressourcen bei Finanzierungen generieren und zu einer breiteren gesellschaftlichen Wahrnehmung über die negativen Auswirkungen von Emissionen führen werde. International reihe sich China mit dem EHS zudem in den Trend der Kohlenstoffbepreisung ein.
Anknüpfend an die Aussagen von Dr. Wang Jijie teilte Dr. Jiang Kejun von der Academy of Macroeconomic Research der National Development and Reform Commission (NDRC) in seinem Vortrag seine Beobachtungen zur Energie- und Wirtschaftswende in China unter dem Ziel der Klimaneutralität. So führe der Übergang zu einer emissionsarmen Wirtschaft beispielsweise dazu, dass in einigen Sektoren ganze Produktionsprozesse neu gedacht werden müssen. Zentral beim Übergang sind nach Dr. Jiangs Meinung technologische Lösungen, aber beispielsweise auch das Potenzial von Wasserstoff für Industrien wie Stahl und Zement oder auch im Bereich Schwertransporte. Demnach biete der Kohlenstoffmarkt den Vorteil, Unternehmen direkt einzubinden und es zeige sich ein unternehmerisches Umdenken hin zu mehr klimabewussten Lösungen und Produkten, die Dr. Jiang an verschiedenen Beispielen, wie etwa des Transportsektors, verdeutlichte. Des Weiteren wies er darauf hin, dass die wirtschaftliche Entwicklung von Regionen in China in der Zukunft durch das Angebot an preisgünstiger erneuerbarer Energie oder Kernenergie stark beeinflusst werden könnte.
Um die Rolle internationaler Marktmechanismen bei der Umsetzung ambitionierter nationaler Klimaschutzziele besser einschätzen zu können, ging Dr. Axel Michaelowa vom Beratungsunternehmen Perspectives Climate Group in seiner Präsentation noch einmal genauer auf den Artikel 6 des Pariser Klimaabkommens ein und betonte die verschiedenen Möglichkeiten für Staaten und privatwirtschaftliche Akteure zur Nutzung internationaler Kohlenstoffmärkte. So könne China von großzügigen Regeln für einen Nachfolgemechanismus für die im Rahmen des Clean Development Mechanismus (CDM) des Kyoto-Protokolls durchgeführten Treibhausgasminderungsprojekte profitieren. China habe für die Entwicklung einer nationalen Strategie basierend auf Artikel 6 noch etwa zwei Jahre Zeit. Dazu gehörten unter anderem auch Überlegungen, ob der Transfer von Emissionsminderungsmengen (ITMOs) bzw. zertifizierten Emissionsreduktionen (CER) im nationalen EHS zugelassen werden solle. Darüber hinaus zeige sich die Bedeutung von Marktmechanismen sehr gut am CDM: China habe über den CDM 20 Milliarden CNY an Steuereinnahmen generiert, die es zum Ausbau der erneuerbaren Energieindustrie nutzen konnte, sowie Erfahrungen bei der Überwachung, Berichterstattung und Überprüfung des CO2-Handels gesammelt.
Im Anschluss an die ausführlichen Vorträge beantworteten die Experten Fragen unter anderem zu möglichen Veränderungen und Lösungsansätzen, um die Effizienz des EHS als Marktinstrument in China zu steigern. Bezugnehmend auf die Erfahrungen mit der Preisallokation im europäische EHS wies Dr. Michaelowa darauf hin, dass es für China entscheidend sein werde, eine Überallokation im EHS zu verhindern, denn nur eine gewisse Knappheit könne die Effektivität des Preismechanismus sinnvoll erhöhen. Des Weiteren erörterten die Experten auch die Frage, welche weiteren Marktinstrumente und Politiken neben dem EHS zur Erreichung der Klimaziele Chinas beitragen könnten. Neben der Schaffung von verschiedenen finanziellen Anreizen bei geringen Transaktionskosten für Marktteilnehmer ist es laut Dr. Jiang für China bedeutend, die Einführung von Kohlenstoffsteuern in Betracht zu ziehen. In diesem Kontext wies Dr. Michaelowa darauf hin, dass eine solche Steuer beispielsweise für Privathaushalte durch ihre direkte Sichtbarkeit für diese Gruppe sinnvoller sei als ein EHS. Zum Abschluss teilten die Experten ihre Erkenntnisse über die Auswirkungen und Perspektiven betroffener Unternehmen und darüber, welche Lehren China aus den Erfahrungen anderer Länder ziehen kann. So sei derzeit unter anderem für einige chinesische Marktteilnehmer die Transparenz und Verfügbarkeit von Informationen zur Teilnahme am EHS nicht immer sichergestellt. Darüber hinaus waren sich die Experten einig, dass es zwischen den Ländern viele Anknüpfungspunkte zum weiteren Austausch und zum gegenseitigen Lernen gibt.
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The Role of China’s Emissions Trading System in Power Sector Decarbonisation (September 2021)
Unmittelbar vor der 26. UN-Klimakonferenz der Vertragsparteien (COP26) hat China Ende Oktober neue Umsetzungspläne und Richtlinien veröffentlicht und damit seine klimapolitischen Ziele noch einmal nachgeschärft. Das Erreichen des Scheitelpunkts der CO2-Emissionen vor 2030 und der CO2-Neutralität vor 2060 sind nun offizieller Teil des nationalen Klimaschutzbeitrags (NDC) Chinas. Eine entscheidende Rolle für die Umsetzung dieser Ziele wird dem chinesischen nationalen Emissionshandelssystem (EHS) zugeschrieben. Das EHS soll zur wirksamen Kontrolle und schrittweisen Reduzierung der CO2-Emissionen in China, sowie zur Erreichung einer grünen und kohlenstoffarmen Entwicklung beitragen.
Mitte Juli 2021 nahm das nunmehr weltweit größte EHS nach mehrjähriger Vorbereitung seinen Betrieb auf. Zum Handelsauftakt lag der Preis auf der Handelsplattform des Shanghai Environment and Energy Exchange (SEEE) bei 48 CNY pro Tonne. Bereits Anfang Januar 2021 veröffentlichte das chinesische Ministry of Ecology and Environment (MEE) wichtige Dokumente zum EHS, zusammen mit einer Ankündigung, dass die erste Verpflichtungsperiode den Zeitraum von Januar bis Dezember 2021 umfasst und die Emissionen der Jahre 2019 und 2020 der betroffenen Unternehmen abdeckt. Basierend auf dem Ausstoß der Vorjahre erhält jedes Unternehmen entsprechende, zunächst kostenfreie, Emissionsberechtigungen zugeteilt. Das chinesische EHS ist intensitätsbasiert und Referenzwerte werden anhand der tatsächlichen Produktionsmengen festgelegt. Der Referenzwert pro Megawattstunde für große Kohlekraftwerke liegt beispielsweise bei 877 kg CO2. Unternehmen die weniger CO2 als vorgegeben emittieren, können so einen Teil der Zertifikate verkaufen – Unternehmen die mehr CO2 emittieren, müssen Zertifikate erwerben. Das EHS reguliert derzeit mehr als 2.200 Unternehmen aus dem Energiesektor, bestehend vor allem aus staatlichen Betreibern von Kraftwerken, die im Zeitraum zwischen 2013 und 2018 mindestens einmal mehr als 26.000 t CO2 pro Jahr emittierten. Schätzungen zufolge deckt das chinesische nationale EHS damit mehr als 4,5 Gigatonnen CO2 ab, was ca. 45 Prozent der gesamten CO2-Emissionen Chinas entspricht. Der Umfang des Systems soll in Zukunft, insbesondere durch Einbeziehung von zusätzlichen Sektoren, weiter ausgebaut werden.
Über die Rolle von Chinas Emissionshandelssystem bei der Dekarbonisierung des Energiesektors diskutierten am 28. September 2021 auch mehr als 90 Vertreter von Regierungsorganisationen, Unternehmen und weiteren Interessengruppen – sowohl vor Ort in Beijing als auch Online – bei einem von der AHK Greater China organisierten dreistündigen Netzwerktreffen. Die Veranstaltung fand im Rahmen des „Carbon Market Cooperation“-Projekts statt, welches durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) gefördert wird. Drei ausgewählte Experten boten Einblicke in das chinesische und europäische EHS und erörterten Herausforderungen und potenzielle Lösungen beim Übergang zu einer kohlenstoffärmeren Energieversorgung.
Eine wichtige Rolle des chinesischen EHS nannte Alexander Handke, von der Abteilung für Emissionshandel des BMU, in seinem Grußwort gleich zu Beginn des Treffens: Die Implementierung des EHS in China sei von regionaler und globaler Bedeutung und könne Überzeugungsarbeit leisten und als Vorbild für andere Länder dienen, die noch nach geeigneten Instrumenten suchen, um ihre NDCs umzusetzen.
Eine globale Wirkung dürfte das EHS vor allem auch auf den CO2-Preis haben. Bei einer vollständigen Implementierung würde Chinas EHS über 60 Prozent der chinesischen Treibhausgasemissionen umfassen und die Menge der bepreisten CO2-Emissionen weltweit verdoppeln, so Prof. Zhang Da von der Tsinghua University, der als erster Referent des Treffens fungierte. Prof. Zhang ging zudem näher auf die Regulierungen und die Perspektiven der EHS-Politik in China ein. Dabei skizzierte der Experte die bisherige Entwicklung des EHS, welche auf erste Pilotprojekte in sieben Provinzen bzw. Städten seit 2013 zurückgeht, über die Ankündigung des nationalen EHS durch Präsident Xi Jinping im Jahr 2015, bis hin zu den Plänen und Richtlinien, die in den letzten Jahren herausgegeben wurden. Die Pilotprojekte stellten dabei eine nützliche Grundlage bei der Implementierung des nationalen Handelssystems dar, das sich nun seit 2020 in einer bis 2025 andauernden Phase zur weiteren Entwicklung und Verbesserung befinde. Bis 2025 soll zudem eine Erweiterung auf insgesamt acht Sektoren stattfinden. Ein entscheidendes Merkmal der Ausgestaltung des EHS sei dabei ein geeignetes Monitoring-, Berichts- und Verifikationssystem (MRV), um den Schutz und die Integrität übermittelter Daten zu gewährleisten.
Wie sich eine Nachsteuerung beim aktuellen EHS effektiv auswirken könnte, zeigt eine aktuelle Studie der International Energy Agency (IEA), die auf Grundlage der bisherigen Entwicklung des Energiesektors in China und der politischen Trends verschiedene Szenarien für das chinesische Energiesystem von 2020 bis 2035 untersuchte. Chen Xiushan von der IEA stellte beim Treffen als zweite Referentin die wesentlichen Ergebnisse dazu vor, wie Chinas EHS Emissionsreduktionen im Energiesektor beeinflussen könnte. In der Analyse wird von drei Szenarien ausgegangen: Einem Szenario, bei dem es keine spezifischen Politikmaßnamen zur Kontrolle von CO2-Emissionen gibt, also auch keine CO2-Bepreisung, sowie zwei weitere Szenarien die das EHS umfassen, einmal ähnlich wie es in China gegenwärtig implementiert wird und einmal zusätzlich mit Auktionen ab 2025. Die Studie kommt laut Chen zu dem Ergebnis, dass China unter dem EHS-Szenario ohne Auktionsverfahren, die CO2-Emissionen des Energiesektors bei einer schrittweisen Verschärfung von Referenzwerten weit vor 2030 kosteneffektiv decken könne – bei durchschnittlichen Stromkosten auf dem Niveau von 2020. Chinas nationales EHS könne dadurch den Aufwärtstrend beim Ausstoß von CO2 aus der Stromerzeugung effektiv umkehren und dazu beitragen, dass diese weit vor 2030 ihren Scheitelpunkt erreichen. Im Jahr 2035 würden die CO2-Emissionen aus der Stromerzeugung im EHS-Szenario dann sogar um 12 Prozent geringer ausfallen als bei dem Szenario ohne klimapolitische Maßnahmen (ein Rückgang um ca. 570 Millionen t CO2). Eine schrittweise Einführung von Zertifikatsauktionen in das EHS könne zu erheblichen zusätzlichen Emissionsreduktionen führen, hauptsächlich durch einen stärkeren Anreiz zur Umstellung von Kohle auf Gas und nicht-fossile Technologien. In einem solchen Szenario würden die CO2-Emissionen aus der Stromerzeugung, im Vergleich zum EHS-Szenario ohne Auktionen, um weitere 10 Prozent (ca. 500 Millionen t CO2) im Jahr 2035 fallen, was dazu führe, dass die CO2-Emissionen des Stromsektors unter das Niveau von 2020 sinken würden. Den Studienergebnissen zufolge hat das chinesische EHS folglich noch weiteres Potential, um die Dekarbonisierung des Energiesektors stärker voranzutreiben.
Im Gegensatz zum chinesischen EHS gibt es im europäischen System eine absolute Obergrenze für die jährlichen CO2-Emissionen. Das 2005 eingeführte europäische EHS deckt seit 2013 alle Stromerzeugungs- und großen Industriestandorte mit vollständiger Zuteilung über Auktionen ab. Dazu teilte Dr. Roland Geres vom deutschen Beratungsunternehmen FutureCamp seine Praxiserfahrungen aus dem Emissionshandel des Stromsektors in Deutschland und der Europäischen Union und erläuterte, welche Rolle dieser bei der Dekarbonisierung spielt. Dr. Geres zeigte dabei auf, wie sich politische und wirtschaftliche Ereignisse auf Preisentwicklungen auswirken und wies auf veränderte Faktoren wie beispielsweise bestehende und neu aufkommende CO2-Märkte hin, die mittlerweile den CO2-Preis beeinflussen würden. Auf Ebene der betroffenen Akteure lassen sich Unterschiede darin beobachten, dass große Player und Energieversorgungsunternehmen am Markt regelmäßiger und häufiger (täglich, wöchentlich) handeln, um ihre Strom- bzw. Wärmeverkäufe oder Brennstoffeinkäufe (Futures) abzusichern, da sie in der Regel über eigene Handelsabteilungen oder gemeinsame, ausgelagerte Handelsplattformen zusammen mit anderen Energieversorgungsunternehmen verfügen. Kleine und mittelständische Unternehmen hingegen würden häufiger Spot-Kontrakte nutzen und weniger regelmäßig handeln, da häufig nur ein bis zwei Mitarbeiter für den Emissionshandel zuständig seien. Auf politischer Ebene habe sich ein positiver Effekt des europäischen EHS gezeigt. Als Beispiel führte Dr. Geres den Umbau des Stromsektors in Deutschland an, der nach zögerlichen Anfängen in den Jahren 2005 bis 2010 mittlerweile eine komplette Umstrukturierung und den Umstieg auf erneuerbare Energien unter dem Einfluss der Einführung des EHS erfahren habe.
In einer abschließenden Diskussion beantworteten die Experten Fragen zur Transformationsfähigkeit des chinesischen EHS. Dabei wurde festgehalten, dass die Jahre 2025 bis 2030 entscheidend seien für mögliche größere Anpassungen an dem System – sei es bezüglich einer potenziellen Einführung einer absoluten Obergrenze für CO2-Emissionen oder der Allokation von Zertifikaten mittels Auktionsmechanismus. Darüber hinaus wurde diskutiert, ob weitere Marktinstrumente neben dem EHS bestehen, die zur Dekarbonisierung beitragen könnten und welche Lektionen vom europäischen EHS für das chinesische EHS gezogen oder übertragen werden könnten. Damit gaben die Experten schon einen kurzen Vorausblick auf das Thema des nächsten Netzwerktreffens, welches Mitte Dezember dieses Jahres stattfindet und sich mit der Rolle von Marktinstrumenten zur Erreichung Chinas Ziele des Emissionsscheitelpunkts und der Kohlenstoffneutralität beschäftigen wird.
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Networking Meetings 2020 (in German)
Practical Perspectives for Carbon Markets in China (December 2020)
Das im September 2020 verkündete Ziel der chinesischen Regierung, bis 2060 Kohlenstoffneutralität zu erreichen, bietet eine wichtige langfristige Perspektive auch für den Kohlenstoffmarkt in China. Dennoch müssen mehrere marktbasierte Instrumente und Mechanismen erst noch implementiert und praktische Erfahrungen in ihrer Anwendung gesammelt werden. Neben Forschungsaktivitäten spielen Transformationstechnologien und die praktische Erprobung innovativer Ansätze in Form von Pilotprojekten eine entscheidende Rolle, um die Entwicklung in allen Bereichen des chinesischen Kohlenstoffmarktes weiter voranzutreiben. Hier bieten sich auch neue Chancen für internationale Unternehmen, ihre Technologien, Dienstleistungen und Erfahrungen einzubringen.
Vor diesem Hintergrund lud die AHK Greater China Beijing am 15. Dezember 2020 rund 20 Vertreter von Regierungsorganisationen, Unternehmen und weiteren Stakeholdern mit Bezug zu Umwelttechnologien und Kohlenstoffmärkten zu einem Netzwerktreffen ein, um praktische Perspektiven für Kohlenstoffmärkte in China zu diskutieren.
Das Treffen begann mit einem Vortrag von Dr. Wang Yu von der Tsinghua Universität, die zunächst betonte, dass das Emissionshandelssystem (EHS) eine wichtige und zentrale Klimapolitikmaßnahme sei, die flexibler und kosteneffizienter sei als eine „Command-and-Control-Politik“. Allerdings seien die Anforderungen an die Messung, Berichterstattung und Verifizierung (Measurement, Reporting and Verification, MRV) oftmals höher. Die Implementierung eines robusten MRV-Systems müsse bereits im Vorfeld der Implementierung eines EHS erfolgen. Dr. Wang erklärte, dass der Beitrag des EHS mehr als 50 Prozent betragen sollte, um das nationale Ziel einer 18-prozentigen Reduzierung der Kohlenstoffintensität während des 13. Fünfjahresplans (2016-2020) zu erreichen. Chinas nationales EHS, das sich auf insgesamt acht Sektoren erstreckt, werde Zertifikate entweder auf der Grundlage eines Benchmarks oder einer Methode zur Reduzierung der historischen Emissionsintensität zuteilen. Beide Zuteilungsmethoden werden derzeit in verschiedenen lokalen EHS getestet. Dr. Wang zeigte weiter auf, dass mehr als 17 Millionen Tonnen zertifizierte Emissionsminderungen (CCER) aus China im Pilot-ETS für die Kompensierung von Kohlenstoffemissionen genutzt worden seien.
Als zweiter Redner erläuterte Wang Wenqiang von Sino Carbon, dass zur Überwindung der aktuellen politischen Schwierigkeiten beim Aufbau eines nationalen Kohlenstoffmarktes die Obergrenze intensitätsbasiert sein wird, was das aktuelle Gesamtziel der Emissionsminderung widerspiegelt und eine Kombination aus Bottom-up- und Top-down-Methoden darstellt. Die Förderung des EHS komme allen kohlenstoffarmen Aktivitäten in China zugute: Die neuen Ziele fördern die tiefgreifenden Forschungen und Maßnahmen der chinesischen Regierung und Unternehmen zur Dekarbonisierung der Wirtschaft und zur industriellen Transformation. Für die betroffenen Unternehmen könnte eine dreistufige Strategie mit einer Aufbauphase des Kohlenstoffmarktes nützlich sein, die aus einer Basisphase (MRV und Kapazitätsaufbau), einer Stimulations- sowie einer Förderphase (Compliance und Gewinn) besteht.
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Carbon Offsetting and Reduction Scheme for International Aviation in Times of Pandemic in China (December 2020)
Die COVID-19-Pandemie hat den weltweiten Luftfahrtsektor stark beeinträchtigt. Dies hat auch Auswirkungen auf die Umsetzung einer marktbasierten Maßnahme der International Civil Aviation Organization (ICAO), dem „Carbon Offsetting and Reduction Scheme for International Aviation“, kurz CORSIA. Das System soll die CO2-Emissionen des internationalen Luftverkehrs ausgleichen, um die Emissionswerte ab 2020 zu stabilisieren. Das angestrebte Ziel eines kohlenstoffneutralen Wachstums soll zusammen mit weiteren Maßnahmen zur Emissionsreduzierung wie Flugzeugtechnologie, nachhaltigen Flugkraftstoffen, verbessertem Betrieb und Flugverkehrsmanagement erreicht werden. China und andere Länder haben ihre Absicht signalisiert, sich freiwillig an der Pilotphase (2021-2023) und der ersten Phase (2024-2026) von CORSIA zu beteiligen.
Vor diesem Hintergrund lud die AHK China Beijing am 4. Dezember 2020 mehr als 30 Vertreter von Regierungsorganisationen, Unternehmen und weiteren Interessengruppen zu einem Netzwerktreffen ein, bei dem CORSIA sowie aktuelle Entwicklungen in der Luftfahrtindustrie diskutiert wurden. Die Veranstaltung fand im Rahmen des Carbon Market Cooperation-Projekts statt, welches durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) gefördert wird. Zwei ausgewählte Experten gaben einen tiefen Einblick in den aktuellen Status von CORSIA sowie nachhaltige Entwicklungen und technologische Verbesserungen der Luftfahrtindustrie in China.
Das Netzwerktreffen begann mit einem Vortrag von Wang Ren, Deputy Director des Büros für Energy Conservation and Emissions Reduction der Civil Aviation Administration of China (CAAC). Mit einer Analogie eines 2016 mit einem Gendefekt geborenen Babys, welches seit 2017 unausgewogen gestillt wurde, vermittelte Herr Wang ein eher pessimistisches Bild von CORSIA. Der gravierendste Defekt, so Wang, sei das Ziel des kohlenstoffneutralen Wachstums ab 2020, welches insbesondere Entwicklungs- und Schwellenländer mit schnell wachsenden Luftfahrtmärkten diskriminiere. Ein zweiter Defekt sei die Überschreitung der Kompetenz der ICAO, insbesondere bei den damit verbundenen Standards und empfohlene Praktiken, welche Staaten beim Management von Flugsicherheitsrisiken in Abstimmung mit ihren Dienstleistern unterstützen sollen. Aufgrund dieser bestehenden Defekte habe es in den letzten Jahren eine Desintegration und einen Verlust von Vertrauen gegeben. Dennoch sei CORSIA eine hart erkämpfte Errungenschaft und müsse entsprechend reformiert werden. Wang plädierte für einen Bottom-Up-Ansatz, ähnlich dem der chinesischen National Development and Reform Commission (NDRC). Da jeder Staat individuelle nationale Bedingungen beachten müsse, könne ein Top-Down-Ansatz durch die ICAO nicht funktionieren. Die ICAO müsse langfristig einen flexibleren und kooperativeren Ansatz zur Umsetzung von CORSIA verfolgen. Folglich vertrete die chinesische Führung selbst die Auffassung, dass China als große Nation den größten Beitrag zur menschlichen Gesellschaft leisten kann, wenn es seine eigenen Angelegenheiten gut regle. China müsse eigene Wege finden, da das Erreichen der Kohlenstoffneutralität auf lange Sicht für China wesentlich schwieriger sein werde als für Industrieländer. Der Zeitraum für den Übergang zur Kohlenstoffneutralität betrage lediglich 30 Jahre, und von 2030 bis 2050 müsse China seine Emissionen mit einer durchschnittlichen jährlichen Rate von 8 bis 10 Prozent senken – wesentlich rascher als Industrieländer. Der chinesische Luftfahrtsektor sehe sich mit einer steigenden Nachfrage, mehr Wettbewerb und verbindlicheren Umwelt- und Emissionsvorschriften konfrontiert. Um den Herausforderungen gewachsen zu sein, benötige es verschiedene Ansätze von neuen Technologien über Biokraftstoffe und Substitution elektrischer Energie, dem Aufbau von Energiemanagementsystemen bis hin zu marktbasierten Mechanismen.
Als zweiter Redner gab Dr. Ma Xiangshan von der Energy Foundation China einen Ausblick auf nachhaltige Entwicklungen und Strategien im Bereich der Luftfahrtindustrie in China. In einer ersten Ist-Analyse diagnostizierte Dr. Ma, dass obwohl der relative Treibstoff- und Energieverbrauch abgenommen habe, es aufgrund der steigenden Nachfrage keine absoluten Emissionsreduktionen gab, sondern lediglich einen reduzierten Anstieg. Es werde künftig weiterhin einen absoluten Anstieg beim Treibstoff- und Energieverbrauch geben, jedoch mit steigenden Anteilen von Biokraftstoffen sowie elektrisch und durch Wasserstoff betriebenen Flugzeugen. Zukünftig, so Dr. Ma, sei mehr Ehrgeiz für grüne Luftfahrt erforderlich. Um die Ziele für den internationalen Luftfahrtsektor – eine jährliche Verbesserung der Treibstoffeffizienz um 2 Prozent bis 2050 und ein kohlenstoffneutrales Wachstum ab 2020 – zu erreichen, seien zahlreiche Maßnahmen notwendig, darunter Verbesserungen der Flugzeugtechnologie, betriebliche Verbesserungen, nachhaltige Kraftstoffe und marktbasierte Maßnahmen wie CORSIA. In China entfallen 98,1 Prozent des Energieverbrauchs im Luftfahrtbereich auf Flugzeugtreibstoff. Aus diesem Grund sollte es hier besondere Anstrengungen bei der Entwicklung geben. Kernpunkte der chinesischen Vision einer grünen Luftfahrt umfassen ein grünes Entwicklungskonzept, Platzeinsparungen, eine Verbesserung der Ressourcen- und Energieeffizienz, das Bauen grüner Flughäfen, die Eindämmung der Kohlenstoffemissionen und die Minimierung negativer Auswirkungen auf die Umwelt. Essenziel sei dabei laut dem Experten die Fokussierung auf die integrierte 3-E-Strategie (Economy-Energy-Environment) sowie der Aufbau zusammenhängender Initiativen für eine mittel- bis langfristige „Energie- und Technologierevolution“ unter systematischer Berücksichtigung der politischen, sozioökonomischen, technologischen und energetischen Aspekte im Airline- und Flughafenbereich. Mit Blick auf den bevorstehenden 14. Fünfjahresplan (2021-2025) stellte Ma abschließend noch empfohlene Initiativen vor: Neben der Formulierung neuer Strategien und Pläne, der Gestaltung und Umsetzung der nationalen Energie- und Technologierevolution werde man sich auf marktbasierte Mechanismen wie der Verstärkung spezifischer Kapitalinvestitionen in ausgewählte Projekte zur Energieeinsparung und Verbesserung der Treibstoffeffizienz sowie die Einbindung der Luftfahrt in das nationale Emissionshandelssystem und CORSIA fokussieren.
Im Anschluss an die ausführlichen Vorträge der beiden Experten bestand für die anwesenden Teilnehmer die Möglichkeit, Fragen zu stellen. Von besonderem Interesse hierbei war die von Wang formulierte Kritik an der ICAO und CORSIA sowie dem Ziel, einen Bottom-Up-Ansatz zu implementieren. Wang betonte erneut, dass zwar unter den ICAO-Mitgliedern Einigkeit bei den Zielen herrsche, die Umsetzung jedoch nicht vereinheitlicht werden könne. Eine weitere Frage bezog sich auf die bisher fehlenden nationalen Richtlinien und marktbasierten Mechanismen für Biokraftstoffe in China. Dr. Ma verwies hierbei zunächst auf die Nennung von Biokraftstoffen in den 2011 verabschiedeten Richtlinien für die grüne Entwicklung der Luftfahrtindustrie. Jedoch sehe er noch Herausforderungen beim aktuellen Stand der wissenschaftlichen Forschung sowie der Kommerzialisierung solcher Kraftstoffe.
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Nature-Based Solutions in China for Climate Change Mitigation and Adaptation (August, 2020)
Econet Monitor, Ausgabe September 2020
As an important component of the global efforts to reach the targets of the Paris Agreement, Nature-Based Solutions (NBS) represent a wide range of actions to preserve and restore ecosystems that can store carbon, mitigate climate-change impacts and support biodiversity. NBS have a promising potential if they can be further enhanced and scaled-up, and if emissions reductions of implemented measures can be effectively quantified and credited under carbon market programs. In 2019, China highlighted NBS’ potential to facilitate climate action and increased its awareness at the UN Climate Action Summit.
As the implementing organization of the Carbon Market Cooperation Project supported by the German Federal Ministry for the Environment, Nature Conservation and Nuclear Safety, AHK Greater China Beijing invited over 30 representatives from governmental organizations, enterprises, and further stakeholders related to environmental technologies and carbon markets to a Networking Meeting on September 2 to discuss recent developments, challenges and opportunities in the field of NBS in China.
With a particular focus on forests and other landbased ecosystems, two renowned experts from the China National Center for Climate Change Strategy and International Cooperation (NCSC) and The Nature Conservancy (TNC) gave a deep insight into the latest developments, policies, and implications for NBS in China. Already earlier this year, both organizations launched a cooperative research project on NBS to support its further development in China and explore its role in the collaborative governance of climate change and biodiversity conservation.
As Director of the Strategy and Planning Department of NCSC, Dr. Chai Qimin accentuated NBS’ underlying approach of gaining a better systemic understanding of the harmonious co-existence between humans and nature to mitigate and adapt to climate change. To achieve the targets envisioned at the UN Climate Action Summit 2019, NBS needs to be incorporated and enhanced in the Nationally Determined Contributions (NDCs), National Adaptation Plans (NAPs), and overall development strategies and plans. Accordingly, NBS will also be an integral part of China's renewed NDCs, which will be submitted by the end of the year, as Dr. Chai revealed. At the same time, China is enhancing actions in key areas including the conservation, management, and restoration of forests and other terrestrial ecosystems. China’s current target for 2030 is to increase the forest stock volume by around 4.5 billion m3 and 43 million hectares on the 2005 level. By giving a brief outlook, Dr. Chai concluded that upcoming summits such as the UNFCCC COP 26 could be suitable opportunities to have NBS further mainstreamed.
Moreover, Dr. Xiaoquan Zhang, Chief Science Officer of TNC China and expert on methodologies and projects of forest carbon, gave an overview of the current status quo of NBS in the carbon market. By presenting a variety of different statistics and quantifications of land-based NBS projects in China, Dr. Zhang outlined a rather subdued picture due to the still rather limited number of concrete projects under the Clean Development Mechanism (CDM), the Verified Carbon Standard (VCS) and other standards. Regarding NBS projects in forestry, China’s carbon market currently counts 15 registered and only 2 issued projects, mostly in afforestation and reforestation with an issued volume of about 144 ktCO2. Using Beijing as an example, the expert further explained that the originally high price for forests (CNY/CO2) has adjusted to the price level of non-forestry, while the general amount of assigned credits is constantly increasing.
Following the in-depth presentations of the two speakers, attendees had the opportunity to ask questions. Of particular interest was a question concerning the difficulty of quantification and crediting of emissions reductions from NBS measures. Dr. Zhang emphasized that there are already several policies and targets in China. It is, however, more important to think about how to better implement such policies and planning. He further elaborated that the government turned its priority towards improving forest quality (i.e. volume per hectare) rather than the forest area, due to the limited space in China. However, monitoring forest quality remains a difficult challenge. Dr. Chai further commented that China is more practical at this stage. He made clear that baseline data, targets, possible policies, and appropriate policy tools for NBS are not clearly identified yet. Despite general optimism of the government, options for concrete actions are still limited and need to be further enhanced, also by including the private sector and market mechanisms.
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Carbon Capture, Utilization and Storage in China – Status Quo and Perspectives (July 2020)
Econet Monitor, Ausgabe August 2020
Für China stellt das „Carbon Capture, Utilization and Storage“ (CCUS) eine notwendige Komponente für die Eindämmung des Klimawandels dar und soll dazu beitragen, eine kohlenstoffarme und nachhaltige Zukunft zu ermöglichen. Infolge des wachsenden Energiehungers der Volksrepublik, der zu rund 70 Prozent mit fossilen Brennstoffen wie Kohle, Öl und Gas gestillt wird, steigt auch die Menge des freigesetzten CO2.
Um den CO2-Ausstoß zu minimieren, wird nicht nur auf erneuerbare Energie gesetzt. Seit dem 12. Fünfjahresplan (2011-2015) hat China CCUS-Technologien in die zukünftigen Pläne für den Klimaschutz integriert. Der „National Plan on Climate Change“ (2014-2020) beinhaltet ebenso CCUS wie der „Plan for Controlling Greenhouse Gas Emissions“ während des Zeitraums des 13. Fünfjahresplans (2016-2020). Darüber hinaus veröffentlichten das Ministry of Science and Technology (MOST) und das Administrative Center for China’s Agenda 21 (ACCA 21) im Jahr 2019 einen neuen Technologiefahrplan für CCUS.
Vor diesem Hintergrund lud die AHK Greater China Beijing am 23. Juli über 30 Unternehmensvertreter und Experten zu einem Netzwerktreffen ein, bei dem die neuesten Trends und Auswirkungen von CCUS in China und der Fortschritt der Forschung in diesem Bereich diskutiert wurden. Die Veranstaltung fand im Rahmen des Carbon Market Cooperation-Projektes statt, welches durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) gefördert wird.
Zwei ausgewählte Experten gaben einen tiefen Einblick in die Rahmenbedingungen von CCUS in China und verwiesen auf aktuelle und zukünftige Projekte von Energieunternehmen sowie auf allgemeine Herausforderungen bei der Weiterentwicklung der Technologien.
Das Netzwerktreffen begann mit einem Vortrag von Dr. Xian Zhang, der als Deputy Director beim ACCA21 fungiert und auch zusätzliche Funktionen beim MOST innehat. Zu Beginn skizzierte der Experte die grundsätzlich guten Rahmenbedingungen für die Nutzung von CCUS in der Volksrepublik. Große Mengen aus der industriellen Produktion stammenden CO2-Emissionen entstehen mehrheitlich im wirtschaftlich prosperierenden Ostchina, wohingegen das enorme Lagerungspotenzial vorwiegend in Westchina besteht. Dieses wird landesweit mit 2.000 Gigatonnen beziffert. Laut Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) bietet CCUS das drittgrößte Potenzial zur CO2-Reduktion überhaupt. Gemäß den neuesten verfügbaren Zahlen der International Energy Agency (IEA) wird CCUS 14 Prozent der globalen CO2-Emissionen reduzieren können. Folglich, so erklärte Dr. Zhang, würde das Übereinkommen von Paris und das damit verbundene Zwei-Grad-Ziel ohne die Nutzung von CCUS nicht einzuhalten sein. Chinas CO2-Emissionen werden Schätzungen zufolge ihren Höchststand im Jahr 2030 erreichen. Nicht zuletzt deshalb, aber auch wegen der technologischen Entwicklung sei das Zeitfenster zwischen den Jahren 2030 und 2035 für die Implementierung von CCUS-Technologien der bis dahin zweiten Generation am sinnvollsten zu bewerten. Insbesondere ab dem Jahr 2030 wird eine Abhängigkeit von CCUS zu erwarten sein, so der Experte Dr. Zhang.
Im Reich der Mitte spielen Demonstrationsprojekte zur Erprobung von neuen Technologien eine zentrale Rolle. Zum jetzigen Zeitpunkt wurden landesweit rund 60 CCUS-Projekte realisiert. Derzeit, so gab Dr. Zhang zu bedenken, gibt es in China allerdings keine profitablen Geschäftsmodelle mit den noch neuen Technologien. Diese wurden erstmals 2011 in einem Technologiefahrplan gelistet, welcher 2019 aufgrund der innovativen und raschen Entwicklung novelliert wurde. Der Technologiefahrplan gibt fünf Meilensteine wieder, die zwischen den Jahren 2025 und 2050 zu erreichen seien. Für das Schlüsseljahr 2030 wird unter anderem die Fähigkeit der Industrialisierung von bestehenden CCUS-Technologien angestrebt. Somit sollen die derzeit noch vorhandenen Herausforderungen wie beispielsweise die hohen Kosten für die CCUS-Technologien der ersten Generation bewältigt werden und darüber hinaus unter anderem marktorientierte Anreize und Mechanismen geschaffen werden.
Als zweiter Redner des Netzwerktreffens berichtete der Experte Dr. Xiaolong Wang vom China Huaneng Clean Energy Research Institute (CERI) über den Status quo von CCUS-Technologien und gab zudem einen spannenden Ausblick über die künftigen Entwicklungen. Der Branchenexperte wies darauf hin, dass trotz der Tatsache, dass CCUS-Technologien noch am Anfang der Entwicklung stehen, bereits große Fortschritte erzielt wurden. So wurde 2008 erstmalig in China ein Demonstrationsprojekt zur CO2-Abscheidung in der Provinz Hebei errichtet, welches eine jährliche Kapazität von rund 3.000 Tonnen besitzt. Bereits ein Jahr später realisierte das Staatsunternehmen China Huaneng ein weiteres Projekt zur Abscheidung von CO2. Das in Shanghai gelegene Werk ist mit einer Jahreskapazität von 120.000 Tonnen derzeit das größte Projekt in diesem Bereich. Ein weiteres Demonstrationsprojekt, das eine jährliche Kapazität von 150.000 Tonnen CO2 zur Abscheidung erbringen soll, wird voraussichtlich 2021 fertiggestellt. Es ist somit eine rasante Entwicklung von CCUS-Projekten in den letzten Jahren zu beobachten. Gab es im Jahr 2008 lediglich drei Projekte, hat sich die Zahl bis 2016 verachtfacht und stieg bis 2020 auf insgesamt 60 Projekte an. Auch im Bereich CO2-Enhanced Oil Recovery (EOR, zu Deutsch: tertiäre Ölgewinnung) und Lagerung sind in der Volksrepublik Forschungserfolge zu verzeichnen. So hat das chinesische Unternehmen Yanchang Petroleum ein unter anderem durch die Asian Development Bank (ADB) gefördertes Projekt ins Leben gerufen, welches eine chemische Injektionskapazität von 500.000 Tonnen leisten soll. Der CCUS-Bereich bietet ein breites Spektrum unterschiedlicher Anwendungen, wie beispielsweise die sich noch in der Forschung befindliche CO2-Konversion in Methan, Plastik oder Beton. Laut Dr. Wang sind allerdings weitergehende Forschungsbemühungen notwendig, damit eine Kommerzialisierung erreicht werden kann. Eine der Hauptherausforderungen sind auch hier die hohen Kosten. Diese beziffert der Branchenexperte für Technologien der ersten Generation auf ungefähr 300 CNY (ca. 35 EUR) pro Tonne des abgeschiedenen CO2. Mit fortschreitender Entwicklung von CCUS-Technologien der künftig zweiten Generation sollen die Kosten auf unter 200 CNY (ca. 25 EUR) minimiert werden können.
Im Anschluss der tiefgehenden Vorträge gingen die beiden Referenten auf Fragen des Publikums ein. Vordergründiges Interesse der anwesenden Teilnehmer galt der wirtschaftlichen Durchführbarkeit von CCUS-Projekten und den noch bestehenden Herausforderungen. Konkret wurde gefragt, ob es wirtschaftlich erfolgreiche CCUS-Projekte in der Volksrepublik gibt. In diesem Zusammenhang erklärte Dr. Zhang, dass es seines Wissens nach noch kein Projekt gäbe, das zum jetzigen Zeitpunkt profitabel sei und dies eines der Gründe sei, weshalb jedes CCS-Projekt derzeit noch mit Beteiligung von Staatsunternehmen durchgeführt werde. Damit CCUS-Projekte nachhaltig betrieben werden können, seien weitreichende Forschungsbemühungen nötig, beispielsweise in der Entwicklung von neuen CCUS-Technologien oder der Weiterentwicklung von bestehenden Technologien für die bevorstehende nächste Generation.
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Networking Meetings 2019 (in German)
China’s National Emissions Trading System: Developments, Challenges and Design (December, 2019)
Econet Monitor, Ausgabe Februar 2020
Zwei Jahre nach Einführung des nationalen Emissionshandelssystems (EHS) lud die AHK Greater China Beijing am 17. Dezember 2019 Unternehmensvertreter und Experten zu einem Netzwerktreffen ein, bei dem der aktuelle Status der Implementierung, die Struktur sowie die Herausforderungen und Erwartungen diskutiert und analysiert wurden. Im Rahmen des Treffens konnten die rund 30 Teilnehmer einen Eindruck erster Erfolge und bestehender Herausforderungen des landesweiten EHS gewinnen, sowie Erkenntnisse über zukünftige Entwicklungen sammeln. Bei der Veranstaltung, welche im Rahmen des vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, und nukleare Sicherheit (BMU) geförderten Carbon Market Cooperation-Projektes organisiert wurde, schilderten zwei ausgewählte Experten die Entwicklungen des chinesischen Emissionshandels.
Das Netzwerktreffen begann mit einem Vortrag von Dr. Gu Alun vom Institute of Energy, Environment and Economy der Tsinghua Universität. Zu Beginn thematisierte Gu die Entwicklungen der globalen CO2-Emissionen und legte dar, wie sich diese unter verschiedenen Bedingungen in Zukunft entwickeln könnten. Um das in Paris vereinbarte Zwei-Grad-Ziel zu erreichen, müssen die nationalen Klimaschutzbeiträge („Nationally Determined Contribution" – kurz „NDC") drastisch erhöht werden, da die aktuellen Maßnahmen der Prognose nach die Klimaerwärmung lediglich auf 3 Grad Celsius oder mehr bis zum Jahr 2100 einschränken werden. Laut Gu sollen die NDCs Chinas im Rahmen des kommenden 14. Fünfjahresplans (2021-2025) weiter an die Ziele des Übereinkommens von Paris angeglichen werden, was bedeutet, dass die CO2-Emissionen künftig stark reduziert werden müssen.
Des Weiteren ging Gu auf die Gestaltung der CO2-Bepreisung ein. Da das EHS erst seit zwei Jahren existiert, befindet es sich immer noch im Aufbau und in der ersten Entwicklungsphase. Die Hauptaufgaben betreffen derzeit weiterhin Entscheidungsprozesse zu den am EHS teilnehmenden Industriesektoren, zur Emissionsobergrenze sowie zu Maßnahmen bezüglich der Registrierungs- und Allokationsverfahren.
Acht Sektoren mit knapp 7500 Geschäftseinheiten sind momentan im EHS vorgesehen. Dazu gehören Industrien im Bereich Energieerzeugung, Mineralölverarbeitung, Chemie, Baumaterialien, Stahl, Nichteisenmetalle, Papierherstellung sowie die zivile Luftfahrt. Um für die Sektoren eine Emissionsobergrenze festzulegen, wird grundsätzlich ein Top-down- und Bottom-up-Konzept angewandt. In den meisten Sektoren soll jedoch insbesondere mit dem Bottom-up-Konzept gearbeitet werden: Mit einem Benchmarking soll ein Vergleichswert geschaffen werden, der emissionsarm wirtschaftende Betriebe belohnen und emissionsintensive Betriebe zu nachhaltigerem Wirtschaften anleiten soll. Das Top-down-Konzept hingegen soll in wenigen Sektoren angewandt werden und vergleicht die historischen Emissionswerte des Sektors mit aktuellen und zukünftigen Emissionen. Durch schrittweises Senken der Obergrenze und strikter werdenden Kontrollen, soll der Preis von CO2-Emissionen graduell gesteigert werden.
In den letzten beiden Jahren haben die vor längerer Zeit eingeführten Pilot-EHS und das nationale System koexistiert. Während des Zeitraums des 14. Fünfjahresplans bis spätestens 2025 soll jedoch eine Zusammenführung dieser, derzeit noch parallel betriebenen Strukturen, erreicht werden. Gu bot abschließend noch einen Ausblick in die nähere Zukunft und hob dabei insbesondere China Certified Emission Reductions (CCER) als Zugang und Bindeglied zu internationalen Märkten hervor.
Als zweite Expertin berichtete Zhang Jingjie, vom China Electricity Council (CEC) von ihren Erfahrungen mit dem EHS im derzeit bereits eingebundenen Energieerzeugungssektor. CEC wurde in diesem Zusammenhang vom chinesischen Ministry of Ecology and Environment (MEE) beauftragt, das Design, den Betrieb und die weitere Planung des nationalen EHS zu übernehmen.
In Chinas Energiesektor ist ein deutlicher Trend zu erkennen: Die Kapazitäten an erneuerbaren Energien wachsen jährlich weiter – installierte Windkraft- und Solaranlagen nehmen mittlerweile knapp 33 bzw. 36 Prozent der global installierten Kapazitäten ein. Jedoch liegt der Anteil von Kohle am Primärenergieverbrauch in China noch immer bei 59 Prozent und nimmt damit nach wie vor den mit Abstand größten Anteil ein. Das Potenzial an dieser Stelle CO2-Emissionen einzusparen ist groß. Geplant ist eine Reduzierung des CO2-Ausstoßes pro BIP-Einheit bis zum Jahr 2030 um 60 bis 65 Prozent auf Grundlage des Jahres 2005.
Im Folgenden beschrieb Zhang die Arbeit am nationalen EHS und gewährte weitere Einblicke in aktuelle Entwicklungen. Im ersten Jahr nach der Einführung des EHS beschäftigte sich CEC hauptsächlich mit dem grundlegenden Aufbau des Systems, um im Jahr 2019 den Probebetrieb aufzunehmen. 2020 soll der Markt weiter optimiert werden und die weitere Zusammenführung mit den Pilotprojekten während des 14. Fünfjahresplans vorbereitet werden. Chinas Energiesektor, insbesondere der Stromerzeugungssektor ist mit mehr als 2400 Unternehmen sehr groß und umfasst mit über 3 Milliarden Tonnen gehandelten CO2-Gesamtemissionen ein größeres Volumen als das gesamte europäische EHS. Um eine effektive Umsetzung des Emissionshandels zu gewährleisten, hat das MEE im Frühjahr 2019 eine vorläufige Regelung zur Abwicklung des Emissionshandels veröffentlicht. Das Dokument enthält eine Reihe an Implementierungsregelungen, -prozeduren, Qualifizierungsvoraussetzungen und Verantwortlichkeiten für alle relevanten Akteure sowie technische Standards, welche der Kohlenstoffbilanzierung, Berichterstattung und Verifizierung dienen.
Die teilnehmenden Unternehmen folgen einem vom CEC angefertigten Leitfaden, um ein internes Organisationssystem aufzubauen. Hierzu gehören Handlungsempfehlungen sowie eine Reihe an Reglementierungen, an welchen sich die Unternehmen orientieren können. Beispielsweise sollen eigene Unternehmensabteilungen für Emissionsmanagement geschaffen werden, welche für die Koordinierung der CO2-Emissionen und den CO2-Handel verantwortlich sind. Darüber hinaus sollen Maßnahmen formuliert und Vorschriften für Kohlenstoffemissionsstatistiken, Bilanzierung und Berichterstattung entworfen werden. Es wird zudem empfohlen, mit unabhängigen Prüfern und Behörden zusammenzuarbeiten, um eine vorschriftsgemäße Emissionsbilanz zu gewährleisten.
In der abschließenden Diskussion beantworteten die Experten insbesondere Fragen zu den Entwicklungen der letzten beiden Jahre. Der Start des EHS Ende 2017 stellte lediglich den Anfang der Einführungsphase dar, in welcher das System aufgebaut wurde und Firmen darauf vorbereitet werden, am EHS teilzunehmen. In den kommenden ein bis zwei Jahren wird die Simulationsphase beginnen, in welcher Tests durchgeführt werden, um die Funktionsfähigkeit des Systems zu verbessern. Die Methoden, um eine Emissionsobergrenze einzuführen, sind in manchen Sektoren verhältnismäßig kompliziert, wie beispielsweise in der Papierindustrie. Es ist jedoch damit zu rechnen, dass nach dem Energiesektor die Nichteisenmetalle- und Stahlindustrie in das System aufgenommen wird und innerhalb des 14. Fünfjahresplans weitere Sektoren, darunter auch Papierherstellung hinzukommen werden. Abschließend wurde festgehalten, dass das EHS zwar ein großes Potenzial aufweist, es jedoch nicht zur Lösung jeglicher Herausforderungen der Emissionsreduzierung in China dienen kann.
China’s New Energy Spot Markets: Key Features and Implications (October 2019)
Ecnonet Monitor, Ausgabe Oktober 2019
Seit einigen Jahren werden in China grundlegende und umfassende Strommarktreformen durchgeführt. Das übergeordnete Ziel ist es, ein effizientes, wettbewerbliches Marktsystem und einen marktbasierten Mechanismus für die Strompreisfindung einzurichten sowie einen kohlenstoffärmeren Strommarkt zu etablieren. Dadurch soll eine bessere Allokation von Ressourcen ermöglicht, die Effizienz des Kraftwerksbetriebs verbessert, Investments angelockt, Kosten reduziert, und insbesondere auch erneuerbare Energien gezielt priorisiert werden. Um diese Ziele zu erreichen, treibt China unter anderem den Aufbau von Stromspotmärkten voran. Ende 2018 veröffentlichten die National Development and Reform Commission (NDRC) und die National Energy Administration (NEA) neue Leitlinien für die Ausgestaltung der Stromspotmärkte, welche in acht Provinzen ihren Probebetrieb – mit unterschiedlichen Marktmodellen – aufgenommen haben. Bis Ende 2019 soll auch der interprovinzielle Stromspothandel ermöglicht werden. Aus den Erfahrungen der Pilot-Stromspotmärkte sollen später Standards und Handlungsempfehlungen für den Übergang hin zu einem landesweiten, marktorientierten Stromhandel abgeleitet werden.
Vor diesem Hintergrund lud die AHK Greater China Beijing am 16. Oktober 2019 mehr als 30 Unternehmensvertreter und Experten zu einem Netzwerktreffen ein, bei dem der aktuelle Entwicklungsstand sowie die wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen zur Förderung kohlenstoffarmer Strommärkte in China diskutiert wurden. Im Rahmen des Treffens gaben zwei ausgewählte Experten Einblicke in die aktuellen Entwicklungen und Effektivität der eingerichteten Stromspotmärkte. Die Veranstaltung fand im Rahmen des Carbon Market Cooperation-Projekts statt, welches durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) gefördert wird.
Der erste Vortrag der Veranstaltung wurde von Dr. Nan Jiang von der Tsinghua Universität gehalten und behandelte die Entwicklungen der Energiemärkte seit 2014. Dabei ging sie besonders auf die Reformen der Strommärkte ein sowie auf die Implementierung der acht neuen Pilot-Spotmärkte. Ziel der Reformen ist es, den Markt weiter zu liberalisieren, neue Strukturen zu etablieren und das System effektiver zu gestalten. Die acht Pilot-Spotmärkte wurden 2018 im Rahmen der Strommarktreformen in den Provinzen Shanxi, Gansu, Sichuan, Guangdong, Fujian, Zhejiang, Shandong und der Inneren Mongolei eingeführt. Je nach Netzstruktur, Kapazitäten der erneuerbaren Energien und vorhandenen Institutionen wurden entweder mehrschichtige oder zentralisierte Marktmodelle eingesetzt.
In den in östlichen Landesteilen angesiedelten Spotmärkten wird ein mehrschichtig gestalteter Markt implementiert, bei welchem eine bestimmte Grundlast von ausgewählten, meist lokalen Kraftwerken übernommen wird und jeder weitere Bedarf am Markt gehandelt wird. In den südlichen Regionen werden dagegen alle Ladungen frei in den Spotmärkten gehandelt. Die erste der beiden Varianten wird sich laut der Expertin mit hoher Wahrscheinlichkeit langfristig durchsetzen. Zwar ist die zweite Variante insgesamt effizienter aber im mehrschichtigen Marktmodell verbleibt mehr Macht bei den lokalen Entscheidungsträgern. Die Spotmärkte werden auf lokaler, provinzieller und nationaler Ebene strukturiert – die provinziellen Märkte sollen dabei als Schnittstelle zwischen den lokalen und den nationalen Märkten fungieren. Verbindungen zwischen den verschiedenen Märkten können maßgeblich zum Erfolg der Reformen beitragen und damit auch zum Erreichen der Spotmarktziele.
Hauptziele und -aufgaben der Spotmärkte sind vor allem die Liberalisierung des Festpreismechanismus, das Einrichten von Plattformen zum Handel mit Energie, eine verbesserte Integration erneuerbarer Energien und eine effektivere Energieerzeugungs- und Netzwerkplanung. Der Preismechanismus soll als Indikator dienen anhand dessen Preissignale abgeleitet und interpretiert werden können. Bei der vermehrten Integration erneuerbarer Energien gilt es, wie auch bei der Implementierung der Spotmärkte, eine stabile Stromversorgung zu garantieren und Risiken so gering wie möglich zu halten. Dadurch kann der Austausch zwischen den verschiedenen Teilnehmern im Markt gefördert werden und Vertrauen in das System entstehen. Das übergeordnete Ziel ist es eine optimierte und effektivere Ressourcennutzung und Allokation zu erreichen. Zu diesem Zweck wurde neben den Pilot-Spotmärkten auch ein interprovinzieller Markt für den Handel mit abgeregelter, erneuerbarer Energie aufgebaut.
Dr. Jiang gewährte außerdem detailliertere Einblicke in die Spotmärkte in Südchina und berichtete von den Entwicklungen aus den Jahren 2014-2017. Dort existiert bereits seit 2014 eine auf Marktmechanismen basierende Allokation von elektrischen Ladungen. Die Ergebnisse der ersten Testphase werden nun ausgewertet und reflektiert. Die in dieser Region entstandenen Daten dienen heute als eine der wenigen öffentlich zugänglichen, empirischen Quellen in China, aus denen Handlungsempfehlungen abgeleitet werden können.
In der zweiten Präsentation des Treffens stellte Daniel Wetzel vom Rocky Mountain Institute seine Arbeit zum Thema Energiemarkt-Reformen und Spotmärkte vor. Er ging besonders auf die Auswirkungen der Spotmärkte ein und stellte die These auf, dass sich die Spotmärkte künftig fundamental auf die Abläufe der Energieerzeugung auswirken werden. Die Auswirkungen umfassen beispielsweise geringere Energiepreise, weniger Elektrizität aus Kohlekraftwerken, flexibleres Anpassen von generierten Ladungen in Kraftwerken und die Übernahme von mehr Verantwortung durch Kunden in der Beschaffung und im Management. Die Spotmärkte können dadurch zur Verringerung der Produktionskosten und der CO2-Emissionen um 4-12 Prozent beitragen – in Abhängigkeit der Analyseparameter.
Den größten Effekt werden die kleineren Kohlekraftwerke spüren, da diese durch niedrigere Strompreise an den Rand der Rentabilität gedrängt oder sogar völlig unwirtschaftlich werden. Erste Prognosen zeigen, dass der Strompreis nach der Implementierung landesweiter Spotmärkte pro kWh von 0,38 CNY auf 0,26 CNY sinken soll. Das trifft besonders die kleineren Kraftwerke welche sich meistens im lokalen Besitz von Kommunen befinden. Dies gilt als kritischer Punkt in der erfolgreichen Implementierung der Spotmärkte, da die lokalen Entscheidungsträger möglicherweise eine stabile, geregelte und lokale Stromversorgung einer Reduktion von 4-12 Prozent der Kosten und Emissionen vorziehen. Davon betroffene Kraftwerke müssen aus diesem Grund im Voraus ausfindig gemacht und der Übergang muss entsprechend gemanagt werden. Durch die Spotmärkte könnten sich auch grundlegende Verhältnisse der Energiemärkte verlagern. Die Bezugsgebiete für Elektrizität beispielsweise werden sich ausweiten, um die im Output stark fluktuierenden erneuerbaren Energien besser zu integrieren. Der Experte gab an dieser Stelle ein Beispiel aus der Provinz Shandong in welcher ein Spotmarkt, insbesondere ein interprovinzieller in der Vergangenheit geholfen hätte, Engpässe in der Stromversorgung zu überbrücken.
In der abschließenden Diskussion zeigte sich das große Interesse aller Teilnehmer durch eine aktive Konversation zwischen den Vortragenden und dem Publikum. Besonders der Zusammenhang der Spotmärkte mit dem Emissionshandel in China interessierte viele Teilnehmer. Beide bieten das Potenzial, Emissionen zu verringern und einen effektiven Anreiz für einen kohlenstoffärmeren Energiekonsum zu schaffen. Die beiden Systeme werden allerdings von zwei unterschiedlichen Kommissionen geleitet, die nicht in direkter Verbindung zueinanderstehen. Die Mechanismen der beiden Systeme üben eine indirekte Wirkung auf das jeweils andere System aus. So wird der Emissionshandel beispielsweise die Wirkung der Spotmärkte auf ineffiziente Kohlekraftwerke weiter verstärken. Neben dieser Frage wurde von mehreren Teilnehmern Interesse an der Datenlage und Transparenz in dem neuen System geäußert. Transparenz und Zugang zu den Daten ist entscheidend, besonders für die Kunden der Energieerzeuger aber auch für politische Entscheidungsträger oder Wissenschaftler. Die Daten werden momentan zu großen Teilen unter Verschluss gehalten, da es sich um Pilotprojekte handelt. Informationen, Daten und Ergebnisse werden zurzeit lediglich von den Institutionen in Guangdong veröffentlicht oder wurden, wie im Falle der beiden Referenten, von Kooperationspartnern bereitgestellt.
Market-based Mechanisms for Emissions Reduction in the Transport Sector and Promotion of New Energy Vehicles (June 2019)
Econet Monitor, Ausgabe Juni 2019
Mit mehr als einer Million abgesetzter Elektrofahrzeuge 2018 ist China mittlerweile zum weltweiten Leitmarkt für Elektromobilität aufgestiegen. Um den Übergang zu den sogenannten „New Energy Vehicles“ (NEVs) stärker zu unterstützen, verkündete die chinesische Regierung im September 2017 administrative Maßnahmen für die Einführung eines Credit-Systems. Seit Inkrafttreten der Maßnahmen im April 2018 werden in- und ausländische Automobilhersteller im Rahmen dieses dualen Punktesystems jährlich sowohl für den durchschnittlichen Kraftstoffverbrauch herkömmlicher Autos als auch anhand der Zahl der erreichten NEV-Credits evaluiert. Alle Hersteller und Importeure von Fahrzeugen müssen nunmehr eine bestimmte Punktezahl erreichen, die in den kommenden Jahren weiter gesteigert wird. Die Credits können zudem auf einer Online-Plattform gehandelt werden. Offen ist derzeit noch, ob und wie die Handelsplattform künftig in Chinas nationales Emissionshandelssystem eingebunden werden wird.
Vor diesem Hintergrund lud die AHK Greater China Beijing am 27. Juni 2019 mehr als 30 Unternehmensvertreter und Experten zu einem Netzwerktreffen ein, bei dem der aktuelle Status sowie die wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen zur Förderung von kohlenstoffarmer Mobilität in China diskutiert wurden. Im Rahmen des Treffens gaben zwei ausgewählte Experten Einblicke in die aktuellen Entwicklungen und Herausforderungen des NEV-Marktes und das neue Credit-System. Die Veranstaltung fand im Rahmen des Carbon Market Cooperation-Projekts statt, welches durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) gefördert wird.
Zu Beginn des Treffens stellte Dr. Ou Xunmin von der Tsinghua Universität das Potenzial und die Ansätze zur Emissionsreduzierung im chinesischen Verkehrssektor vor. In China besteht ein großes Interesse an der Minderung von Treibhausgasemissionen, sowohl aus umweltpolitischen Gründen als auch aufgrund der hohen Abhängigkeit des Landes von Ölimporten. Derzeit wird der Kraftstoffverbrauch von Fahrzeugen in China noch zu 90 Prozent von fossilen Kraftstoffen gedeckt. Während in China die Gesamtemissionen des Verkehrssektors 2017 nur 10 Prozent (ungefähr 1 Gigatonne CO2) betrugen und damit prozentual noch niedriger ausfallen als in der EU (mehr als 20 Prozent im Jahr 2017), ist in den nächsten Jahren mit einem schnellen Anstieg zu rechnen. Bis 2050 ist, je nach Entwicklungsszenario, ein CO2-Ausstoß von 1 bis 5 Gigatonnen zu erwarten.
Ergebnisse verschiedener Studien belegen, dass der Kraftstoffbedarf und die CO2-Emissionen von Fahrzeugen ab 2015 weiter zunehmen, bis 2030 ihren Höhepunkt erreichen und erst danach zu sinken beginnen werden. Dies lässt sich unter anderem auch auf die rasant wachsende Zahl an Fahrzeugen auf Chinas Straßen zurückführen: 2020 wird mit 278 Millionen, bis 2030 mit 481 Millionen und bis 2050 mit 546 Millionen Fahrzeugen gerechnet. Der Zuwachs an Pkws soll hierbei am größten ausfallen. Um einen raschen Anstieg der Emissionen zu vermeiden, ist es daher von großer Bedeutung, nicht nur die entsprechenden Technologien zu entwickeln, sondern auch die nötigen politischen Maßnahmen zu ergreifen, um einen emissionsarmen Verkehrssektor zu ermöglichen.
Die erfolgreiche Reduzierung der CO2-Emissionen im Verkehrssektor hängt insgesamt stark vom Wachstum des NEV-Sektors ab. Es wird prognostiziert, dass der Anteil von NEVs, insbesondere batterieelektrischer Fahrzeuge (EVs), mittel- und langfristig erheblich zunehmen und schließlich nach 2050 den Hauptanteil der Fahrzeuge ausmachen wird. Wasserstoffelektrische Fahrzeuge (FCVs) werden wahrscheinlich erst nach 2030 in eine rasche Wachstumsphase eintreten, während der Marktanteil von Plug-in-Hybriden (PHEVs) kurzfristig zunehmen, langfristig (mit Blick auf den Aufstieg von EVs) jedoch sinken soll. Bis 2020 sollen jährlich insgesamt 2 Millionen NEVs verkauft werden und 5 Millionen NEVs auf Chinas Straßen unterwegs sein.
Als zweiter Sprecher gab Lyu Wang vom China Automotive Technology & Research Center (CATARC) Einblicke in die Politikgestaltung und die Wirksamkeit des neuen dualen Credit-Systems, für welches das Ministry of Industry and Information Technology (MIIT) gemeinsam mit anderen Ministerien 2017 die neue Verordnung zur Punktevergabe veröffentlichte. CATARC wurde 2014 mit der Ausarbeitung der Verordnung betraut und erhielt dieses Jahr den Auftrag auch die Verordnung für den Zeitraum nach 2021 auszuarbeiten. Das Punktesystem, welches eines für Corporate Average Fuel Consumption (CAFC)- und eines für NEV-Credits kombiniert, fußt auf dem Angebot-Nachfrage Prinzip, das Autohersteller dazu verpflichtet, eine bestimmte Anzahl an Credits vorzuweisen. Für NEVs liegen die festgelegten Punktequoten für 2019 bei 10 und für 2020 bei 12 Prozent. Erreicht ein Unternehmen diese Quote nicht, muss es Credits über den Markt hinzukaufen. Durch das System sollen auch die Kaufprämien für NEVs, welche 2020 auslaufen, abgelöst werden. Die Funktionsweise basiert unter anderem auf Erfahrungen in den USA, wo ein vergleichbares System in Kalifornien zu einer nachweisbaren Absatzsteigerung von NEVs und zu merklich gestiegenen Investitionen in die benötigte Infrastruktur führte.
Im Zeitraum 2016-2017 wurden über 1 Million NEV-Punkte zu einem durchschnittlichen Handelspreis von 825 CNY (ca. 106 EUR) pro Credit gehandelt. Im Jahr 2018 wurde von Fahrzeugherstellern in China ein Gesamtdefizit von 3 Millionen CAFC-Credits generiert. Es wird geschätzt, dass von diesem Wert etwa 600–800.000 durch NEV-Credits ausgeglichen werden müssen. Im Jahr 2018 belief sich die Gesamtzahl an NEV-Credits auf rund 3,8 Millionen Punkte. Insgesamt entspricht dies einem Verhältnis von Angebot zu Nachfrage von ungefähr 5:1. Trotz des bestehenden Ungleichgewichts sind bereits verschiedene Vorteile des Systems spürbar. So hat sich unter dem Einfluss des Punktesystems beispielsweise die Kooperation zwischen etablierten Autoherstellern und NEV-Autoherstellern gesteigert, was unter anderem auch zu einer Verbesserung der emissionsarmen Technologien beiträgt.
In der abschließenden Diskussion zeichneten die Teilnehmer ein insgesamt positives Bild der bisherigen Entwicklung von NEVs in China. Trotz Defizite im Bereich des Infrastrukturausbaus bietet der chinesische Markt, insbesondere seit Einführung des Credit-Systems großes Potential für Wachstum und Investitionen im Elektromobilitätssektor. Viele Teilnehmer waren an weiteren Prognosen für den NEV-Markt interessiert sowie an Einschätzungen der Experten zur Entwicklung von FCEVs und von Biotreibstoff. Den Erlass eines etwaigen Verbots konventioneller Fahrzeuge bis 2040 schätzte Lyu Wang als unrealistisch ein. Dr. Ou betonte zudem, dass aufgrund der unsicheren Erfolgsaussichten einiger Technologien – wie der sich noch im Anfangsstadium befindlichen Brennstoffzellentechnologie – keine genauen Prognosen für die Entwicklung des NEV-Sektors möglich sei. Absehbar sei jedoch, dass der Beitrag von NEVs zur Emissionsvermeidung kurzfristig nicht signifikant ausfallen wird. Langfristig – insbesondere nach 2050, wenn NEVs konventionelle Fahrzeuge als Haupttranportmittel ablösen und China einen kohlenstoffärmeren Energiemix aufweist – werden NEVs hingegen einen maßgeblichen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Mit Blick auf die zukünftige Entwicklung der Absatzzahlen und des dualen Punktesystems bleibt das Thema Elektromobilität in China also weiterhin spannend.
© German Industry & Commerce Greater China Beijing
Emissions Reduction in China’s Waste Management Sector (May 2019)
Econet Monitor, Ausgabe Juni 2019
In China, there exists huge potential for greenhouse gas reduction in the waste management sector. Especially conventional waste treatment methods, such as landfills and incineration, need to be further improved. In recognition of these challenges, the Chinese government for instance has taken emissions from the waste treatment sector into account in its emissions trading pilot schemes, in regions such as Beijing, Guangdong and Chongqing (launched between 2013–2014). In light of these developments, it is of fundamental interest to learn more about waste-related mitigation projects in China and to discuss how these measures can contribute to sustainable waste management and achievement of China’s climate targets.
In this context, German Industry & Commerce Greater China Beijing, on behalf of the German Federal Ministry for the Environment, Nature Conservation, and Nuclear Safety (BMU), on 22 May 2019, organized a Networking Meeting on the topic of “Emissions Reduction in China’s Waste Management Sector”. At the meeting, experts informed the over 30 participants about the potential for greenhouse gas (GHG) reduction in the Chinese waste sector and, in this context, assessed different waste disposing measures, offering suggestions for policy makers and other stakeholders.
At the beginning of the meeting, Nina Mitiaieva from Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) described the significant GHG emissions reduction potential in the Chinese waste sector, which in 2012 accounted for 158 million tons CO2e, or 1.3 percent of the total GHG emissions in China. Landfill and incineration, both of which are still regular practices for the treatment of municipal solid waste (MSW) in the country, accounted for 54 million and 14 million tons CO2e, respectively. After declaring its Nationally Appropriate Mitigation Actions (NAMAs) in 2010, the People’s Republic has set out to lower its CO2 emissions by 40–45 percent based on 2005 levels by 2020 and by 60–65 percent by 2030. To meet these targets, ambitious action is required across all sectors, including waste management, for example by improving recycling rates and waste-to-energy processes.
The China Integrated Waste Management NAMA Support Project (IWM NSP), which from 2017–2022 is being jointly implemented by GIZ and the China Association of Urban Environmental Sanitation (CAUES) aims to help close this gap. In context of the project, five demonstration municipalities, which were chosen in a competitive process (Suzhou, Xi’an, Lanzhou, Tai’an and Bengbu), are provided with the necessary support to increase effectiveness in waste management, for example by sharing technologies and best practices based on European experiences and through capacity building and policy advice. The overarching goal of the IWM NSP is to create an evidence-based comprehensive policy framework aimed at emissions reduction in the waste sector for implementation across China.
Following as the second speaker, Dr. Mao Da from the Rock Environment & Energy Institute (REEI) provided an overview on waste incineration and the Chinese carbon market. Dr. Mao pointed out that waste incineration, which remains a widespread practice, prevents China from reaching the Sustainable Development Goals (SDGs), of which at least eight relate to MSW management. Moreover, through incineration waste loses its quality as a reusable resource. Hence, waste incineration is unable to generate significant carbon emission reductions and lacks “additionality”. Instead of misallocating financial resources to these practices – renewable energy subsidies to waste incineration account for at least 1.5 billion CNY – the aim of China’s waste management strategy towards emissions reduction should be to minimise the generation of waste at the source and to divert materials for re-use, recovery and recycling in order to minimise waste disposal in the first place.
In the concluding session, participants discussed the methodology employed in the IWM NSP, current recycling practices in China and problems associated with waste incineration. Both experts agreed that there exists an “out of sight, out of mind” problem, as citizens often are not aware of the pollution caused by MSW. To address this issue, Dr. Mao suggested raising public awareness and the introduction of a clear timetable and volume cap on MSW. With regards to the inclusion of the waste sector in emission trading pilot schemes, Nina Mitiaieva highlighted that due to a lack of reliable data, which makes the quantification of emissions in the sector particularly difficult and because it is regarded as not being very emission-intensive, waste management is often not addressed properly. Nonetheless, with regard to the future development and fulfilment of China’s NAMAs for emissions reduction, the waste sector remains a key area of interest.
© German Industry & Commerce Greater China Beijing
Networking Meetings 2018 (in German)
Preserving and Enhancing Forests for Climate Mitigation in China (December 2018)
Aufforstung sowie Wiederaufbau geschädigter Wälder gelten als wesentliche Maßnahmen zum Klimaschutz und zur Erhaltung von Biodiversität. In diesem Zusammenhang hat China in seinen Nationally Determined Contributions (NDCs) festgesetzt, den Waldbestand bis 2030 um rund 4,5 Milliarden Kubikmeter gegenüber dem Stand von 2005 zu erhöhen. Die Forstwirtschaft ist aufgrund des hohen sektoralen Anteils an emittierten Treibhausgasemissionen auch von hoher Relevanz für das Emissionshandelssystem (EHS), das sich in China derzeit im Aufbau befindet. Zusätzlich eröffnen Projekte zur Waldentwicklung auch Möglichkeiten diese als Offset-Instrumente im Rahmen der China Certified Emission Reductions (CCERs) zu nutzen und somit eine marktbasierte Förderung von Waldschutzmaßnahmen zu ermöglichen. Dabei können forstwirtschaftliche Projekte zum Erhalt und zur Verbesserung der Senkenleistung von Wäldern einen positiven Beitrag zum Klimaschutz unter gleichzeitiger Berücksichtigung von Biodiversitätsbelangen leisten.
Während der Handel mit Offsets in den EHS-Pilotsystemen bereits erlaubt ist, bleibt die Implementierung im nationalen EHS vorerst jedoch aus. Die National Development and Reform Commission (NDRC) stoppte die Zulassung für CCERs, um entsprechende Regularien zu verfeinern und Projektrichtlinien für die Marktteilnahme zu konzipieren. In Anbetracht der Bedeutung des Forstsektors in der südöstlichen chinesischen Provinz Fujian, hat die Provinzregierung einen besonderen Schwerpunkt auf die Funktion des Waldes als Kohlenstoffsenke gelegt und fördert die Integration von Projekten der Forstwirtschaft als Offset-Instrumente im lokalen EHS der Provinz. Die aktuellen Entwicklungen in Chinas Waldpolitik und die verschiedenen Ansätze, die Forstwirtschaft in Marktmechanismen zu integrieren, machen es interessant, mehr über Waldschutzprojekte in China zu erfahren und zu diskutieren, wie diese Maßnahmen zur nachhaltigen Waldbewirtschaftung und zur Erreichung der nationalen Klimaziele Chinas beitragen können.
Vor diesem Hintergrund lud die AHK Greater China Beijing am 18. Dezember 2018 Unternehmensvertreter und Experten zu einem Netzwerktreffen ein. Bei der Veranstaltung, die im Rahmen des vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) geförderten „Climate Markets Cooperation“-Projektes organisiert wurde, gaben zwei ausgewählte Experten Einblicke in die aktuellen Entwicklungen und Herausforderungen von Chinas Waldschutzmaßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels.
Das Netzwerktreffen begann mit einem Vortrag von Dr. He Youjun, Professor bei der Chinese Academy of Forestry. He analysierte die Klimapolitik Chinas unter Berücksichtigung der Waldentwicklung, um daraus die zukünftigen Prioritäten für die chinesische Forstwirtschaft als Antwort auf den Klimawandel abzuleiten. Im Rahmen von Klimaschutzstrategien bestehen im Wesentlichen zwei Ansätze: Maßnahmen zur Reduzierung der anthropogenen Treibhausgasemissionen sowie Maßnahmen zur Anpassung an Klimaänderungen. In diesem Zusammenhang betonte der Experte die Bedeutung der Verringerung von Emissionen aus Entwaldung und Waldschädigung und wertete die Rolle der nachhaltigen Bewirtschaftung und der Steigerung der Senkenleistung von Wäldern als integrale Bestandteile von Klimaschutzstrategien. Die Berücksichtigung der vielfältigen Funktionen von Wäldern könne laut He dazu führen, dass Klimaschutzziele zudem kostengünstiger und in kürzerer Zeit erreicht würden.
Im zweiten Teil seines Vortrags ging He auf die klimabezogenen Maßnahmen und die Forstpraxis in China ein. Neben der Erhöhung der beforsteten Fläche und des Waldbestands ist die Erhöhung der Senkenleistung auf 95 Billionen Tonnen CO2-Äquivalent bis 2020 eines der Hauptziele im Rahmen des aktuellen Fünfjahresplans für die Waldentwicklung. Um diese Ziele zu erreichen, hat die chinesische Regierung verschiedene Programme initiiert, die unter anderem die Beschleunigung der Begrünung von Gebieten, die Verstärkung des Waldbrandschutzes sowie die Schädlingsbekämpfung bzw. Verbesserung der Waldbewirtschaftung zur Erhöhung der Kohlenstoffspeicherung adressieren.
Vor diesem Hintergrund war China zwischen 2010 und 2015 das führende Land beim Nettowaldwachstum mit einer durchschnittlichen Wachstumsrate von 1,542 Millionen Hektar pro Jahr. Neben traditionellen Maßnahmen der Forstwirtschaft betonte He die steigende Bedeutung von Marktmechanismen, um das Klimapotenzial von Wäldern weiter auszuschöpfen. Bislang wurde die Forstwirtschaft nicht im Allowance-Mechanismus des EHS berücksichtigt, sondern wird in einigen Pilotprojekten als Offset-Instrument miteinbezogen. Als eine bedeutende Aufgabe für die zukünftige Entwicklung betont der Experte die Förderung des Handels von CCERs aus Projekten der Forstwirtschaft sowie die Integration des Forstsektors in das nationale EHS.
Als zweiter Sprecher analysierte Meng Bingzhan von SinoCarbon Innovation & Investment aktuelle Entwicklungen der Miteinbeziehung von Marktmechanismen in Verbindung mit der Forstwirtschaft zur Bekämpfung des Klimawandels in China. Im Gegensatz zum eher kontrovers geführten Diskurs in Europa, unterliege die Integration von handelbaren Zertifikaten für nachgewiesene Emissionsreduktionen aus forstwirtschaftlichen Projekten in China insgesamt einer höheren Akzeptanz. Neben dieser Klimafunktion der Waldentwicklung wird laut dem Experten angenommen, dass die Aufforstung und der Wiederaufbau geschädigter Waldflächen zudem eine besonders kosteneffiziente Möglichkeit zum Klimaschutz darstellen.
Während sich forstwirtschaftliche Projekte als Offset für das nationale EHS noch in der Vorbereitungsphase befinden, haben einige Provinzen, wie Fujian und Guangdong, ihre eigenen Offset-Produkte entwickelt, die auch Waldprojekte beinhalten. In diesem Zusammenhang wurde 2017 mit dem Handel von Fujian Forest Certified Emission Reductions (FFCERs) auf freiwilliger Basis begonnen. Nach Meng ist eine der methodologischen Innovationen der FFCERs im Vergleich zu den CCERs auf nationaler Ebene, dass die FFCERs in den Zuständigkeitsbereich des Forestry Department fallen und ein eigenes Expertenkomitee aufgebaut wurde.
Zudem stellte der Experte weitere Methodologien vor, die es Individuen und Unternehmen ermöglichen, die Waldentwicklung unter Berücksichtigung des Klimapotenzials zu fördern und den eigenen Ausstoß zu kompensieren. Meng konkludierte, dass die Förderung von Wäldern als Kohlenstoffsenken ein bedeutender Faktor für die ökologische Sicherheit Chinas darstelle. Dies mache es umso wichtiger, solche Projekte möglichst rasch in das nationale EHS zu integrieren.
In der abschließenden Diskussion beantworteten die Referenten vermehrt Fragen bezüglich der zugrunde liegenden Methodologien und der bislang nur vereinzelten Anwendung von marktbasierten Instrumenten zur Förderung der Waldentwicklung. Ein Hindernis stelle demnach die Komplexität der bisherigen Methodologien dar, was unter anderem auch auf die fehlende Expertise der NDRC in Bezug auf die Forstwirtschaft zurückgeführt werden könne. Für die zukünftige Diffusion seien daher neue marktbasierte Mechanismen und Methodologien richtungsweisend für die weitere Ausgestaltung des Klimaschutzes in Verbindung mit der Waldentwicklung als Offset-Instrument im nationalen EHS.
Derzeit lassen sich die meisten registrierten Projekte in diesem Bereich der Aufforstung zuordnen. Dies birgt das Risiko, dass sich die Aufforstungsbestrebungen nur auf Quantität anstatt Qualität konzentrieren, was Fragen der Nachhaltigkeit und Biodiversität aufwirft. In China ist zwar der Zuwachs an Bäumen der höchste, doch die Produktivität weist bisher vergleichsweise geringe Raten auf. Daher ist es für die künftige Entwicklung von Waldschutzmaßnahmen auch in Verbindung mit einer Integration in das EHS unerlässlich, ein nachhaltiges und ganzheitliches Waldmanagement aufzubauen, um die vielfältigen Funktionen des Waldes besser nutzbar zu machen.
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Green Electricity and Renewable Energy Certificates as New Buying Option in China (November 2018)
Econet Monitor, Ausgabe Oktober 2018
Die chinesische Regierung hat durch neue Reformen die Rolle marktbasierter Transaktionen zur Förderung des Stromkonsums aus erneuerbarer Energie weiter gestärkt. In diesem Zusammenhang wurde es auch Unternehmen und anderen Organisationen durch die Einführung einer freiwilligen Handelsplattform für sogenannte „Green Electricity Certificates“ (GEC) im vergangenen Jahr bereits ermöglicht, regenerative Energie zu beschaffen, auch wenn sie keinen direkten Anschluss an eine entsprechende Anlage aufweisen. Acht Monate nach der Einführung der Plattform wurde zusätzlich von der National Energy Administration (NEA) im März 2018 ein neues Quotensystem durch einen „Renewable Portfolio Standard“ (RPS) vorgeschlagen, der bestimmte Marktteilnehmer dazu verpflichten soll, einen bestimmten Anteil ihres Strommix aus erneuerbarer Energie zu beziehen.
Vor diesem Hintergrund lud die AHK Greater China Beijing am 5. November 2018 Unternehmensvertreter und Experten zu einem Netzwerktreffen ein. Bei der Veranstaltung, die im Rahmen des vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) geförderten „Climate Markets Cooperation“-Projektes organisiert wurde, gaben zwei ausgewählte Experten Einblicke in die Rahmenbedingungen und Entwicklungstendenzen des chinesischen Sektors für erneuerbare Energien und die sich daraus ergebenden Beschaffungsmöglichkeiten für Unternehmen.
Das Netzwerktreffen begann mit einem Vortrag von Peng Peng, Generalsekretärin der China New Energy Investment and Financing Alliance (CNIFA), in welchem die Expertin die bisherigen Optionen zum Erwerb von erneuerbarem Strom analysierte. Die derzeitigen Möglichkeiten, wie der Kauf von GEC oder die Errichtung einer eigenen regenerativen Energieanlage, seien laut Peng noch unzureichend, um die zukünftige Förderung erneuerbarer Energie in einem Umfang zu gewährleisten, der für das Erreichen der Ausbauziele Chinas der kommenden Jahre notwendig sei. Dies spiegele sich auch an den wenigen Marktteilnehmern der Handelsplattform für GEC und den hohen Preisen dieser wider, die insbesondere auch auf den darin vorgesehenen Wegfall der staatlichen Einspeisevergütung zurückgeführt werden könne. In diesem Kontext sieht die Expertin den im September 2018 veröffentlichten zweiten Entwurf des RPS als vielversprechend an. Marktteilnehmer, die hierbei verpflichtet werden sollen, die Quote des RPS umzusetzen, sind neben Netzbetreibern auf National-, Provinz- und Lokalebene auch Stromhändler, Endverbraucher mit hohem Bedarf sowie Verbraucher mit eigenen Kraftwerken.
Insbesondere die verpflichtende Teilnahme der Netzbetreiber auf Provinzebene biete laut Peng die Chance, die Herausforderung der Abregelung von Strom aus erneuerbaren Energien in China besser in den Griff zu bekommen. Die bisherigen Transaktionen zwischen den Provinzen seien noch unzureichend, um die Abregelung in einem signifikanten Maße zu reduzieren. Die Fachexpertin führt dies darauf zurück, dass Provinzen vorrangig den Marktanteil eigener lokaler Energieerzeuger schützen würden. Doch mit der Einführung des RPS werden vor allem Regionen an der Ostküste gezwungen, regenerative Energie aus westlichen und nördlichen Provinzen zu importieren. Durch das Quotensystem werde folglich eine Garantie für Erzeuger von erneuerbarer Energie geschaffen, dass der Strom auch konsumiert werde, was Investitionen in regenerative Energien attraktiver mache.
Als zweiter Sprecher erörterte Qiao Tian, Associate beim Rocky Mountain Institute (RMI), die Entwicklung neuer Beschaffungsmöglichkeiten speziell für Unternehmen, die regenerative Energie beziehen wollen. In Bezug auf den chinesischen Markt sei interessant, dass manche Unternehmen durch den Kauf erneuerbarer Energie darauf abzielen nicht nur sich selbst, sondern auch ihre Lieferkette nachhaltiger zu gestalten. Anhand von zwei Fallstudien illustrierte der Experte verschiedene Optionen, die Unternehmen in China zur Beschaffung regenerativer Energie nutzen. So kündigte beispielsweise der amerikanische Brauereikonzern Anheuser-Busch InBev im Juni 2018 an, für ein Werk in der Provinz Fujian ein neues 15-MW Solarprojekt zur Stromversorgung zu errichten.
In diesem Kontext beobachtete der Experte, dass zwar die Optionen für Unternehmen, erneuerbare Energie in China zu beziehen, durch Pilotprojekte wie das GEC-System erweitert wurden, doch marktbasierte Transaktionen zwischen Verbrauchern und Erzeugern im großen Maßstab bislang ausgeblieben seien. Als ein bisher einzigartiges Beispiel führte Qiao die erste verhandelte bilaterale Transaktion zwischen einem Metallwarenunternehmen in Shandong und einem Windbetreiber in Shanxi im Januar dieses Jahres auf. Der Experte betonte hierbei, dass die Ausweitung marktbasierter Mechanismen noch ungenutzte Potenziale aufweise, die entscheidend wären, um erneuerbare Energie in China weiter auszubauen und die strukturellen Probleme wie die hohe Abregelung in den nordwestlichen Regionen oder das entstandene finanzielle Defizit durch die Einspeisevergütung zu reduzieren.
In der anschließenden Diskussionsrunde beantworteten die Referenten vermehrt Fragen zur weiteren Implementierung des Zertifikatehandelssystems für Erneuerbare Energien und zu dessen Auswirkungen auf den Energiesektor und Klimaschutz. Die Umsetzung hängt nicht nur von dem dritten Entwurf des RPS ab, der in wenigen Wochen veröffentlicht werden soll, sondern auch davon, welche abgeleiteten Regularien die einzelnen Provinzregierungen daraufhin erlassen werden. Ein gradueller Übergang von einem subventionsbasierten System und somit einer regulierten Preissetzung zu marktbasierten Transaktionen zwischen Verbrauchern und Erzeugern von Strom aus regenerativen Energien ist jedoch erkennbar und wird zukünftig weiter von der chinesischen Regierung gefördert werden. Inwiefern die Einführung des verpflichtenden Handels der Zertifikate auch zur Erreichung von Chinas nationalen Klimazielen (NDCs) beitragen wird und bspw. in Verbindung mit dem nationalen Emissionshandelssystem stehen soll, bleibt allerdings abzuwarten.
© German Industry & Commerce Greater China Beijing
China’s New Environmental Governance and its Impacts on Climate Policies and Markets (August 2018)
Econet Monitor, Ausgabe August 2018
Mitte März 2018 hat China seine bedeutendste umweltpolitische Reform der vergangenen Jahre auf den Weg gebracht: Zehn Jahre nach der Gründung des Ministry of Environmental Protection (MEP), das die State Environmental Protection Administration (SEPA) 2008 ersetzte, etablierte die chinesische Regierung das neue Ministry of Ecology and Environment (MEE). Im Zuge dieser Umstrukturierung wird die wachsende Bedeutung von Umweltfragen in der Politik Chinas weiter betont. Das Ministerium ist befugt, Umweltvorschriften zu erstellen und diese auch durchzusetzen. Darüber hinaus übernimmt das neue Umweltministerium wichtige Kompetenzen im Bereich Klimaschutz und der Emissionsminderung, die zuvor der National Development and Reform Commission (NDRC) unterstellt waren.
Die Reform soll dazu beitragen, die bisherige Umweltregulierung Chinas zu konsolidieren und die Verwaltungseffizienz zwischen unterschiedlichen Regierungsabteilungen zu erhöhen. In der Vergangenheit war beispielsweise das MEP für Kohlenstoffmonoxid zuständig, während Kohlenstoffdioxid zum Verantwortungsbereich der NDRC gehörte. Es bleibt jedoch abzuwarten, ob das neue Ministerium in der Lage sein wird, die Herausforderungen im Zusammenhang mit Klimaschutz und Schadstoffen einschließlich des kürzlich eingeführten nationalen Emissionshandelssystems (EHS) zu bewältigen. In den letzten zwei Jahrzehnten wurden Chinas klimabezogene Angelegenheiten unter der Führung der NDRC geregelt, die im Vergleich zu einem Ministerium einen höheren Rang besitzt und direkt mit der National Energy Administration (NEA) in Verbindung steht.
Vor diesem Kontext lud die AHK Greater China Beijing am 29. August 2018 mehr als 30 Unternehmensvertreter und Experten zu einem Netzwerktreffen ein. Bei der Veranstaltung, die im Rahmen des vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) geförderten „Climate Markets Cooperation“-Projektes organisiert wurde, gaben zwei ausgewählte Experten Einblicke in die neue Rolle des chinesischen Umweltministeriums und deren Implikationen auf die Klimapolitik und Klimaschutzmärkte.
Das Netzwerktreffen begann mit einem Vortrag von Li Shuo, Senior Global Policy Advisor bei Greenpeace East Asia, in welchem er zunächst ausführlich auf die Umstrukturierung des neuen MEE einging. Das Ministerium verfügt nun über insgesamt 21 Abteilungen, die ein breites Spektrum an Themen umfassen: Neben Abteilungen für Wasser, Luft, Boden und Biodiversität wurden neue Abteilungen für Umweltinspektion und -kontrolle sowie Klimaschutz geschaffen. Nicht nur die klimabezogene Ausweitung des Kompetenzbereichs stellt eine Stärkung des Umweltministeriums dar, sondern auch die personelle Aufstockung von 311 auf 478 Mitarbeiter. Insgesamt sieht der Experte in Hinblick auf Chinas Klimapolitik ein gutes Maß an politischer Beständigkeit gewährleistet, da ein Großteil der Schlüsselpersonen, die für Klimaaspekte in der NDRC verantwortlich waren, zum MEE gewechselt sind. Die Personalkonsistenz wird sich demnach wohl auch in der Entsendung einer ähnlichen Delegation wie im vergangenen Jahr zur im Dezember stattfindenden UN-Klimakonferenz in Katowice (COP 24) zeigen.
Im zweiten Teil seines Vortrags ging der Sprecher näher auf die klimapolitischen Implikationen der Umstrukturierung ein. Von großer Bedeutung in Bezug auf die nächsten Schritte der Reformimplementierung sei die Umsetzung der Pläne der Zentralregierung auf Provinzebene. Dies bedeute, dass die lokalen Umweltbehörden Anpassungen vornehmen müssen, die sich an den Veränderungen auf zentraler Ebene orientieren. Das werde laut Li entscheidende Auswirkungen auf die Klimaschutzmaßnahmen haben, da viele Environmental Protection Bureaus bisher geringe klimabezogene Kapazitäten aufbauen mussten. Daher wertet der Experte den Aufbau von Kompetenzen auf lokaler Ebene als eine der großen Herausforderungen beim Transfer der klimabezogenen Bereiche von der NDRC zum MEE. Zum Abschluss seines Vortrags konkludierte Li, dass zwar die Konsistenz in der Klimapolitik durch Schlüsselpersonal beibehalten wird, dennoch einige Beobachter Bedenken äußern würden, dass das Umweltministerium im Vergleich zur NDRC insgesamt zurückhaltender agieren könnte. In Bezug auf die internationale Klimadiplomatie Chinas äußerte Li, dass noch abzuwarten sei, ob diese so robust bleiben wird wie zuvor.
Als zweiter Sprecher erörterte Wang Shu, ehemaliger stellvertretender Direktor des Climate Change Department bei der NDRC, welche Chancen und Herausforderungen sich aus der Ausweitung des Verantwortlichkeitsbereichs des Umweltministeriums um klimabezogene Fragen ergeben könnten. Der Klimaschutzexperte hat beobachtet, dass die Reform konsistent mit dem generellen Wechsel der politischen Agenda in China sei. Im Zuge dessen wurde das Mandat zur Bekämpfung des Klimawandels in den letzten drei Jahrzehnten alle zehn Jahre schrittweise verstärkt und sei zu einem Bestandteil von Chinas langfristiger Umweltstrategie aufgestiegen: Vor 2006 wurde Klimaschutz noch von einem kleinen Büro behandelt und nun wurde eine eigene Abteilung für Klimawandel im Umweltministerium geschaffen. Die jetzige Reformagenda könne laut Wang daher ein möglicher Durchbruch in der Gesetzgebung um Klimawandel darstellen.
Des Weiteren werde es von Bedeutung sein, dem MEE eine zentrale Rolle bei der Dekarbonisierung und Ökologisierung des chinesischen Wirtschaftswachstums zu geben. In diesem Zusammenhang merkte der Experte an, dass der Staatsrat dem MEE mehr Befugnisse zur Koordination verschiedener Ministerien einräumen sollte, um die Bekämpfung des Klimawandels voranzutreiben. Zwar habe das Umweltministerium in Bereichen wie technisches Management auf der Mikroebene stärkere Fähigkeiten als die NDRC, aber noch fehlende Kompetenzen in Bezug auf marktbasierte Instrumente. Daher sei es für das MEE im nächsten Schritt bedeutsam, Kapazitäten bei der Nutzung der Märkte aufzubauen, um klimapolitische Maßnahmen umzusetzen. Dies könnte langfristig die Chance eröffnen, eine Harmonisierung zwischen der Rolle des nationalen EHS und einer künftig denkbaren Kohlenstoffsteuer zu erzielen, die vom Umweltministerium schon seit längerem in Betracht gezogen wird. Am Ende seines Vortrags betonte Wang, dass die eingeschlagene Richtung der chinesischen Regierung zur Dekarbonisierung und Ökologisierung langfristig ausgerichtet sei, jedoch abzuwarten bleibe, wie die kommenden Regularien bezüglich Klimaschutz in der Praxis umgesetzt werden.
In der abschließenden Diskussion wurde unter anderem das Interesse an den Auswirkungen der Umstrukturierung auf das im Dezember 2017 eingeführte nationale EHS deutlich. Bisher wurden die Pilotprojekte des EHS gemeinsam von der NDRC und ihren lokalen Gegenstücken betrieben. Durch den Wechsel der Verantwortlichkeiten auf das neue Umweltministerium ist ein Transfer dieser auf die lokalen Umweltbehörden wahrscheinlich. Ob dies zu Verzögerungen bei der weiteren Entwicklung des EHS führen werde, sei zu jetzigen Zeitpunkt schwer zu sagen, da sich die lokalen Umweltbehörden noch in der Anpassungs- und Kapazitätsaufbauphase befänden. Aus der Diskussionsrunde wurde allerdings deutlich, dass eine Bewertung des Einflusses der Reform als positiv oder negativ auf Chinas Klimapolitik und -märkte zu einfach wäre. Vielmehr sei abzuwarten, wie das MEE mit seinen neuen Möglichkeiten umgehen werde, Klimapolitik zu gestalten sowie Gesetze und Regularien insbesondere auch auf lokaler Ebene durchzusetzen.
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Climate Protection at Airports in China: Green Airport Construction and Carbon Emissions Reduction (June 2018)
Econet Monitor, Ausgabe Juni 2018
Das Wachstum des Luftfahrtsektors in den vergangenen Jahrzehnten hat zu einem signifikanten Anstieg der Treibhausgasemissionen und damit der Klimawirksamkeit der Branche geführt. Die Interna - tional Civil Aviation Organization (ICAO) prognostiziert, dass die Asien-Pazifik-Region im Jahr 2020 für 31 Prozent der CO2-Emissionen des internationalen Luftverkehrs verantwortlich sein wird. Insbesondere Chinas Luftfahrtsektor verzeichnet eine rasante Entwicklung mit einem hohen Bedarf an neuen Flugzeugen – als auch Flughäfen: Gemäß des „13th Five-Year-Plan for the Development of Civil Aviation“, sollen 74 neue zivile Transportflughäfen in der Volkrepublik im Zeitraum 2016 bis 2020 fertiggestellt werden.
Die chinesische Regierung hat die bedeutende Rolle die „grüne“ Flughäfen einnehmen können erkannt und sich in diesem Bereich neue Ziele zur Energieeinsparung und Emissionsreduzierung gesetzt. Künftig könnten klimafreundliche Flughäfen auch im Rahmen des „Carbon Offsetting and Reduction Scheme for International Aviation“ (CORSIA) weiter an Relevanz gewinnen. Das globale marktbasierte Klimaschutzinstrument wurde von ICAO entwickelt und wird von 73 Staaten, einschließlich Deutschland und China, unterstützt.
Vor diesem Hintergrund lud die AHK Greater China Beijing am 26. Juni 2018 mehr als 30 Unternehmensvertreter und Experten zu einem Netzwerktreffen ein. Bei der Veranstaltung, welche im Rahmen des vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) geförderten „Climate Markets Coooperation“-Projektes organisiert wurde, schilderten zwei ausgewählte Experten die derzeitigen Entwicklungen und Pläne Chinas beim Klimaschutz in Verbindung mit Flughäfen.
Das Netzwerktreffen begann mit einem Vortrag von Cui Xiaodong, Deputy Director of the Department of Climate Change beim staatlichen China Environmental United Certification Center (CEC). Das mit dem Ministry of Ecology and Environmental Protection (MEE) in Verbindung stehende CEC ist bereits seit einigen Jahren im Bereich der Messung und Verifizierung von CO2-Emissionen in China aktiv und ist eine von mehreren Einrichtungen, die offiziell als Prüfstelle für das nationale Emissionshandelssystem (EHS) akkreditiert wurden. Zu Beginn stellte Cui deshalb nochmals die Voraussetzungen des Ende 2017 gestarteten landesweiten EHS vor, das künftig neben dem Bereich Energieerzeugung auch die Luftfahrtindustrie als eine von insgesamt acht Sektoren beinhalten wird. Anhand einer Fallstudie zu den unterschiedlichen Quellen von Treibhausgasemissionen an Flughäfen, wie beispielsweise Kraftstoffe aus fossilen Energieträgern zum Antrieb von Flughafenfahrzeugen sowie bezogene Energie zum Betrieb von Passagier- und Gepäcktransportsystemen sowie Gebäudeautomation, verdeutlichte Cui Xiadong die Erfahrung seiner Institution in diesem Bereich.
Im zweiten Teil der Präsentation ging Cui näher auf die internationale Initiative „Airport Carbon Accreditation“ (ACA) ein, die Flughäfen anhand von vier Stufen auf Grundlage des internationalen Standards ISO14064 zur Verifizierung von Treibhausgasbilanzen zertifiziert. Derzeit nehmen 239 Flughäfen weltweit auf freiwilliger Basis am Programm teil – davon 44 in der Asien-Pazifik-Region. Auch chinesische Flughäfen in Peking, Taiwan, Macau und Hong Kong sind derzeit Mitglied des ACA-Programms, und bei weiteren besteht bereits konkretes Interesse an einer Teilnahme. Zum Abschluss seines Vortrags gab der Experte zu bedenken, dass derzeit noch nicht klar sei, welches Allokationsverfahren für Emissionszertifikate künftig im landesweiten EHS in Bezug auf Flughäfen Anwendung finden werde. Was die Überwachung, Berichterstattung und Prüfung von Emissionen im Luftfahrtsektor betrifft, könne allerdings auch auf erste Erfahrungen im Rahmen der EHS-Pilotsysteme in Shanghai, Guangdong und Fujian zurückgegriffen werden.
Als zweite Sprecherin präsentierte Dr. Zhang Wen, Senior Engineer beim chinesischen Staatsunternehmen China Airport Construction Group Corporation (CACC) die aktuellen Entwicklungen bei der Planung und Erbauung von umweltfreundlichen Flughäfen in China. Einführend skizzierte sie nochmals das grundsätzliche Konzept für grüne Flughäfen, das auf Aspekten wie der Ressourceneffizienz, Umweltschutz, effizientem Betrieb sowie Nutzerbezogenheit basiert. Die diesbezüglichen Ziele Chinas im aktuellen Fünfjahresplan zur Entwicklung der zivilen Luftfahrt beinhalten eine Abfall- und Abwasserbehandlungsrate neuer Flughäfen von über 90 Prozent sowie mehrere Ziele im Bereich der Energie- und Emissionsreduzierung: So hat China beispielsweise im Jahr 2014 den Austausch herkömmlich betriebener Fahrzeuge durch Elektrofahrzeuge zu einer der Schlüsselmaßnahmen beim Klimaschutz an Flughäfen erklärt. 2015 konnten Flughäfen mit einem jährlichen Passagieraufkommen von mehr als 10 Millionen in den Städten Peking, Chengdu, Kunming, Changsha, Harbin und Xiamen bereits Erfolge in diesem Bereich vorweisen. In Zukunft soll diese Maßnahme auch an weiteren Flughäfen mit mehr als 5 Millionen Passagieren umgesetzt werden.
Des Weiteren hat China in den letzten fünf Jahren, unter anderem auch durch Mitwirkung von Dr. Zhang, mehrere Standards für grüne Flughäfen entwickelt. Die 2016 und 2017 veröffentlichten Richtlinien sollen in den kommenden Jahren bis 2020 weiter verfeinert werden. Danach liege der Schwerpunkt laut der Expertin auf der umfassenden Anwendung der Standards bei zahlreichen Flughäfen in der Volksrepublik.
In der abschließenden Diskussion wurde nochmals deutlich, dass sich China bei umweltfreundlichen Flughäfen nicht ohne weiteres mit anderen Staaten vergleichen lässt: Während in vielen Ländern bestehende Flughäfen saniert bzw. erweitert werden, steht im Reich der Mitte der Neubau im Vordergrund. Somit können grüne Aspekte bereits von Beginn an in die Planung einfließen und Berücksichtigung finden. Darüber hinaus wurde das konkrete Ausmaß der künftigen Integration des Luftfahrtsektors in das nationale EHS weiter diskutiert. Antworten hierzu wird in Zukunft auch das neue MEE bieten, das vor kurzem die Verantwortung über das EHS von der National Development and Reform Commission (NDRC) übernommen hat.
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Networking Meetings 2017 (in German)
China’s National Emissions Trading System: State of Play and Key Features (December 2017)
Econet Monitor, Ausgabe Januar 2018
Anlässlich der Einführung des nationalen Emissionshandelssystems (EHS) lud die AHK Greater China Beijing am 13. Dezember 2017 Unternehmensvertreter und Experten zu einem Netzwerktreffen ein, bei dem der aktuelle Status der Implementierung sowie die Herausforderungen und Erwartungen an das Mitte Dezember lancierte EHS diskutiert und analysiert wurden. Im Rahmen des Treffens konnten die rund 30 Teilnehmer einen Eindruck vom Übergang der Pilotsysteme zum landesweiten EHS und den potenziellen strukturellen Regelungen des nationalen Systems gewinnen. Bei der Veranstaltung, welche im Rahmen des vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) geförderten Climate Markets Cooperation-Projektes organisiert wurde, schilderten zwei ausgewählte Experten die derzeitigen Entwicklungen von Chinas nationalem EHS.
Das Netzwerktreffen begann mit einem Vortrag von Professor Zou Ji, Vorsitzender der Energy Foundation China. Zu Beginn thematisierte Zou die Entwicklung des Emissionshandels im globalen und chinesischen Kontext. Als größter CO2-Emittent weltweit startete China Mitte 2013 das erste regionale Pilotprojekt in Shenzhen, neben dem im darauffolgenden Jahr sechs weitere lokale Emissionshandelssysteme implementiert wurden. Die Integration der insgesamt sieben Pilotprojekte und Berücksichtigung der daraus gewonnen Erkenntnisse war Teil der Konzipierung des nationalen Systems, welches sich nach erfolgreicher Umsetzung zur weltweit größten Handelsplattform für Emissionszertifikate entwickeln könnte.
Des Weiteren prognostizierte Prof. Zou in Bezug auf das Allokationsverfahren zu Beginn den umfassenden Einsatz durch das „Grandfathering“-Prinzip, bei dem sich die kostenlose Zuteilung von Zertifikaten an historischen Emissionswerten einer Basisperiode orientiert. Vereinzelt bestehe auch die Möglichkeit ein sektorales „Benchmarking“-System anzuwenden, welches aus klimapolitischer Sicht wesentlich sinnvoller sei. Hierbei wird ein bestimmter Emissionsmaßstab anhand von Referenzdaten festgelegt. Zum jetzigen Zeitpunkt ist eine flächendeckende Anwendung dieses bevorzugten Verfahrens allerdings aufgrund von mangelnden Daten nicht möglich. Neben der künftig geplanten verstärkten Nutzung des Benchmarking-Verfahrens mit kostenloser Zuteilung soll zudem die Versteigerung von Emissionszertifikaten spätestens mit Beginn der Ausbauphase des EHS in 2020 einen wichtigen Bestandteil bilden. Gemäß der ursprünglichen Konzeption des EHS sollten insgesamt acht Sektoren am Kohlenstoffmarkt integriert werden. Darunter Energie, Mineralölverarbeitung, Chemie, Baumaterialen, Stahl, Nichteisenmetalle, Papierherstellung und der Luftfahrtsektor. Zou Ji machte jedoch deutlich, dass der Emissionshandel in der ersten Implementierungsphase vorerst deutlich kleiner ausfallen wird als erwartet. Zunächst wird der Energieerzeugungssektor der einzige Industriezweig im nationalen Emissionshandelssystem darstellen. Vor allem die umfassende Datengrundlage, der große Marktanteil und die höchste Emissionsausstoßrate qualifizieren diesen Sektor als Wegbereiter, um funktionierende Strukturen und Abläufe für das EHS zu entwickeln.
Als zweiter Experte berichtete Chen Zhibin, Senior Analyst von SinoCarbon Innovation & Invest, über die potenzielle Ausgestaltung und die Herausforderungen bei der weiteren Entwicklung des EHS. Zunächst veranschaulichte Chen die mögliche institutionelle Struktur des nationalen EHS. So wird die Haupthandelsbörse vorrausichtlich in Shanghai ansässig sein und vor Ort das Geschäftszentrum des EHS bilden. Die Registerstelle soll sich derzeitigen Informationen zufolge künftig in der Provinz Hubei befinden. Um jedoch einen liquiden und kontinuierlich wachsenden Markt zu garantieren, bedarf es laut dem Experten noch an einer Weiterentwicklung von Regularien und Verbesserung der strukturellen Organisation. Vor allem die Eingliederung des Allokationssystems biete große Herausforderungen für Chinas Regierung. Durch strukturelle Unterschiede und wirtschaftliche Ungleichheiten zwischen urbanen und ländlichen Regionen müssen komplexe Lösungen gefunden werden, um ein faires System schaffen zu können. Die vorhandene Datengrundlage über ansässige Unternehmen, vor allem im provinziellen Bereich, erfordere Verbesserungen und Korrekturen, was es zusätzlich erschwere ein funktionierendes System zu etablieren.
Während der Handel mit China Certified Emission Reductions (CCERs) als Offset-Mechanismus in den Pilotsystemen bereits erlaubt ist, bleibt die Implementierung von Offset-Projekten im nationalen EHS vorerst aus. Die National Development and Reform Commission (NDRC) stoppte die Zulassung für CCERs um entsprechende Regularien zu verfeinern und Projektvoraussetzungen für die Marktteilnahme zu konzipieren. Wie der Offset-Markt im nationalen System aussehen wird und wann eine erneute Registrierung möglich sein wird wurde bisher noch nicht bekannt gegeben. Neben der Einführung des nationalen EHS betonte Chen Zhibin den Stellenwert weiterer „Low Carbon“- Initiativen und regulatorischer Maßnahmen wie Gesetze die nötig seien, damit China das CO2-Emissionsreduktionsziel bis 2030 von 60 bis 65 Prozent gegenüber dem Jahr 2005 erreichen kann.
In der anschließenden Diskussionsrunde beantworteten die Referenten vermehrt Fragen zum Übergang der Pilotprojekte zum nationalen EHS. Zu Beginn werden die Pilotsysteme parallel zum EHS bestehen bleiben bis der nationale Markt ausgereift und funktionsfähig ist. Qualifizierte Sektoren und Unternehmen sollen anschließend in das nationale EHS übergehen und nicht mehr am regionalen Markt handeln, um Preisinstabilitäten zu vermeiden. Kleinere Emittenten und Sektoren die im nationalen System keine Berücksichtigung finden, sollen vorerst weiterhin in den Piloten operieren. Als größter CO2-Emittent spielt China eine entscheidende Rolle im globalen Klimaschutz. Die Einführung des nationalen EHS stellt einen wichtigen Meilenstein dar und wird daher weltweit mit Spannung verfolgt.
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China's Climate South-South Cooperation: New Opportunities for Sino-German Collaboration (September 2017)
Econet Monitor, Ausgabe September 2017
South-South Cooperation (SSC) is recognized as an increasingly important dimension of international collaboration for tackling climate challenges. China assumed the leadership in this development with its growing support to other developing countries in recent years and the establishment of the South-South Climate Cooperation Fund, to which it allocated 20 billion CNY. China’s efforts in this regard, in line with the mechanisms of the Paris Agreement, open up new opportunities for cooperation with Germany in developing countries.
As the implementing organization of the Climate Markets Cooperation Project supported by the German Federal Ministry for the Environment, Nature Conservation, Building and Nuclear Safety (BMUB), German Industry & Commerce Greater China Beijing organized a Networking Meeting on 5 September 2017, on the topic of China’s climate South-South Cooperation and its new opportunities for Sino-German collaboration. At the meeting, experts informed the over 30 participants about the framework and prospects of China’s SSC on climate change, its linkage with the Paris Agreement mechanisms and the options for enhanced South-North collaboration.
At the beginning of the meeting, Niels Vestergaard Knudsen, Assistant Country Director – Team Leader South-South Cooperation for the United Nations Development Programme (UNDP) in China informed the participants about the history and future trends of China’s SSC on climate change. He pointed out, that China overall has increasingly taken a leading position on the world stage and that many countries seek to draw from China’s experiences as a successful emerging country. China already today is the largest producer of renewable energies and increasingly supports low-emission progress in developed and developing countries. The main cooperation areas for China’s SSC activities are agriculture, disaster management, satellite monitoring, transfer and application of renewable energy technologies as well as the provision of electrical appliances. UNDP conducted a research study last year, in which it investigated partner countries’ opinions and concerns of China’s climate change support. 31 partner countries participated, including 15 African nations. The feedback has been very positive. All participants agreed that SSC on climate change with China was driven by their countries’ needs. Further, they underlined that China’s SSC is not just about financial assistance, but rather participant countries seeking individual and institutional capacity-building and technology development and transfer. Knudsen concluded that SSC offers increasing opportunities for many forms of multi-stakeholder partnerships. UNDP supports South-South and Triangular Cooperation with the goal to maximize its development impact and accelerate poverty alleviation and the achievement of Sustainable Development Goals.
Following was a panel discussion between Thomas Forth, Advisor to the BMUB and Xinyuan Wen, South- South Cooperation Project Manager at the National Center for Climate Change Strategy and International Cooperation (NCSC) of China. In order to give an impetus to the discussion, Thomas Forth started with a brief presentation of the opportunities for Sino-German cooperation in developing countries in the context of the Paris Mechanisms. Since coinciding issues can be found, Forth pointed to cooperation and sharing benefits as the pivotal points in order for both, the SSC and the Paris Mechanisms, to be successful. According to the expert, the global sound is on cooperation and not on protection strategies. In order to raise ambitions on climate protection measures in other countries, more simplified solutions are needed as well as concrete mitigation activities from the private and public sector. The questions to be raised on the elaboration of SSC are whether South-South should match domestic nationally determined contributions (NDC) development and how South-South can handle NDC support, capacity building and implementation on the ground of other parties.
Subsequently, Xinyuan Wen gave a brief introduction on China’s Climate South-South Cooperation and the new opportunities for Sino-German collaboration. After a short overview of China’s SSC development and engagement, Wen introduced the 10-100-1000 programme that has been initiated in 2015, seeking to offer to the global south, ten low-carbon development demonstration projects, one hundred climate mitigation and adaptation projects and climate training programmes for one thousand representatives from developing countries. Although the programme is currently still in the shaping process, first progress has become apparent, such as the signing of 28 memoranda of understanding with recipient countries. The ten low-carbon development demonstration projects aim to build low-emission systems in towns, parks or communities. So far, the mitigation and adaptation programme involves energy efficient products, renewable energy goods, and meteorological multi-satellite systems. The goal is to further promote energy savings, renewable energy and the use climate-friendly products and technologies. Wen pointed out that, although some successful cooperations have already taken place, improvements still have to be made. The catalogue of goods the programme offers as of now is still limited. An expansion is needed in order to meet the demand. Furthermore, Wen mentioned that no performance evaluation has taken place yet. Despite these obstacles, she sees the 10-100-1000 programme as a promising opportunity for cooperation, not just between government and government, but also including other stakeholders. She also mentioned interesting new perspectives for connecting China’s SSC activities with green finance, carbon markets as well as Belt and Road projects.
During the panel discussion, Thomas Forth further stressed the significance of South-South and South-North Cooperation, since it enhances common strate-gies and can bring resources together. Moreover, he highlighted the importance of involving the private sector in this process. Xinyuan Wen added that although China, through the experience of being an emerging country, has valuable insights others can draw on, these experiences can still present limits. Through including South-North Cooperation, existing expertise and insights can be amplified, and a more comprehensive project implementation can take place with the opportunity to close existing gaps.
In the subsequent discussion and questions round, participants showed particular interest in the set-up and funding of China’s 10-100-1000 programme. Since the China South-South Climate Cooperation Fund still is being structured, for now, most of the funding is provided by the government. Additionally, Xinyuan Wen pointed out, that only proposals involving a link with climate change can be considered.
Looking at the future, more cooperation, not just government to government, but also the stronger involvement of third parties, such as the private sector, international organizations or NGO’s is seen as a crucial point to foster the effective engagement of concerted efforts and extend the available expertise.
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China’s upcoming Environmental Protection Tax: Framework and Implementation (June 2017)
Econet Monitor, Ausgabe Juni 2017
Die chinesische Zentralregierung plant für den 1. Januar 2018 die Einführung eines neuen Umweltsteuergesetzes, welches das alte Abgabensystem aus dem Jahr 1979 ersetzen soll. Darin inbegriffen sind besteuerbare Schadstoffe in Verbindung mit Luftverschmutzung, Wasserverschmutzung und Feststoffabfall sowie die Kategorie Lärmbelastung. Dies bedeutet für die betroffenen Unternehmen, dass sie sich entsprechend frühzeitig auf das neue Gesetz vorbereiten und mit den Grundlagen der zu entrichtenden Steuer vertraut machen sollten. Vor diesem Hintergrund organisierte die AHK Greater China Beijing am 30. Juni 2017 im Rahmen des vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) geförderten Climate Markets Cooperation-Projektes ein Netzwerktreffen mit Fokus auf den Rahmenbedingungen und der Ausgestaltung des neuen Umweltsteuergesetzes und lud Unternehmensvertreter und Experten dazu ein. Unter Berücksichtigung der Maßnahmen und Herausforderungen, die sich durch diese Steuer ergeben, wurden insbesondere auch die Auswirkungen auf Unternehmen diskutiert.
Das Netzwerktreffen begann mit einem Vortrag von Ge Chazhong, Direktor des Instituts für Environmental Policy der Chinese Academy for Environmental Planning (CAEP), über die Hintergründe und die Ausgestaltung des Umweltsteuergesetzes. Zu Beginn kam Ge auf das alte System der Umweltschutzabgabe zu sprechen, welchem es aufgrund der ehemaligen planwirtschaftlichen Ausrichtung Chinas an einer Marktorientierung mangelte. Neben weiteren Marktinstrumenten, wie etwa der Einführung des nationalen Emissionshandelssystems zur Senkung des CO2-Ausstoßes im Herbst 2017, soll auch die Implementierung der Umweltsteuer eine bessere Ausrichtung an Marktgegebenheiten sicherstellen. Hinsichtlich der Ausgestaltung der Steuer betonte Ge die konkrete Eingrenzung des Spektrums der Steuerzahler. Dieses beinhalte Unternehmen, öffentliche Institutionen und weitere Betreiber, die direkt besteuerbare Schadstoffe innerhalb der Landesgrenzen oder Gewässer der Volksrepublik China emittieren. Privatpersonen sowie nicht gewerbliche Betreiber sind von der Steuer ausgenommen. Weiterhin sind zwei Bedingungen vorgesehen, die zu einer Reduzierung der Steuer führen, sowie fünf Ausnahmeregelungen, die eine Steuerbefreiung zur Folge haben. Eine davon ist beispielsweise dann erfüllt, wenn Schadstoffe in ordnungsgemäß errichteten Abwasserbehandlungsanlagen oder in inländischen Deponiefeldern entsorgt werden. Des Weiteren kann die Lagerung oder Deponie fester industrieller Abfälle in Anlagen, die den Umweltschutzstandards entsprechen, eine Steuerbefreiung mit sich bringen. Auch der Ausstoß von Schadstoffen im Agrarsektor führt nicht zu einer vollen Besteuerung, dies gilt allerdings nicht für einen landwirtschaftlichen Anbau im großen Rahmen.
Während alle vier vom Gesetz erfassten Schadstoffkategorien durch bestimmte Steuersätze pro Emissionsmenge berechnet werden, bestehen Unterschiede in der Bemessung der einzelnen Schadstoffe sowie in der Höhe des Steuersatzes. Darüber hinaus werden durch das neue Gesetz nicht alle Schadstoffarten besteuert: Einerseits nur jene, die in der Liste besteuerbarer Schadstoffe im Anhang des Umweltsteuergesetzes, enthalten sind. Andererseits werden in Hinblick auf die tatsächlich zu besteuernden Emissionen in einer Fall-zu-Fall Analyse vor Ort nur jene berücksichtigt, welche den höchsten Anteil ausmachen. Konkret bedeutet dies, dass obwohl beispielsweise im Bereich Luftverschmutzung zwischen 44 unterschiedlichen Schadstoffarten unterschieden wird, für die Berechnung der zu besteuernden Menge lediglich der Ausstoß der drei Schadstoffarten berücksichtigt wird, welche die höchsten Konzentrationen aufweisen. Im Bereich Wasserverschmutzung wird dasselbe Prinzip angewandt, wobei hier die drei bzw. fünf Schadstoffe herangezogen werden, welche über die höchsten Konzentrationen verfügen. Bei Feststoffabfällen bzw. bei der Lärmbelastung werden jeweils das Gewicht respektive die Anzahl der Dezibel, die das Limit übersteigen, als Berechnungsgrundlage genutzt werden. Des Weiteren gab Ge einen Überblick über die Steuerraten für die einzelnen Schadstoffklassen. In diesem Zusammenhang verwies er auf eine Besonderheit im Bereich der Luft- und Wasserverschmutzung. Hier wird künftig statt eines festgesetzten Betrags eine Spanne vorgegeben, innerhalb welcher die Provinzen frei wählen können. Um die Höhe der zu besteuernden Emissionen festzulegen gibt es mehrere Möglichkeiten. Ge betonte, dass die für beide Seiten nachhaltigste Option die eines Online-Monitoring-Systems darstellt, da es die akkuratesten Daten liefere. Die unpräziseste Methode ist die der Schätzung. Hierbei wird anhand von Proben eine Prognose aufgestellt und die zu besteuerbare Menge auf dieser Grundlage berechnet. Diese Methode ziehe für Unternehmen eine zumeist höhere Steuerabgabe mit sich, da Prognosen zu Lasten der Unternehmen aufgestellt werden. Vom Gesetzgeber wird vorgesehen, dass die Steuer quartalsweise zu entrichten ist.
Im Anschluss zog Ge eine positive erste Bilanz zum Umweltsteuergesetz und unterstrich die Fortschritte, die im Hinblick auf den Einsatz der Steuergesetzgebung und marktorientierter Instrumente zur Stärkung des Umweltschutzes künftig erreicht werden können. Allerdings seien noch einige Maßnahmen bis zur erfolgreichen Einführung des Gesetzes nötig. In diesem Zusammenhang betonte er auch die Bedeutung der Förderung des Datenaustauschs zwischen dem Ministry of Environmental Protection (MEP) und der State Tax Administration (STA).
Im Rahmen eines zweiten Vortrags gab Iris Pang von PricewaterhouseCoopers (PwC) einen Überblick über die Rahmenbedingungen des Gesetzes und verdeutlichte dessen Auswirkungen auf die davon betroffenen Unternehmen. Pang unterstrich, dass es für Firmen entscheidend sei, sich rechtzeitig mit dem neuen Gesetz zu befassen, um auf die Neuerungen vorbereitet zu sein. Zwar meinte Pang, dass es für viele Unternehmen so aussehe als würde die neue Umweltsteuer keine nennenswerten Anpassungen der Steuerrate mit sich bringen, jedoch prognostiziert sie, dass die reale Steuerlast insgesamt steigen wird. Allerdings, ihrer Ansicht nach nicht durch einen generell höheren Steuersatz, sondern durch ein verbessertes regelkonformes System. Die meisten der chinesischen Provinzen haben sich bereits mit den künftigen Raten der Umweltsteuer beschäftigt, wobei Peking eine der höchsten Steuerraten vorsieht. Darüber hinaus erwähnte Pang, dass eine weitere positive Neuerung des Gesetzes für Unternehmen in der von nun an ausschließlich lokal erhobenen Steuer gesehen wird. Hierbei sieht sie auch mehr Potenzial für die Gewährung staatlicher Subventionen die beispielsweise zur Erneuerung von Anlagen genutzt und einen zusätzlichen positiven Beitrag zur Reduzierung von Emissionen leisten können.
In der abschließenden Diskussion gingen die Referenten auf Fragen aus dem Publikum ein. Dabei kamen zuerst Anmerkungen bezüglich der Beweggründe für das neue Umweltsteuergesetz zur Sprache. Hier erklärte Ge Chazhong, dass mit dem neuen Gesetz mehr Kontrolle und ein höherer Wirkungsgrad ermöglicht werden. Dies ging über in weitere Fragen bezüglich der Chancen und Potenziale der neuen Steuer für die Minderung von Emissionen. Hier erklärte Ge, dass eine durch die CAEP durchgeführte Studie die Möglichkeiten zur Emissionsreduktion durch das neue Gesetz belegt habe. Einerseits biete das Gesetz neue Anreize für Unternehmen Maßnahmen zur Emissionsreduktion umzusetzen. Gleichzeitig sieht Ge positive Effekte durch das Online-Monitoring-System, welches aus staatlicher Perspektive genauere Daten liefere und aus der unternehmerischen Sicht oftmals niedrigere Abgaben bedeute. Seiner Einschätzung nach wird es unter dem neuen Umweltsteuergesetz eine voraussichtliche geringere Steuerlast für größere Unternehmen geben, als es aktuell unter der Umweltschutzabgabe der Fall ist. Insgesamt war das Netzwerktreffen sehr informativ und klärte die Teilnehmer eingehend über das anstehende Umweltsteuergesetz auf. Allerdings stehen bisher noch nicht alle Einzelheiten fest. Wie in solchen Fällen üblich in China werden weitere Details nach und nach in Form von öffentlichen Bekanntmachungen herausgegeben. Da dies auch kurzfristig erfolgen kann ist es für Unternehmen entscheidend, sich frühzeitig mit dem Gesetz und möglichen Einflussfaktoren auseinanderzusetzen.
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The Role of Market Instruments in Supporting China’s NDC Implementation (April 2017)
Econet Monitor, Ausgabe April 2017
Im Zuge des Pariser Klimaschutzabkommens aus dem Jahr 2015 wurden individuell für jedes beteiligte Land sogenannte Nationally Determined Contributions (NDCs) verabschiedet. Sie enthalten spezifische klimapolitische Ziele und müssen nun nach der erfolgreichen Ratifizierung des Abkommens durch 144 Länder umgesetzt werden. Vor diesem Hintergrund organisierte die AHK Greater China Beijing am 27. April 2017 im Rahmen des vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) geförderten Climate Markets Cooperation-Projektes ein Netzwerktreffen mit Schwerpunkt auf marktorientierten Mechanismen zur Erreichung der chinesischen NDC-Ziele und lud Unternehmensvertreter und Experten dazu ein. Verschiedene Lösungsansätze wurden vorgestellt und Empfehlungen und Prognosen zu deren Wirksamkeit besprochen.
Das Netzwerktreffen begann mit einem Vortrag von Dr. Gu Alun, Professorin an der Tsinghua Universität am Institut für Energie, Umwelt und Ökonomie, über die Vorgaben des chinesischen NDC und die Rolle von Marktinstrumenten, um diese zu erreichen. Zu Beginn fasste Dr. Gu die aus der NDC abgeleiteten Ziele zusammen. Demnach soll unter anderem der CO2-Ausstoß pro BIP-Einheit im Jahr 2030 um 60 bis 65% auf Grundlage von 2005 reduziert werden. Um dies zu erreichen, müsse China in den kommenden Jahren eine Senkung um vier Prozent jährlich erzielen, was sogar die Raten von Industriestaaten übersteige. Zudem sollen die CO2-Emissionen in 2030 an ihrem Höhepunkt anlangen, wobei der Wunsch besteht, diesen früher zu erreichen. Außerdem soll bis 2030 der Anteil der nichtfossilen Energieträger am Primärenergieverbrauch bei 20% liegen und die Waldbestände im Vergleich zu 2005 um 4,5 Mrd. m³ ansteigen. Gu hob hervor, dass für das Erreichen dieser Ziele die Periode des 13. Fünfjahresplans bis 2020 zentral sein werde, da in diesen Zeitraum die Implementierung wichtiger Marktmechanismen falle. Darüber hinaus prognostizierte sie, dass Entwicklungsländer stärker als die Industriestaaten von den Mechanismen des Emissionshandels beeinflusst werden.
Speziell in China steht in diesem Jahr die Implementierung des nationalen Emissionshandelssystems (EHS) an, das laut Schätzungen der Expertin 50% der CO2-Emissionen abdecken wird und die Hälfte zum Erreichen des NDC beitragen soll. Einen bedeutenden Effekt des EHS-Handels sieht Gu darin, dass dieser zu einer Stabilisierung des CO2-Preises führen werde. Dies wiederum könne die Investitionen in grüne Technologien weiter stimulieren. Neben dem EHS wurde auch auf andere Marktmechanismen eingegangen, wie etwa eine Kohlenstoffsteuer. Momentan ist es noch offen, ob sich die Regierung für die Einführung einer solchen Abgabe entscheidet, denn die in den Ministerien für Umweltschutz und Finanzen geführten Debatten resultierten bisher noch in keinem klaren Ergebnis. Hindernisse, die gegen diese Steuer sprechen, lägen in dessen nur schwer erzielbarer Durchsetzbarkeit in den unterschiedlichen Regionen Chinas, da lokale Interessengruppen aus der Industrie großen Einfluss auf die Politik der lokalen Behörden ausüben. Außerdem führte Gu an, dass eine Kohlenstoffsteuer einen negativen Einfluss auf das Wirtschaftswachstum haben würde. Sie betonte allerdings, dass dieser Effekt nur auf kurze Sicht zu erwarten sei und nicht langfristig anhalten werde. Um eine möglichst umfassende Einbeziehung aller Teile der chinesischen Wirtschaft zu gewährleisten, schlug Dr. Gu vor, dass eine Kohlenstoffsteuer auf jene Sektoren angewendet werden könnte, die nicht zu den acht abgedeckten Industrien des nationalen EHS gehören. Ein weiteres Instrument stellt die neue Umweltsteuer dar, die zum 1. Januar 2018 in Kraft tritt. Darüber hinaus wurden das Carbon Labelling, welches momentan auf freiwilliger Basis betrieben wird und laut Gu zu einer weiteren öffentlichen Sensibilisierung führen könne, sowie die Einführung von Emissionsstandards, wie etwa bereits für die Zementindustrie umgesetzt, besprochen.
Als zweite Expertin berichtete Song Su, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Programm des nachhaltigen Transports des World Resources Institute (WRI), über Maßnahmen zur Umsetzung des NDC und legte dabei ihren Fokus auf den Verkehrssektor. Zuerst verwies sie darauf, dass von den 195 Unterzeichnerstaaten China eine besondere Rolle zukäme, da das Reich der Mitte mit 20% den höchsten Anteil aller Länder am globalen CO2-Ausstoß hat. Neben den allgemeinen NDC-Zielen Chinas erläuterte Song auch die Besonderheiten im Hinblick auf den Verkehrssektor. Dieser war 2014 für 10 bis 12% der CO2-Emissionen in China verantwortlich, wobei der Anteil in urbanen Räumen mit 26% noch weit höher lag. Deshalb soll unter anderem der Einsatz alternativer Antriebe und Kraftstoffe in China künftig verstärkt unterstützt werden. Außerdem soll darauf hingearbeitet werden, bis 2020 den Anteil der öffentlichen Transportmittel am motorisierten Verkehr in mittleren und großen Städten auf 30% zu erhöhen. Darüber hinaus unterstrich Song, dass der Schifffahrts- und Frachtsektor als Emittent von Treibhausgasen häufig unterschätzt bzw. nicht beachtet werde, trotz der teils hohen Umweltbelastungen und Feinstaubpartikel sowie der häufig vorhandenen Nähe von Wohngebieten an Häfen.
Um diesen Herausforderungen entgegenzuwirken, stellte sie im Anschluss ausgewählte Projekte des WRI vor. Beispielsweise erarbeitet dieses in Kooperation mit chinesischen Behörden und Ministerien verschiedene Lösungen wie eine Park- und Staugebühr. Die Forschungseinrichtung unterstützt insbesondere durch die Erstellung von Kosten-Nutzen-Analysen und das Ausarbeiten effektiver finanzieller Modelle. Bei einem weiteren Projekt wird die städtische Administration in Qingdao dabei unterstützt, mittels moderner Messtechnik und Analysemethoden die Emissionen am dortigen Hafen zu bestimmen.
Im Anschluss bot sich den Teilnehmern die Möglichkeit, weitere Fragen an die Redner zu stellen. Dabei kamen zuerst Bedenken darüber zur Sprache, inwiefern die NDC-Ziele auch tatsächlich von der Regierung umgesetzt werden können. Dr. Gu verwies darauf, dass dies vor allem davon abhänge, ob es in den kommenden Jahren gelinge, die mittlere Wachstumsrate, die sich nach Jahren der rapiden Entwicklung der chinesischen Wirtschaft eingestellt hat, aufrechtzuerhalten. Außerdem käme es auch ganz entscheidend auf den künftigen Energiemix an. Sie fügte diesbezüglich hinzu, dass nach ihrer Einschätzung China sogar noch vor 2030 den Höhepunkt der CO2-Emissionen erreichen könne, je nach Ausprägung der erwähnten Einflussfaktoren. Anschließend folgte eine Diskussion zur Frage, ob nicht durch das stetig wachsende Engagement Chinas in anderen Entwicklungsländern und den Aufbau industrieller Kapazitäten vor Ort gleichzeitig die Emissionen dorthin verlagert würden. Dr. Gu schilderte, dass China trotz der hohen Produktionskapazitäten, die in das Reich der Mitte verlagert wurden, mittlerweile aufgrund der zahlreichen Aktivitäten in anderen Ländern als Nettoexporteur von CO2-Emissionen zu betrachten sei. Deshalb plädierte sie dafür, bei zukünftigen chinesischen Auslandsinvestitionen auch dem Klimaschutz eine höhere Bedeutung beizumessen. Insgesamt zeigte das Treffen, dass die im NDC anvisierten Ziele zwar klar formuliert sind, allerdings hinsichtlich deren Umsetzung noch einige Unwägbarkeiten bestehen, so dass es weiter spannend bleibt, auf welche Weise die konkreten Maßnahmen letztlich implementiert werden.
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Networking Meetings 2015-2016 (in German)
China’s National Emissions Trading System: Status, Structure and Challenges (December 2016)
Econet Monitor, Ausgabe Januar 2017
In diesem Jahr plant die chinesische Zentralregierung den Start des nationalen Emissionshandelssystems (EHS) basierend auf den Erfahrungen der sieben Pilotsysteme, die seit über drei Jahren betrieben werden. Vor diesem Hintergrund organisierte die AHK Greater China Beijing am 14. Dezember 2016 im Rahmen des vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) geförderten Carbon Market-Projektes ein Netzwerktreffen mit Fokus auf den aktuellen Status und die Ausgestaltung des nationalen EHS und lud Unternehmensvertreter und Experten dazu ein. Unter Berücksichtigung der Herausforderungen und Fortschritte der sieben regionalen Pilotprojekte wurden die Struktur und die Entwicklung des nationalen Systems diskutiert.
Das Netzwerktreffen begann mit einem Vortrag von Zou Yi, Vice Director of Research & Development des China Beijing Environment Exchange (CBEEX), über den Status Quo des Pekinger Pilotprojektes sowie die Erwartungen für das kommende nationale EHS. Dabei zog Zou eine insgesamt positive Bilanz des Pekinger Modells und verwies auf dessen zufriedenstellende Performance in den vergangenen Jahren. So hat sich allein von 2015 bis 2016 das Volumen des Zertifikatehandels nahezu verdoppelt auf 6,2 Millionen Tonnen CO2, während der Umsatz um knapp 60% anstieg. Auffällig sei, dass das Onlinegeschäft in den letzten drei Jahren zusammengenommen mehr zum Umsatz beitrug als der klassische „over-the-counter“-Handel (OTC). Außerdem hob Zou Yi die Bedeutung von Einzelpersonen im Pekinger EHS hervor, die mit ihren Transaktionen einen wichtigen Beitrag dafür leisten würden, dass zusätzliche Liquidität für den Markt bereitgestellt wird. Insgesamt ließen diese positiven Daten und Resultate laut Zou auf eine in letzter Zeit kontinuierlich wachsende Marktaktivität schließen. Ein weiteres Ergebnis des Pekinger Pilotprojekts sind die reduzierten Emissionen der beteiligten Unternehmen. Diese konnten 2013 um 4,5%, 2014 um 5,96% und 2015 um 6,17% jeweils im Vergleich zu den Vorjahren gesenkt werden. Auch andere Pilotprojekte wiesen vergleichbare Ergebnisse auf. Zou konstatierte, dass diese positiven Entwicklungen einen Beleg dafür darstellten, dass das System tatsächlich funktioniere. Damit seien bereits Grundvoraussetzungen gegeben, damit das nationale System 2017 implementiert werden könne.
Weiterhin wurde die Struktur des nationalen EHS analysiert. Gemäß der National Development and Reform Commission (NDRC) werden Unternehmen, die in den acht Sektoren Energie, Mineralölverarbeitung, Chemie, Baumaterialien, Stahl, Nichteisenmetalle, Papierherstellung sowie dem Luftfahrtsektor tätig sind, berücksichtigt. Allen in Frage kommenden Unternehmen ist gemein, dass sie die Voraussetzung, mindestens 26.000 Tonnen CO2 pro Jahr zu emittieren, erfüllen müssen, um ins nationale System eingebunden zu werden. Es wird geschätzt, dass sieben bis zehntausend Unternehmen am Handel partizipieren werden und sich dessen Volumen auf drei bis vier Milliarden Tonnen CO2 pro Jahr belaufen wird. Der Umsatz soll jährlich acht Mrd. CNY im Spot- und bis zu 400 Mrd. CNY im Futuresmarkt betragen.
Als zweiter Experte berichtete Chen Zhibin, Senior Analyst von Sino Carbon Innovation & Investment, über die Struktur und den Entwicklungsstand von Chinas nationalem EHS. Um dieses wie geplant im Herbst 2017 zu starten, bedarf es der Erfüllung der folgenden fünf Meilensteine: Zuerst die Veröffentlichung der nationalen EHS-Regularien durch den State Council und anschließend die Implementierung des Systems zur Überwachung, Berichterstattung und Prüfung von Emissionen (Monitoring, Reporting and Verification; kurz MRV). Dem folgt die Einführung des Systems für die Registrierung und für die bereits genehmigten Handelsbörsen sowie letztlich die Allokation der Zertifikate. Darauf aufbauend soll in der ersten Phase bis 2019 das Ziel verfolgt werden, einen funktionierenden Markt für den Emissionshandel in China zu schaffen. Diesbezüglich schätzt Chen, dass es insbesondere im Hinblick auf die 37 teilnehmenden Regionen, die bisher mehrheitlich keine Erfahrung mit dem EHS sammeln konnten, zwei bis drei Jahre dauern werde, bis der Markt von diesen richtig eingeschätzt werden könne. Chen sprach in diesem Zusammenhang von einem Prozess des „learning by doing“ und verwies dabei auch auf die bisher erzielten Erfolge im Bereich des Capacity Building: In acht nationalen EHS-Zentren wurden bereits rund 22.000 Trainings absolviert, um gerade unerfahrenen Vertretern der Regionen, die nicht durch die Pilotprojekte abgedeckt waren, die Möglichkeit zu geben, ein Verständnis für das neue System zu entwickeln. Teilnehmer waren insbesondere Entscheidungsträger von Seiten der Administration und Unternehmen sowie Vertreter der unabhängigen chinesischen Prüfstellen für die Zertifizierung von CO2-Emissionen. Insgesamt schreibt Chen diesen Schulungen auch in den kommenden Jahren eine zentrale Rolle zu, um einen funktionierenden Markt zu entwickeln.
Im Hinblick auf das Allokationsverfahren werde man vor allem zu Beginn besonders in komplexen Sektoren wie der Chemie- und Stahlindustrie verstärkt auf das sogenannte „Grandfathering“-Prinzip setzen und damit historischen Werten für die Emissionen vertrauen, da in diesen Segmenten qualitativ hochwertige Daten fehlen und nur schwer zu erheben seien. Das Vorhandensein dieser sei allerdings die Vorrausetzung, um das präferierte Benchmarking- Verfahren zu nutzen, welches auf dem Vergleich mit Referenzdaten basiert. Ziel sei es, diese Methode zeitnah für alle Sektoren des EHS einzuführen. Darüber hinaus hat man sich in Bezug auf die Zuteilungen der Zertifikate auf den „Bottom-up“ Ansatz verständigt, der zunächst auf den Daten einzelner Unternehmen aufbaut. Chen Zhibin begründete dies damit, dass der Höhepunkt der industriellen Aktivität in China im Gegensatz zu Europa nicht erreicht sei und geht davon aus, dass dies im Jahr 2030 der Fall sein werde. Bis dahin werde es schwer sein, den industriellen Output und damit die Emissionen vorherzusehen, da fortwährend weitere Fabriken eröffnet würden. Als Konsequenz daraus ergebe es mehr Sinn, zuerst auf Provinzebene die Daten der einzelnen Unternehmen zu erfassen und die einzelnen Werte aufzusummieren. Anschließend würden die Ergebnisse dann der NDRC gemeldet. Erst danach werden die Zertifikate von dieser für jede Provinz zugeteilt. Insgesamt nehmen 31 Provinzen, fünf Städte und das Autonome Gebiet Xinjiang am nationalen EHS teil.
Des Weiteren wurde näher auf das MRV-System eingegangen. Momentan besteht für dieses kein einheitlicher nationaler Standard, um die unabhängigen chinesischen Prüfstellen zur Zertifizierung von Emissionen auszuwählen. Dies wird zurzeit in allen sieben Pilotsystemen unterschiedlich gehandhabt. Chen zeigte sich allerdings zuversichtlich, dass eine Vereinheitlichung in diesem Bereich im Jahr 2017 erreicht werden könne. Schließlich kam die Eröffnung eines weiteren Pilotsystems im Dezember 2016 in der südöstlichen Provinz Fujian zur Sprache, in dem zusätzlich zu den acht Sektoren des nationalen EHS noch die Keramikindustrie aufgenommen wird.
In der abschließenden Diskussion beantworteten die Referenten verstärkt Fragen zum Übergang der sieben Pilotsysteme in das nationale EHS. Dabei wurde deutlich, dass diese vorerst auch weiterhin parallel zum nationalen System bestehen bleiben. So werden beispielsweise im Pekinger System zwar die Mehrheit der Unternehmen in das nationale überführt, 900 davon verbleiben jedoch noch im bisherigen Pilotprojekt. Überdies wurde die Problematik angesprochen, dass die verschiedenen Systeme mit unterschiedlicher Software operieren. Hier sei es das Ziel, zumindest ein einheitliches Registrierungssystem zu schaffen. Darüber hinaus kam die Frage auf, ob eine Kohlenstoffsteuer für kleinere Unternehmen, die nicht durch das EHS abgedeckt werden, eingeführt wird. Dies verneinten die Referenten und fügten hinzu, dass vor 2020 keine Abgabe dieser Art in Sicht sei. Hinsichtlich des neuen Pilotsystems in Fujian wurden seitens der Teilnehmer Bedenken geäußert, ob dessen Start weniger als ein Jahr vor dem geplanten Beginn des nationalen Systems sinnvoll sei. Die Referenten bejahten dies und wiesen darauf hin, dass gerade die gewonnene Praxiserfahrung kurz vor der Implementierung des nationalen EHS durch einen solchen proaktiven Ansatz am nützlichsten für das Capacity Building in Bezug auf das nationale System sei. Eine Besonderheit stelle hierbei das Einbeziehen kleiner Unternehmen in das EHS und die Unterstützung aktueller emissionsarmer Projekte dar. Insgesamt wurde im Rahmen der Veranstaltung deutlich, dass für einen reibungslosen Übergang der regionalen Systeme in das nationale EHS noch zahlreiche Vorbereitungen und eine erhöhte Koordination zwischen den Regionen vonnöten sind.
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China’s Construction Materials Sector: Emissions Reduction and Integration into the National Emissions Trading System (November 2016)
Econet Monitor, Ausgabe November 2016
Zu Beginn des Jahres verkündete die National Development and Reform Commission (NDRC) die acht Sektoren, die ab 2017 in das chinesische nationale Emissionshandelssystem (EHS) mit eingeschlossen werden sollen. Neben den Sektoren Energie, Mineralölverarbeitung, Chemie, Nichteisenmetalle, Luftfahrt und Papierherstellung werden auch die Baustoffbranche und die Stahlindustrie in das bevorstehende EHS integriert. Als weltweit größter Hersteller von Stahl und Zement steht China vor der wichtigen Aufgabe, den Energieverbrauch und die Emissionen dieser traditionellen Industriezweige weiter zu senken und gleichzeitig die bestehenden Überkapazitäten einzudämmen.
Vor dem Hintergrund des künftigen nationalen EHS veranstaltete die AHK Greater China Beijing bereits im August ein Netzwerktreffen. Dabei berichteten Experten über das vorgesehene System zur Messung und Verifizierung von Emissionen sowie über dessen Umsetzung in Industrieunternehmen. Ebenfalls im Rahmen des vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) geförderten Carbon Market-Projekts organisierte die AHK nun ein Netzwerktreffen mit Fokus auf die energie- und emissionsintensive Baustoffindustrie und lud am 24. November 2016 Unternehmensvertreter und Experten dazu ein. Zwei ausgewählte Referenten berichteten über Emissionen und Entwicklungen im chinesischen Baustoffsektor, mit besonderem Fokus auf die Stahl- und Zementindustrie.
Das Netzwerktreffen begann mit einem Vortrag von Prof. Jiang Kejun zum Potenzial und den Herausforderungen bei der Emissionsreduktion im chinesischen Stahl- und Zementsektor. Prof. Jiang, Research Professor des bei der NDRC angesiedelten Energy Research Institute (ERI) in Peking, ist einer der wichtigsten chinesischen Experten im Bereich der Evaluierung der Energie- und Klimapolitik. Neben seinen Forschungstätigkeiten ist er Hauptverfasser zahlreicher Berichte der Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC).
Prof. Jiang stellte mehrere Szenarien für die Energienachfrage und Emissionsentwicklungen in verschiedenen Industriesektoren vor. Seine Prognosen für die Zement- und Stahlindustrie zeigen, dass die Netzwerktreffen – Chinas Baustoffsektor: Emissionsreduktion und Integration in das nationale Emissionshandelssystem Produktionskapazitäten und folglich auch der Energiebedarf bis 2020 weiter ansteigen und ab 2030 eine sinkende Tendenz zu erwarten ist. Dies brachte er in Verbindung mit den im Land bebauten Flächen. 55 Prozent des in China produzierten Zements und 65 Prozent der Stahlproduktion werden im Gebäudesektor eingesetzt. Das bedeutet, dass die Nachfrage an Zement und Stahl zurückgehen wird, wenn sich die Entwicklung im Sektor in Zukunft verlangsamt. Seine Analyse beispielsweise zum Energieverbrauch in der Zementindustrie zeigte eine Senkung von knapp 300 TWh im Jahr 2010 auf unter 100 TWh in 2050. Eine ähnliche Tendenz prognostiziert er für den CO2 -Ausstoß in verschiedenen Industriesektoren, einschließlich Zement und Stahl.
Im Hinblick auf den Zeitrahmen und technologische Ansätze meinte er, dass China sich seit 2011 in Richtung des 2°C-Zieles bewege und den Höhepunkt der CO2 -Emissionen voraussichtlich bereits vor 2025 erreichen werde. Jahresangaben wie 2025 oder 2035 würden zwar vorerst den Eindruck einer noch weit entfernten Zukunft vermitteln, jedoch in Bezug auf Energiesysteme seien Zeitspannen, beispielsweise aufgrund der Einsatzdauer von Kohlekraftwerken von 40 Jahren, relativ kurz, weshalb heutige Entscheidungen einen enormen Einfluss auf die künftigen Emissionen hätten. Für die Implementierung der CO2 - Abscheidung und -speicherung (CCS) im Land sieht er bessere Bedingungen für die Zement- und Stahlindustrie als für den Energiesektor. Zugleich wies er auf die noch geringen Investitionen in diesem Bereich hin Prof. Jiang Kejun vom Energy Research Institute der NDRC berichtete über Potenziale und Herausforderungen bei der Emissionsreduktion im chinesischen Stahl- und Zementsektor econet monitor Ausgabe November 2016 Seite 11 Environment und äußerte sich für eine Politik zur Unterstützung der CCS-Technologie. Für die Zukunft glaubt er allerdings an die vermehrte Nutzung von kohlenstoffarmen Technologien, wie eine koksfreie Eisen- und Rohstahlerzeugung, beispielsweise durch den Einsatz von Wasserstoff als Reduktionsmittel.
In einem zweiten Vortrag gab Shi Lijie vom International Cooperation Department der China National Building Material Group (CNBM) Einblicke in Erfahrungen und Maßnahmen für eine kohlenstoffarme Entwicklung im Baustoffsektor aus Unternehmenssicht. Das chinesische Staatsunternehmen ist der weltweit führende Hersteller von Baumaterialien und der nationale Marktführer in China mit einem Anteil von rund 70 Prozent. Seine jährliche Produktion umfasst 530 Mio. Tonnen Zementklinker, 430 Mio. m3 Transportbeton, 2 Mrd. m2 Gipskarton und 1,78 Mio. Tonnen Fiberglas. Daraus stellt CNBM beispielsweise Rotorblätter für Windkraftanlagen mit einer Kapazität von 16 GW her. CNBM beschäftigt um die 250.000 Mitarbeiter, darunter 38.000 Ingenieure und Wissenschaftler, und umschließt 70 nationale Forschungseinrichtungen sowie zertifizierte Test- und Inspektionszentren, mit einem Umsatz von rund 300 Mrd. RMB (ca. 40 Mrd. EUR).
Neben der Herstellung von hochwertigen und möglichst umweltverträglichen Baumaterialien gehört die Nutzung von industriellen und kommunalen Abfallprodukten zur Senkung des Energieverbrauchs und zur Produktion von kohlenstoffarmen Produkten ebenfalls zur Philosophie des Unternehmens. Als Beispiel für die Umsetzung dieser Maßnahmen berichtete Shi über die Nutzung von jährlich 100 Mio. Tonnen Industrieabfall im Zementsektor und über die Reduktion des CO2 - und SO2 -Ausstoßes um 30 bzw. 10 Mio. Tonnen durch Energieeinsparung und Restriktionen im Bereich von Abgas- und Staubemissionen. Dabei nannte Shi Lijie die Pilotanlage „Cement Intelligent Plant“ und ermutigte die Teilnehmer des Netzwerktreffens sie zu besichtigen.
Ein weiteres Konzept der CNBM zur Energieeinsparung stellt das sogenannte „Energy Plus 5.0 House“ dar. Anhand dieses Konzepts lassen sich beispielsweise für ein 150 m2 großes Haus, 2,78 Tonnen Kohle und 34.500 Ziegelsteine einsparen und eine Senkung des Bauabfalls um 200 Tonnen und des CO2 -Ausstoßes um 7,23 Tonnen erzielen. Shi Lijie stellte auch zahlreiche Projektbeispiele der CNBM im Ausland vor, wie die Solaranlagen Shotwick, Wroughton Airfield und Roanhead in Großbritannien, das grüne Stadtdemonstrationsprojekt im Bezirk Miyun in Peking, das Luxushotelprojekt Xiang Shawan Lotus in der Mongolei und das Martinsen Wohnhausprojekt in Dänemark. Darüber hinaus berichtete sie über weitere Kooperationen der CNBM mit zahlreichen Ländern wie Japan, Deutschland und Frankreich.
In Bezug auf den Kohlenstoffmarkt sieht CNBM das EHS sowohl als eine Gelegenheit zur Beschleunigung von technologischen Innovationen als auch als eine Herausforderung zur Lösung von Überkapazitäten im Baustoffsektor. Dabei sollen Unternehmen ihre CO2 - Emissionsdaten verifizieren und im gesamten Firmenmanagement sowie bei der Planung von Projekten miteinbeziehen. CNBM sei ein aktiver Teilnehmer am Kohlenstoffmarkt und habe bereits in der Vergangenheit mehrere Projekte im Rahmen des Clean Development Mechanism (CDM) initiiert. Seit 2016 ist das Unternehmen auch als unabhängige Prüfstelle für die Zertifizierung von CO2 -Emissionen in China akkreditiert.
Im Rahmen der abschließenden Diskussion beantworteten die beiden Referenten beispielsweise Fragen zu Emissionsdaten, die noch immer der chinesischen Regierung unterliegen und zumeist nicht veröffentlicht werden dürfen. Darüber hinaus haben die teilnehmenden ausländischen Unternehmensvertreter ihr Interesse an einer noch stärkeren Mitwirkung am chinesischen Markt für Energieeffizienz und Emissionsreduktion geäußert. Prof. Jiang bestätigte das Interesse Chinas, mit internationalen Unternehmen in diesem Bereich zusammenzuarbeiten und meinte, dass angesichts der Komplexität und großen Dimensionen der erforderlichen Entwicklungen im Land, spezielle Technologien und Komponenten von ausländischen Unternehmen seiner Erfahrung nach bevorzugt eingesetzt werden – insbesondere auch in energieintensiven Industrien. Für deutsche Unternehmen stellt dies zahlreiche Kooperationsmöglichkeiten dar und hierfür bietet die AHK die nötige Unterstützung, um dieses Marktpotenzial nutzen zu können. Im Anschluss an die Veranstaltung bestand die Möglichkeit zum Gespräch mit den Referenten und zum weiteren fachlichen Austausch unter den Teilnehmern.
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Calculation and Verification of Carbon Emissions under the National Emissions Trading System (August 2016)
Econet Monitor, Ausgabe August 2016
Auf Grundlage der Erfahrungen aus den bestehenden sieben Pilotprojekten in den Städten Peking, Tianjin, Shanghai, Chongqing und Shenzhen sowie den Provinzen Hubei und Guangdong hat die chinesische Zentralregierung den Start eines chinaweiten nationalen Emissionshandelssystems (EHS) für 2017 angekündigt. Gemäß der National Development and Reform Commission (NDRC) sind damit auch zahlreiche Industrieunternehmen zur Messung, Überwachung und Berichterstattung ihrer Treibhausgasemissionen verpflichtet. Emissionsdaten werden in Zukunft von unabhängigen chinesischen Prüfstellen verifiziert, die jeweils von den lokalen DRCs benannt werden. Dementsprechend ist es für Unternehmen und deren zuständige Mitarbeiter entscheidend, sich frühzeitig für Chinas bevorstehendes EHS vorzubereiten. Sie müssen lernen, ihren Emissionsausstoß zu messen und sich mit den Anforderungen der künftigen Berichterstattung im Rahmen des nationalen EHS vertraut machen.
Vor diesem Hintergrund lud die AHK Greater China Beijing im Auftrag des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) am 22. August Firmenvertreter und Experten zu einem Netzwerktreffen ein, bei dem mit zwei ausgewählten Referenten über die Berechnung und Kontrolle von Emissionen in Industrieunternehmen sowie das im chinesischen EHS vorgesehene System zur Überwachung, Berichterstattung und Prüfung (Measurement, Reporting and Verification; kurz MRV) von Emissionen diskutiert wurde.
Zu Beginn des Treffens informierte Tian Pin von Bureau Veritas über die grundsätzlichen Voraussetzungen zur Aufnahme von Unternehmen in das nationale EHS: Gemäß NDRC sind Unternehmen betroffen, die in den acht Sektoren Energie, Mineralölverarbeitung, Chemie, Baumaterialien, Stahl, Nichteisenmetalle, Papierherstellung sowie dem Luftfahrtsektor tätig sind, und deren Energieverbrauch 10.000 Tonnen Standardkohlenäquivalent in einem oder mehreren Jahren im Zeitraum 2013-2015 überschritt. Wie bereits bei den Pilotprojekten werden damit auch ausländische Unternehmen, die über hohe CO2-Emissionsraten verfügen und in besonders energieintensiven Sektoren verortet sind, in das nationale EHS mit eingeschlossen, wenn sie die festgelegten Kriterien erfüllen. Neuerungen im EHS betreffen auch die Fristen: In der Vergangenheit mussten Unternehmen und Anlagenbetreiber ihre Emissionsberichte zu einer bestimmten Deadline im ersten Quartal des Jahres einreichen, nunmehr sind die Fristen über das ganze Jahr verteilt, in Abhängigkeit vom jeweiligen Industriesektor.
Im weiteren Verlauf des Fachvortrags stellte Tian empfohlene Methoden und Schritte zur Emissionsberechnung vor und betonte gleichsam die Notwendigkeit einer geregelten und zuverlässigen Vorgehensweise bei der Quantifizierung, unter Berücksichtigung der Emissionsfaktoren unterschiedlicher Energieträger. Um sich zielgerichtet auf das nationale EHS vorzubereiten, sollten Unternehmen auch auf die kürzlich erscheinenden offiziellen Schulungsunterlagen der NDRC, die unter anderem von UNDP finanziell unterstützt wurden, zurückgreifen, so der Experte.
Als zusätzliche Alternative für die anfängliche Erfassung von Emissionen bei der Herstellung eines Produkts und die Quantifizierung zu einem späteren Zeitpunkt verwies Tian Pin auch auf die weltweit anerkannten Standards PAS 2050 und ISO 14064. Dabei wird der Ausstoß von gefährlichen Treibhausgasen vom Ressourcengewinn über die gesamte Produktionskette bis hin zum Verbrauch und den Abbau überprüft und durch das Unternehmen verursachte direkte oder indirekte Emissionen berücksichtigt.
Im Anschluss gab Zhang Lixin vom China Quality Certification Center (CQC) den knapp 30 Teilnehmenden der Veranstaltung einen Überblick über das künftige, im nationalen EHS vorgesehene MRV-System. Sie bot dabei auch eine vergleichende Analyse mit den diesbezüglich bestehenden Systemen in der EU und den USA.
In China sind die NDRC und die lokalen DRCs für MRV im EHS zuständig: NDRC entwickelt die entsprechenden Richtlinien, während die DRCs für die Auswahl der Verifizierungsstellen und den Ablauf der Verifizierung verantwortlich sind. Das CQC ist eine von 29 Einrichtungen, die von Beijing DRC offiziell als Prüfstelle akkreditiert wurden und arbeitet zurzeit in einem Projekt gemeinsam mit der World Bank an der weiteren Entwicklung und Verbesserung des MRV-Systems, das künftig im nationalen EHS Einsatz finden wird. Dabei sollen auch die bisherigen Erfahrungen in China berücksichtigt werden, die laut Zhang zeigen, dass zuverlässige Daten nur dann erhalten werden können, wenn die Verifizierung effektiv, das Berichtsystem einfach gestaltet und die Richtlinien für Monitoring und Reporting akkurat sind. Detailliertere Anleitungen für die Erfassung von Treibhausgasen, den Datenbericht sowie zur Verifizierung wurden bereits entwickelt und in drei unterstützenden Dokumenten festgehalten. Die Verifizierung selbst durchläuft wie international üblich einen dreiteiligen Prozess, in dem zunächst eine Vorbereitungsphase vorangeht, bevor in der Implementierungsphase Dokumente überprüft sowie Unternehmensstandorte und Anlagen besichtigt werden. In einem dritten Schritt wird dann der Bericht vom akkreditierenden Prüfer fertiggestellt.
Im Rahmen des Vortrags verglich die Expertin des CQC auch das chinesische MRV-Verfahren mit dem europäischen System, deren Unterschiede besonders für ausländische Firmen interessant sind, die beispielsweise bereits am EU-EHS teilnehmen. Beim MRV der EU müssen Verifizierungsstellen spezielle Kriterien erfüllen, beispielsweise bei der Einrichtung eines angemessenen Qualitätsmanagementsystems oder von Mechanismen um Unabhängigkeit und Objektivität zu wahren. Auch China orientiere sich an diesen Voraussetzungen für die eigenen Verifizierungseinrichtungen. Die geforderte berufliche Qualifikation der chinesischen Prüfer sei darüber hinaus laut Zhang auch mit den entsprechenden Voraussetzungen des MRV-Systems im US-Bundesstaat Kalifornien vergleichbar.
In der anschließenden Diskussion standen vor allem das geplante MRV-System, die Verifizierungsorgane sowie der weitere Bedarf an Ausbildung und Kapazitätsentwicklung zur Vorbereitung auf das nationale EHS im Vordergrund. So wurde über die Relevanz und die genaue Ausgestaltung des MRV-Systems diskutiert, das eine glaubwürdige und robuste Datengrundlage zur Ermittlung von Emissionen liefern soll, um die Funktionsfähigkeit des chinesischen Emissionshandels und den Erfolg der damit verbundenen Minderungsmaßnahmen sicherzustellen. Gerade die externen Prüfungsstellen waren im Rahmen der Diskussion auch von großem Interesse für die Teilnehmer, da ihre Arbeitsweise bei der Verifizierung der Daten, ihr Einfluss auf die Entscheidungen der Behörden und ihre interne Struktur derzeit noch wenig transparent gestaltet sowie bislang keine ausländischen Prüfer zugelassen sind. Die Teilnehmer der Veranstaltung waren sich einig, dass neben der genauen Erhebung von Emissionsdaten auf Unternehmensebene insbesondere auch weitere institutionelle Vorbereitungen auf Seiten der Behörden entscheidend sein werden, damit das landesweite MRV-System künftig erfolgreich im Rahmen des nationalen EHS umgesetzt werden kann. In diesem Zusammenhang sollten sowohl Unternehmen als auch die zuständigen Behörden und externen Prüfungsinstitutionen noch besser qualifiziertes Personal ausbilden. Rückblickend konnten die Vorträge sowie die Diskussionsrunde neben der Klärung von offenen Fragen auch zu einer allgemeinen Sensibilisierung des Themas beitragen.
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China’s Aviation Sector: Emissions Reduction and Integration into the National Emissions Trading System (April 2016)
Econet Monitor, Ausgabe April 2016
Der Verkehrssektor weist aufgrund seines hohen Energiekonsums signifikante Umweltauswirkungen auf. Im Hinblick auf die verschiedenen Verkehrsmittel sind dabei deutliche Unterschiede bei Energieverbrauch und Emissionsausstoß erkennbar, wobei in letzter Zeit zunehmend umweltfreundlichere Technologien beispielsweise im Bereich der Elektromobilität an Bedeutung gewinnen.
Der Luftfahrtsektor hat sich in den vergangenen Jahren sowohl global als auch in China ebenfalls hin zu geringerem Kerosinverbrauch und weniger CO2-Emissionen entwickelt. Nichts desto trotz weist die Branche nach wie vor hohe Treibhausgasemissionen (THG-Emissionen) und damit einen wesentlichen Einfluss auf die Umwelt auf. In diesem Zusammenhang stellt die Einbindung des Sektors in Emissionshandelssysteme (EHS) eine Möglichkeit zur weiteren Emissionsreduktion dar.
Ende Januar hat die Nationale Entwicklungs- und Reformkommission (NDRC) die acht Sektoren, die das chinesische EHS beim für 2017 angekündigten Start auf nationaler Ebene umfassen wird, festgelegt. Neben den Schlüsselindustrien Energie, Mineralölverarbeitung, Chemie, Baumaterialien, Stahl, Nichteisenmetalle und Papierherstellung soll auch der Luftfahrtsektor eine integrale Rolle spielen.
Im Hinblick auf das EHS in China ist daher eine detaillierte Betrachtung der Potenziale zur Reduzierung der Emissionen der Luftfahrtindustrie und der Implikationen für die Integration des Sektors in den chinesischen Kohlenstoffhandel von aktueller Relevanz. In diesem Kontext lud die AHK Greater China Beijing im Auftrag des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) am 6. April Unternehmensvertreter und Experten zu einem Netzwerktreffen ein, bei dem mit zwei ausgewählten Referenten Emissionsreduktionspotenziale im Luftfahrtsektor und dessen Einbindung in das chinesische EHS diskutiert wurden.
Zu Beginn des Treffens informierte Robert Earley von der Firma MotionECO die rund 30 Teilnehmer über aktuelle Entwicklungen und Kennzahlen des globalen Luftfahrtsektors sowie Maßnahmen zur Emissionsreduktion. Dabei wurde deutlich, dass der Sektor seit 1969 um durchschnittlich 5 Prozent konstant im Hinblick auf Passagierkilometer und Luftfracht gewachsen ist und dass auch zukünftig von einer positiven Entwicklung ausgegangen wird. So rechnen die großen Flugzeughersteller mit einer Verdopplung der Anzahl ihrer in Betrieb befindlichen Flugzeuge im Zeitraum 2015 bis 2034. Wachstumstreiber ist aufgrund sinkender Beförderungspreise die Erschließung der Märkte in Schwellen- und Entwicklungsländern, wobei insbesondere Asien mit einem hohen Potenzial hervorsticht.
Das Wachstum des Luftfahrtsektors in den vergangenen Jahrzehnten hat jedoch auch zu einem signifikanten Anstieg der THG-Emissionen und damit der Klimawirksamkeit der Branche geführt. Im Jahr 2013 hat der Sektor mehr als 700 Millionen Tonnen THG-Emissionen generiert und derzeit trägt er mit einem Anteil von 2 Prozent zu den weltweit vom Menschen verursachten THG-Emissionen bei. Bis 2050 wird ein Beitrag von 3 Prozent erwartet. Zu berücksichtigen ist dabei neben den CO2-Emissionen auch der Ausstoß von Schadstoffen wie zum Beispiel Stickoxiden und Sulfaten oder von Kondensstreifen, deren jeweilige Auswirkungen auf das Klima noch nicht abschließend erforscht sind, so Earley.
Obwohl der Luftfahrtsektor also signifikante Umweltauswirkungen aufweist, wurde er bisher aufgrund der komplexen internationalen Verflechtungen weder im Kyoto-Protokoll noch in der Vereinbarung der UN-Klimakonferenz in Paris im vergangenen Jahr berücksichtigt. Im Rahmen der International Civil Aviation Organization (ICAO), einer Sonderorganisation der Vereinten Nationen zur Förderung des nachhaltigen Wachstums des Luftverkehrs, haben sich die Mitgliedsländer jedoch dazu verpflichtet, dass die Netto-CO2-Emissionen des Luftfahrtsektors ab 2020 nicht weiter ansteigen sollen. Die ICAO schlägt dabei durch die Entwicklung von Effizienzstandards und eines Modells für einen ab 2020 zu implementierenden, globalen, marktbasierten Kohlenstoffhandel den Rahmen zur Erreichung dieses Ziels vor.
Darüber hinaus hat sich die Luftfahrtindustrie in Anlehnung an die Vorhaben und Maßnahmen auf Länderebene in Form einer Selbstverpflichtung ebenfalls das Ziel gesetzt, durch technologischen Fortschritt und einen Kohlenstoffhandel ab 2020 kein Nettowachstum der Emissionen mehr zu verursachen und ab 2037 die THG-Emissionen um 50 Prozent zu reduzieren.
Technologien und Maßnahmen für einen umweltverträglicheren Luftfahrtsektor können unter anderem aerodynamische Verbesserungen, effizientere Triebwerke, Elektro- und Wasserstoffantriebe, Biokraftstoffe sowie optimierte Flugrouten darstellen. Robert Earley verdeutlichte allerdings auch, dass dabei fraglich ist, ob die Unternehmen ihre Selbstverpflichtung einhalten werden und welcher Zeitraum für die Marktreife neuer Technologien benötigt wird. Um dem auch künftig stark wachsenden Flugverkehr und den daraus resultierenden Emissionen begegnen zu können, empfiehlt er eine Kombination von innovativen Technologien mit der Implementierung marktbasierter Mechanismen und fokussierter Vorschriften auf internationaler Ebene.
Als zweiter Sprecher präsentierte Dr. Zhou Jian vom Institute of Energy, Environment and Economy der Tsinghua Universität den Forschungsstand und Analysen zur Integration des Luftfahrtsektors in das nationale EHS in China. Einführend skizzierte der Wissenschaftler dabei bisherige sowie zukünftige Klimaschutzmaßnahmen und -ziele im Reich der Mitte.
So hat China im Zeitraum 2005 bis 2013 seine CO2-Intensität in Bezug zum erwirtschafteten BIP um 33,8 Prozent gesenkt und bis 2020 soll eine Reduktion um 45 Prozent erreicht werden. Nach wie vor ist Chinas Kohlenstoffdioxid-Ausstoß im Verhältnis zum erwirtschafteten BIP jedoch mehr als doppelt so hoch wie der globale Durchschnitt und bietet viel Raum und Potenzial zur Senkung. Allerdings sind gesteigerte Anstrengungen im Land nötig, um das für 2030 gesetzte Reduktionsziel von 60 bis 65 Prozent erreichen zu können, so Dr. Zhou. Dabei soll mit dem Fokus auf die Bereiche Industrie, Bauen und Transport das Credo „von relativer zu absoluter Emissionsreduktion“ verfolgt werden, verdeutlicht der Professor. Die Reformierung der Marktmechanismen und die für 2017 vorgesehene Einführung des nationalen EHS unter Einbindung des Luftfahrtsektors bilden daher entscheidende Bestandteile der klimapolitischen Strategie.
Insgesamt ist für den Zeitraum 2015-2020 eine Reduktion der CO2-Emissionen des chinesischen Luftfahrtsektors um 7 Prozent im Flugverkehr und 15 Prozent auf den Flughäfen vorgesehen. Für die Integration des Sektors in das nationale EHS sind dabei die Preisgestaltung und der Fokus auf große Emittenten wesentlich. Darüber hinaus ist laut dem Wissenschaftler die Verbindung mit den derzeitigen Pilotmärkten für Emissionshandel, den Zielen des 13. Fünfjahresplans (2016-2020) zu CO2-Emissionen sowie Energieverbrauch und die Auswahl eines geeigneten Allokationsverfahrens für Emissionszertifikate zentral. Im Hinblick auf eine erfolgreiche Einbindung des Luftfahrtsektors in das EHS sieht Dr. Zhou weiteren Forschungsbedarf zur Verbesserung der Datenverfügbarkeit sowie der Entwicklung der Nachfrage verschiedener Akteure nach Zertifikaten und der Berechnungsmethode zur Zertifikatsallokation.
In der anschließenden Diskussion wurde deutlich, dass die Forschung derzeit hinsichtlich der Integration des Luftfahrtsektors in das chinesische EHS noch auf die Grundlagen fokussiert. Außerdem wurden die Potenziale von Biotreibstoffen für den Luftfahrtsektor und ihr Beitrag zur Emissionsreduktion diskutiert. Die Teilnehmer kamen zu dem Ergebnis, dass Kraftstoffe auf biologischer Basis einen wesentlichen Anteil zur Emissionsreduktion im Luftfahrtsektor leisten können. In diesem Zusammenhang ist von Emissionseinsparungen von bis zu 90 Prozent bei Biokraftstoffen im Vergleich zu herkömmlichen Treibstoffen auszugehen. Damit kann deren Beimischung zu konventionellem Kerosin zu einem geringeren Emissionsausstoß von 5-15 Prozent führen. Weiterer Bedarf besteht an dieser Stelle bezüglich Forschung zur Qualität des Kraftstoffs sowie bei der Durchführung von Pilotprojekten zu dessen Verwendung.
Insgesamt bleiben mit Blick auf den Start des nationalen EHS in 2017 die Ausgestaltung und das sich aus der Integration des Luftfahrtsektors in den Emissionshandel entwickelnde Emissionsreduktionspotenzial von besonderem Interesse.
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China’s Emissions Trading System: Status, Challenges and Outlook (December 2015)
Econet Monitor, Ausgabe Januar 2016
Mitte 2013 hat die chinesische Regierung mit dem Start von Shenzhen als erstem Pilotprojekt damit begonnen, ihre Pläne für die Implementierung eines Emissionshandelssystems (EHS) in die Tat umzusetzen. In der Zwischenzeit hat die Zentralregierung in Peking auch den Start eines nationalen EHS für 2017 angekündigt. Als Resultat können im jetzigen Stadium Ergebnisse und Herausforderungen der mittlerweile sieben Pilotprojekte identifiziert und mit Blick auf das zukünftige, nationale EHS analysiert werden. In diesem Kontext lud die AHK Greater China Beijing im Auftrag des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) am 14. Dezember Unternehmensvertreter und Experten zu einem Netzwerktreffen ein, bei dem die bisherigen Erfahrungen sowie bestehenden Erwartungen an Chinas EHS diskutiert wurden. Bei dem Treffen schilderten zwei ausgewählte Experten den mehr als 30 Veranstaltungsteilnehmern den aktuellen Stand der chinesischen EHS-Pilotsysteme sowie die Entwicklung und potenzielle Struktur von Chinas nationalem EHS.
Zu Beginn des Treffens informierte Wu Yue von China Beijing Environment Exchange (CBEEX) die Teilnehmer über den Status Quo der chinesischen Pilotprojekte und bot den Gästen daneben zahlreiche Einblicke in das 2017 startende nationale EHS. Seit dem Jahr 2011, welches den Beginn der Vorbereitungsphase der Pilotprojekte darstellte, hat es weitreichende Fortschritte in Richtung eines nationalen EHS in China gegeben. Zwischen Mitte 2013 und Mitte 2014 wurden insgesamt sieben Pilotprojekte in Shenzhen, Shanghai, Peking, Guangdong, Tianjin, Hubei und Chongqing gestartet. Diese Pilotphase läuft noch bis Ende 2016, im Jahr 2017 soll dann bereits ein nationales EHS mit acht einzubeziehenden Industrien anlaufen. Mit Blick auf die Einführung eines nationalen EHS hat die Nutzung von marktbasierten Mechanismen zur Bekämpfung von Umweltproblemen in China mittlerweile an Wichtigkeit gewonnen. Offizielle Dokumente, wie beispielsweise der 12. Fünfjahresplan, sehen die graduelle Einführung eines Kohlenstoffmarktes vor. Eine weitere Grundlage für Chinas EHS sind die konkreten Zielvorgaben, welche die Regierung im Rahmen der Emissionsminderung erlassen hat, da diese direkt den Ausstoß und somit den Emissionshandel beeinflussen. Bei Start wird das nationale EHS neben den Schlüsselindustrien Petrochemie, Elektrizität, Chemie, Baumaterialien, Papierherstellung und Buntmetall auch den Luftfahrtssektor umfassen.
Das EHS in Peking startete im November 2013 und ist bislang das einzige Pilotprojekt in China das eine überregionale Partnerschaft im Emissionshandel eingehen konnte –beispielsweise mit der nordöstlich der Hauptstadt gelegenen Stadt Chengde. Pekings Pilotsystem schließt neben den zur Umsetzung verpflichteten und nicht verpflichteten Teilnehmern auch zusätzlich natürliche Personen als potenzielle Teilnehmer am Emissionshandel mit ein. Die Umsetzung der Zielvorgaben wird durch die strengsten Strafmaßnahmen aller sieben Pilotprojekte gewährleistet, die teils sehr hohe Strafzahlungen bei Nichteinhaltung vorsehen. Das Handels- und Umsatzvolumen im ersten Halbjahr 2015 ist im Vergleich zum Vorjahr exponentiell gestiegen. Insgesamt erfolgten über 50 Prozent aller Transaktionen „over the counter“ (OTC), was den Marktteilnehmern extensiv Gelegenheit zu Verhandlungen einräumte. Laut Wu konnte das Pilotprojekt in Peking den CO2-Ausstoß von zur Umsetzung verpflichteten Unternehmen in 2014 um annähernd 6 Prozent senken. Während mit Blick auf Emissionshandelszertifikate vor allem in Peking und Shenzhen noch hohe Preise die Norm sind, haben sich die Preise in Shanghai und Guangdong in die gegenteilige Richtung entwickelt. Insgesamt ist die Pilotphase für China deshalb von essenzieller Bedeutung, da auf Basis dieser die Ausgestaltung und Elemente des zukünftigen, nationalen EHS – unter Mitwirkung der Öffentlichkeit – in einem kontinuierlichen Prozess festgelegt werden sollen, so Wu.
Als zweiter Sprecher gab Dr. Chai Qimin vom National Center for Climate Change Strategy and International Cooperation (NCSC) den Teilnehmern einen Überblick über Chinas Low-Carbon-Politik sowie einen Ausblick auf die Entwicklung und potenzielle Struktur von Chinas nationalem EHS. Bereits im Vorfeld der Klimakonferenz in Paris hatte sich China im Rahmen seiner Klimaschutzzusagen bis 2030 zu weiterreichenden Emissionseinsparungen verpflichtet. Der erfolgreiche Abschluss der Klimakonferenz geht einher mit Chinas eigenem Bestreben, einen kohlenstoffarmen Entwicklungspfad einzuschlagen und damit positiv auf Umwelt und Wirtschaftswachstum einzuwirken. Neben einem deutlichen Bekenntnis aller Unterzeichnerstaaten zur intensiveren Nutzung von CO2-reduzierenden, marktbasierten Mechanismen in Artikel 6 des Klimaabkommens von Paris beabsichtigt die chinesische Regierung darüber hinaus, mit einem jährlichen Investitionsvolumen von 230 Mrd. EUR unter anderem 3 Mio. neue Arbeitsplätze im Umwelt- und Klimaschutzsektor zu schaffen sowie den Ausstoß luftverschmutzender Partikel bis 2030 um 80 Prozent zu senken.
Laut Chai, der aktiv an den Klimaverhandlungen in Paris teilgenommen hat, schließen sich Wirtschaftswachstum und Umweltschutz damit nicht aus. Grünes Wachstum ist insbesondere im Kontext des langsameren Wachstums, auch als „New Normal“ bezeichnet, sowie der sich intensivierenden Umweltproblematik gefragter denn je. Mit der fortschreitenden Förderung kohlenstoffarmer Industrien soll der Start des nationalen EHS nicht als Wachstumshindernis, sondern vielmehr als Vorteil gesehen werden und den Trend hin zu mehr grünem Wachstum nachhaltig beschleunigen. Doch was ist für die erfolgreiche Etablierung des landesweiten EHS notwendig? Vor allem die Erfahrungen aus den sieben laufenden Pilotprojekten dienen der Zentralregierung dazu, geeignete politische Fördermaßnahmen zu schaffen, um einen effizienten Übergang der Pilotprojekte von der regionalen zur nationalen Ebene zu garantieren. Neben Ausbau und Innovation im Bereich grüner Finanzdienstleistungen und Finanzierungsmöglichkeiten stellt die Ausgeglichenheit zwischen den etablierten lokalen und dem zukünftigen nationalen EHS ein Schlüsselthema dar. Führende Pilotprojekte wie Peking oder Shenzhen besitzen wertvolle praktische Erfahrungen, die andere chinesische EHS-Pilotprojekte in dieser Form nicht aufweisen können. Im Rahmen der Etablierung nationaler Strukturen und Regelwerke ist es daher notwendig, Erfahrungen der führenden regionalen EHS in einem nationalen EHS entsprechend zu berücksichtigen, dieses jedoch als für alle sieben Pilotprojekte annehmbares und geeignetes System zu konzipieren, so Chai.
In der anschließenden Diskussion zeichneten die Teilnehmer ein insgesamt positives Bild des Status Quo von Chinas EHS. Von besonderem Interesse waren dabei die in lokalen EHS zur Umsetzung verpflichteten Unternehmen und deren Ausblick auf den Start des nationalen EHS in 2017. Es wurde hervorgehoben, dass sich die Unternehmen dabei insbesondere auf den überregionalen Handel von Emissionszertifikaten vorbereiten. Die Rolle Chinas während der Klimakonferenz in Paris stellte eine weitere zentrale Frage während des Treffens dar. Als zweitgrößte Volkswirtschaft, größter CO2-Emittent und wichtigste Entwicklungsnation der Welt hatte China eine entscheidende Rolle in der Verabschiedung eines bindenden neuen Klimavertrags inne. Chinas proaktive Rolle in den letzten Jahren ist unter anderem mit einem rasanten Anstieg grüner Investitionen und, damit verbunden, dem Streben nach einer führenden Rolle im Markt für Erneuerbare Energien und energieeffiziente Lösungen zu erklären. Mit Blick auf die zukünftige Entwicklung des chinesischen Kohlenstoffmarkts bleiben der für 2017 angesetzte Start des nationalen EHS und seine Struktur damit von besonderem Interesse.
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Efficient Regulation Mechanisms for a Dynamic Chinese Carbon Market (November 2015)
Econet Monitor, Ausgabe Dezember 2015
Starting in mid-2013, the Chinese government has begun implementing its plans for an emissions trading system (ETS) by launching Shenzen as the first pilot project, with a total of seven pilot schemes today. China and other countries establishing an ETS need to avoid the build-up of a substantial surplus of emissions allowances, leading to low carbon prices and thus a weaker incentive to reduce emissions.
As a result, suitable design features for the trading systems as well as regulation measures need to be applied. In this context, German Industry & Commerce Greater China Beijing, on behalf of the German Federal Ministry for the Environment, on 6 November 2015 organized a Networking Meeting on the topic of efficient regulation mechanisms for a dynamic Chinese carbon market. At the meeting, experts informed the over 30 participants about experiences of the emissions trading pilots this year in China as well as potential regulation instruments, such as a carbon tax, and their effects on emissions trading.
At the beginning of the meeting, Chen Zhibin from SinoCarbon Innovation & Investment informed the participants about this year’s experience of the seven pilots, with an emphasis on their unique development and China’s plans to establish a national ETS by 2017. Due to lack of information on how to decide the best way for implementing low-carbon policies, a top-down command policy does not present an effective long-term solution. According to Chen, a market-based ETS, on the other hand, provides a more suitable means to put the right price on carbon through market mechanisms.
The seven ETS pilots have shown to develop quite heterogeneous. Whereas Beijing and Shenzen include a large number of small emitters from diverse sectors, Hubei is characterized primarily by large industrial emitters, making up roughly half the trading volume of the Chinese carbon market. Shanghai is unique in that China’s largest city has two standards for including enterprises: one designed for industrial enterprises, such as electricity and steel in addition to a non-industrial standard, including, for instance, shopping malls and commercial office buildings.
The allocation of emission allowances can be done either through “grandfathering”, where allocation is based on historical emissions of enterprises – meaning the enterprises that emit most could receive more allowances – or through benchmarking, where the government and industry experts sets a specific benchmark for emission output for industry-specific enterprises, for instance based on tons of carbon dioxide per product unit. Benchmarking thus offers the potential for a fairer system as it provides a consistent allocation methodology for both new and existing market participants and rewards early action as well as upgrades in technology. Nevertheless, due to insufficient availability of data, grandfathering is still the more widely used method for allocation across technologically divergent industries in China.
Besides a fair and efficient allocation method, compliance is central. After 2013 still left room for improvement, 2014 saw an across-the-board rise on compliance rates. The Beijing Municipal Commission of Development and Reform (BDRC), for example, has its own executive team that can impose and enforce fines for companies not reporting their emissions.
Besides the significance of an accurate and fair allocation method for allowances and the key role of local DRCs to implement a long-term system for monitoring, reporting and verification (MRV), experiences have shown that it is essential to maintain communication and keep the industry informed about developments regarding emissions trading and the accompanying MRV-system, to focus on a manageable number of emitters and to regularly revise market rules to adapt them to market realities, according to Chen.
Following as the second speaker, Dr. Jiang Kejun from the Energy Research Institute of the National Development and Reform Commission (NDRC) provided an overview on China’s low-carbon development and carbon pricing. With the aim to peak emissions by 2030, if not earlier, 2014 marked the high point for coal consumption so far and, consequently, coal-fired power production in China. Although investments into coal still remain at high levels, the government continues to replace coal-fired power plants with cleaner, low-carbon alternatives to reduce not only emissions but also the endemic air pollution in the country’s urban centers.
The coal industry thus stands before a crossroads: if the operators of coal-fired power plants want to maintain current output levels, buying emission certificates becomes unavoidable; otherwise a reduction in output becomes necessary. The price of coal is thus a decisive factor for a low-carbon path of development, with high coal prices translating to lower profit margins and more closed-down plants. In this vein, analyses have shown that the potential negative effects of an energy or carbon tax on GDP are economically feasible compared to the potential positive impacts of reducing energy demand in China.
Whereas an energy tax, while reducing GDP by 0.4 percent annually, could decrease energy consumption by over 16 percent until 2030, a carbon tax could potentially reduce consumption even further, by up to 23 percent in the same timeframe with almost similar effects on GDP. According to Dr. Jiang, especially a carbon tax could thus be a useful instrument in the government’s toolbox for putting the right price on carbon and to lead China into a more sustainable, low-carbon future.
With only negligible effects on GDP, a move towards more clean and renewable energy options would also help to promote investments as well as research and development into new, more efficient technologies. With rapidly rising investments into new and renewable energies and an overachievement of past and present policy targets, abolishing future target requirements in this field altogether might be the most reasonable solution to encourage further investment.
In the following discussion, participants drew an overall positive picture of recent developments in China’s pilot projects. Of particular interests were the structure of a national ETS and the role the already established pilot projects could play in such a system. It was highlighted that there has not yet been a final decision by the central agency responsible, the NDRC, of how to effectively administer the seven pilots when the national ETS will be established by 2017. The implementation of a carbon tax was another central question during the meeting.
Both speakers agreed that a strong carbon policy is needed as a prerequisite for the tax to work effectively. Additionally, there was broad consensus that in order for an ETS or carbon tax to work as intended, allowances should not be free as this – depending on the scale – could significantly distort the underlying market mechanisms and hinder the progression of a national carbon market. Looking at the future development of the Chinese carbon market, the national ETS and its structure remains a key area of interest.
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Market-based Mechanisms for the Promotion of New Energy Vehicles in China (August 2015)
Econet Monitor, Ausgabe August 2015
Mit Blick auf die Aussage des chinesischen Vize-Premierministers Ma Kai im Mai diesen Jahres, den Automobilsektor in ein zukünftiges Emissionshandelssystem mit einzubeziehen, um die weitere Entwicklung von Elektromobilität nachhaltig zu unterstützen, lud die AHK Greater China Beijing am 5. August Unternehmensvertreter und Experten zu einem Netzwerktreffen ein, bei dem der aktuelle Status sowie die wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen zur Förderung von kohlenstoffarmer Mobilität in China diskutiert wurden. Im Rahmen des Treffens wurde auch die potenzielle Einführung eines „Zero Emission Vehicle“ (ZEV) Kreditsystems in China thematisiert und auf Perspektiven, Chancen und Herausforderungen eines solchen Systems eingegangen. Die Veranstaltung fand im Rahmen des Carbon Market-Projekts statt, welches durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) gefördert wird.
Zu Beginn des Treffens sprach Kang Liping, Project Manager für Clean Transportation des Innovation Center for Energy and Transportation (iCET), über die Möglichkeit der Einführung eines auf China zugeschnittenen ZEV-Kreditsystems zur Förderung von Elektromobilität und betonte dabei die Erkenntnisse, welche aus dem ZEV-Kreditprogramm im US-amerikanischen Bundesstaat Kalifornien gewonnen werden können. Die Funktionsweise des Programms fußt auf dem Angebot-Nachfrage Prinzip, welches Autohersteller mit einem jährlichen Absatz von mehr als 60.000 Großraumfahrzeugen dazu verpflichtet, eine bestimmte Anzahl an ZEV-Krediten vorzuweisen. Hersteller mit geringeren Absätzen und kleineren Modellen müssen das Mandat nur unter bestimmten Bedingungen bzw. gar nicht befolgen. Kredite werden an Hersteller emissionsarmer Fahrzeuge vergeben, was zur Entstehung eines Kreditmarkts führt. In diesem können Hersteller klimaschonender ZEVs ihre Kredite an Hersteller emissionsintensiverer Fahrzeuge gewinnbringend verkaufen. Bei Nichteinhaltung der Vorgaben werden teils hohe Abgaben fällig. Somit besteht der intendierte Marktanreiz darin, möglichst innovative Technologien und ambitionierte Methoden bei der Produktion neuer, kohlenstoffarmer Fahrzeuge einzusetzen.
Die Einführung eines ZEV-Mandats in Kalifornien hat zu einer nachweisbaren Absatzsteigerung von sogenannten „New Energy Vehicles“ (NEVs) – Fahrzeuge, welche alternative Brennstoff- und Elektrifizierungstechnologien nutzen – und merklich gestiegenen Investitionen in die benötigte Infrastruktur geführt. Chinas Präsident Xi Jinping hat Elektrofahrzeuge im letzten Jahr zu einem notwendigen Element für das Vorankommen der heimischen Automobilindustrie erklärt. Der neue Plan „Made-in-China 2025“ verankert Energieeffizienz und Elektromobilität als einen von zehn Schlüsselsektoren, welchen in den kommenden zehn Jahren Prioritäten bei Forschung und Entwicklung eingeräumt werden. Ebenso wurden in den letzten zwei Jahren zahlreiche nationale und lokale Initiativen zur NEV-Förderung eingeführt. Chinesischen Entscheidungsträgern in Politik und Wirtschaft ist bewusst, dass finanzielle Subventionen keine langfristige Lösung für die Etablierung des gewünschten Marktes darstellen. Dementsprechend werden nun auch verstärkt angebotsorientierte Anreize ins Auge gefasst.
Ein potenzielles chinesisches ZEV-Kreditprogramm könnte zuerst auf lokaler Ebene in einigen ausgewählten Städten gestartet werden. Dieser Ansatz hätte den Vorteil, individuell angepasst den spezifischen Charakteristiken und Herausforderungen der jeweiligen Stadt gerecht zu werden. Dies würde zwangsläufig auch dazu führen, dass lokale Akteure stärker in den Gestaltungs- und Implementierungsprozess mit eingebunden würden. Im Falle Chinas würde sich somit die Gelegenheit bieten, einen inklusiven Designprozess zu wählen, der alle relevanten Sektoren und Akteure einschließt. Eine dezidierte Arbeitsgruppe wäre damit in der Lage, für offene und kurze Kommunikationswege, die nötige Transparenz, Simplizität und Expertise zu sorgen. Der regionale Fokus des Programms könnte darüber hinaus an bestehende lokale Verkaufszahlen gekoppelt werden, um den Zusammenhang zwischen lokaler Luftqualität und Mandatsverpflichtungen zu repräsentieren.
Als zweiter Sprecher gab Dr. Wang Tao, Resident Scholar des Energie- und Klimaprogramms des Carnegie-Tsinghua Center for Global Policy, den Teilnehmern einen Überblick über die jüngsten Entwicklungen von NEVs in China und bot zahlreiche Einblicke in Empfehlungen für künftige Politikmaßnahmen und Förderstrategien.
Chinas extensive Förderung von Elektrofahrzeugen bietet der Volksrepublik drei zentrale Vorteile. Durch die Förderung von Elektromobilität wird das Land weniger abhängig von den ohnehin kontinuierlich wachsenden Ölimporten, was die Energiesicherheit nachhaltig steigert. Zweitens werden in urbanen Ballungszentren weniger lokale Emissionen durch den schnellwachsenden Verkehrssektor verursacht. Als dritter Grund ist der industriepolitische Vorteil zu nennen, der China als Vorreiter im Bereich der emissionsarmen Mobilität zugutekommen würde. Demnach sollen bis zum Jahr 2020 nach Ansicht der Regierung 5 Mio. NEVs auf Chinas Straßen unterwegs sein.
Großangelegte staatliche Förderinitiativen starteten bereits im Jahr 2001 mit dem “National High-Tech Research & Development Program“. Das „10 Cities, 1.000 Vehicles“-Programm hat im Jahr 2009 sechs Pilotstädte designiert, um Käufe kohlenstoffarmer Fahrzeuge finanziell zu unterstützen. Der Taxisektor bot sich dabei im Besonderen für eine gezielte Förderung an. Die Ergebnisse aus den Pilotstädten variieren dabei jedoch. Während beispielsweise in Peking und Shanghai von privater Seite aus kaum Käufe der neu eingeführten NEV-Taximodelle getätigt werden, haben sich die neuen elektrobetriebenen Taxis in Hangzhou, möglicherweise auch bedingt durch hohe finanzielle Subventionen von bis zu 20.000 USD (18.300 EUR), im Straßenbild durchgesetzt. Insgesamt bieten die Pilotstädte neben rein finanziellen Anreizen beispielsweise auch Ausnahmen bei den Lizenzregistrierungslotterien in Peking oder der Registrierungsauktion in Shanghai an. Die ambitionierten Ziele in den Projektstädten konnten in den meisten Fällen jedoch nicht erreicht werden. Dies ist jedoch nur teilweise durch Technologielücken oder nachziehende Innovationskapazitäten erklärbar. Vielmehr besteht ein konkretes Angebotsdefizit im Infrastrukturbereich sowie ein Impetus auf dem Kauf- und weniger dem Nutzenaspekt von NEVs. Bedingt durch immense öffentliche Subventionen hat sich zudem kein wirklich wettbewerbsfähiger Markt für kohlenstoffarme Mobilität bilden können, der mit herkömmlichen Fahrzeugen konkurrieren könnte.
NEV-Absatzzahlen haben vor allem im Jahr 2014 stark zugenommen. Allein im vierten Quartal des Jahres konnten fast 40.000 Fahrzeuge verkauft werden, was ungefähr 50 Prozent des Jahresabsatzes ausmachte. Dies kann durch das Aussetzen der Fahrzeugsteuer bei NEVs erklärt werden, da diese in China traditionell höher ausfällt. Dieser Trend hält auch in diesem Jahr an und Umsätze aus der ersten Jahreshälfte 2015 haben bereits annähernd die Absatzzahlen aus dem Vorjahr erreicht. Mit annähernd 30 Prozent aller Absätze ist Shanghai der wichtigste Markt. „Plug-in Hybrid Electric Vehicles“ (PHEV), welche auch mit herkömmlichem Treibstoff betrieben werden können und somit nicht zwingend auf eine flächendeckende Ladeinfrastruktur angewiesen sind, dominieren den Markt der ostchinesischen Küstenstadt. Allein in der ersten Jahreshälfte 2015 konnten fast 15.000 NEVs verkauft werden, ein Anstieg von fast 900% im Vergleich zur Vorjahresperiode. Insgesamt ist Chinas Markt für kohlenstoffarme Fahrzeuge noch in erheblichem Maße von finanziellen Subventionen und wohlwollender Förderpolitik abhängig. Neben Infrastrukturdefiziten ist insbesondere das Fehlen eines kohärenten und wirtschaftlich soliden Geschäftsmodells für die Etablierung eines funktionierenden Marktes ein zentrales Hindernis. Dementsprechend bedürfte es einer „Exit-Strategie“ für öffentliche Subventionen hin zu vermehrt marktbasierten Anreizen.
In der anschließenden Diskussion zeichneten die Teilnehmer ein insgesamt positives Bild der bisherigen Entwicklung von NEVs in China. Trotz Defizite im Bereich des Infrastrukturausbaus und marktbasierter Anreizmechanismen bietet der chinesische Markt für emissionsarme Fahrzeuge großes Potential für Wachstum und Investitionen. Eine Frage, die viele Teilnehmer beschäftigte, betrifft die Realisierungschancen eines ZEV-Kreditmarkts in China. Bei den Teilnehmern herrschte Konsens darüber, dass die Fragen nach bindenden Strafmaßnahmen bei Nichteinhaltung des Mandats sowie nach einem umfangreichen Gesetzestext, welcher das Mandat letztlich etabliert und legislativ verankert, zwei Kernpunkte eines zukünftigen chinesischen ZEV-Kreditmarkts darstellen sollten. Darüber hinaus wurde auch die Frage diskutiert, ob von privatwirtschaftlicher Seite genug Kapazitäten bereitgestellt werden, um NEVs im innerstädtischen Verkehr nachhaltig zu fördern. Hierbei wurde auf die Vorreiterrolle der chinesischen Ministerien verwiesen, welche in beträchtlichem Maße in die nötige Infrastruktur investiert haben. Ebenso wurde auf die erleichterten Maßnahmen zur Beantragung von Ladestationen der Pekinger Lokalregierung eingegangen, die kürzere Antragsverläufe mit sich bringen. Mit Blick auf die zukünftige Entwicklung von NEV-Absatzzahlen und der potenziellen Etablierung eines ZEV-Kreditmarktes bleibt das Thema Elektromobilität in China also weiterhin spannend.
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Emissions Reduction Potential of the Chinese Carbon Market (April 2015)
Econet Monitor, Ausgabe April 2015
Um einen Austausch zum Status der chinesischen Pilot-Emissionshandelssysteme (EHS) in Nordchina zu ermöglichen, lud die AHK Greater China Beijing am 24. April Unternehmensvertreter, Investoren und Experten zu einem Netzwerktreffen ein, bei dem das Emissionsminderungspotenzial der bisher entwickelten Instrumente beleuchtet wurde. Im Rahmen des Meetings stellte Song Ranping vom World Resources Institute die kürzlich veröffentlichte Studie „Greenhouse Gas Impact Assessment“ vor und ging dabei näher auf das EHS in Beijing ein. Der zweite Sprecher, Prof. Sun Zhenqing, von der Tianjin University of Science and Technology berichtete über Erfahrungen des EHS in der regierungsunmittelbaren, nordchinesischen Stadt Tianjin. Die Veranstaltung fand im Rahmen des Carbon Market-Projekts statt, welches durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) gefördert wird.
In den verschiedenen Pilotprojekten testet die chinesische Regierung derzeit die Einführung eines landesweiten EHS, dessen Implementierung im kommenden 13. Fünfjahresplan (2016-2020) geplant ist. Dabei unterscheiden sich die insgesamt sieben Pilotregionen untereinander teilweise deutlich: So lässt beispielsweise die Emissionshandelsbörse in Tianjin ausschließlich im EHS registrierte Teilnehmer zum Handel zu, also solche, die dazu verpflichtet sind ihre Emissionen durch Zertifikate zu decken. Außerdem werden beispielsweise in Beijing und Tianjin die CO2-Emissionsraten festgestellt, um zu bestimmen, welche Unternehmen im lokalen EHS registriert werden. Im EHS in Hubei wird dafür der Energieverbrauch herangezogen. Letztendlich unterscheiden sich die Piloten in ihren Allokationsverfahren, welche in China, im Gegensatz zum europäischen EHS, auf dem so genannten „Grandfathering“ basieren. Dabei wird der CO2-Ausstoß über einen bestimmten Zeitraum in der Vergangenheit betrachtet, um ein generelles CO2-Limit festzulegen.
Als eines der insgesamt sieben Pilotprojekte startete Beijing im Jahr 2013 mit der Implementierung eines lokalen EHS, welches sowohl direkte als auch indirekte Emissionen des Stromverbrauchs mit einrechnet. Die Pilotphase endet im Laufe dieses Jahres und dient dem Sammeln von Erfahrungswerten für den Aufbau eines nationales EHS. Dabei nehmen in Beijing mehr als 500 Institutionen aus sechs unterschiedlichen Sektoren teil. Bereits am ersten Tag der Eröffnung betrug das Handelsvolumen an der China Beijing Environment Exchange (CBEEX) knapp 41.000 Tonnen CO2. Mit insgesamt rund 1,1 Millionen Tonnen (7%) gehört die CBEEX zwar nicht zu den größten Emissionshandelsbörsen Chinas, konnte aber mit rund 58 CNY pro Tonne (ca. 8,60 EUR) den höchsten Durchschnittspreis erzielen. Insgesamt betrug das Handelsvolumen knapp 64 Millionen CNY (ca. 9,5 Mio. EUR). Laut Song tragen die teilnehmenden Kraftwerke in Beijing mit 2,3% aufgrund ihrer bereits relativ hohen Effizienz nur wenig zu den erhofften CO2-Reduktionen bei. Die Nachfrageseite ist im Zeitraum von 2013 bis 2015 somit für 97,7% der Reduktionen verantwortlich. Mit 97,5% war die Compliance-Rate in Beijing zwar hoch, lag aber unter den Raten von beispielsweise Shanghai (100%) oder Shenzhen (99,4%). Die Untersuchungen des WRI zeigen, dass das EHS in Beijing zu CO2-Reduktionen von 0,41 Mt in 2013, 1,55 Mt in 2014 und 2,9 Mt im Jahr 2015 führen könnte, bzw. geführt hat. Insgesamt ergibt das eine CO2-Reduktion von insgesamt 4,86 Mt über den genannten Zeitraum.
Mit rund 12,7 Tonnen CO2 im Jahr stößt die Region Tianjin pro Kopf gesehen deutlich mehr Kohlendioxid aus als beispielsweise Beijing oder Shanghai. Das Pilotprojekt in Tianjin ist im Dezember 2013 fast zeitgleich mit dem in Beijing gestartet und lässt sich deshalb relativ gut vergleichen. Insgesamt nehmen 70 individuelle und vier institutionelle Organisationen teil. Mit einem Preis von rund 40 CNY pro Tonne CO2 (ca. 6 EUR) sowie einem Transaktionsvolumen von etwas mehr als einer Million Tonnen (7%) und knapp 21 Millionen CNY (ca. 3,1 Mio. EUR) zählt der Pilot in Tianjin zusammen mit Chongqing und Beijing zu den vergleichsweise kleineren Projekten. Die niedrigste aller Compliance-Rate von 96,5% führt Sun auf die schwierigen regulatorischen Gegebenheiten zurück. So gibt es beispielsweise keine Strafzahlungen bei einer unzureichenden Anzahl an Zertifikaten. In anderen Pilotprojekten werden dafür bis zu 500.000 CNY (knapp 75.000 EUR) fällig. Darüber hinaus ging Sun auf die Chancen für teilnehmende Unternehmen ein. So ist zu erwarten, dass das Marktvolumen allein in Tianjin in den kommenden Jahren auf zehn Milliarden CNY (ca. 1,5 Mrd. EUR) steigen könnte. Hier bieten sich laut Sun für ausländische Unternehmen sowohl im Dienstleistungs-, als auch im Industriebereich aussichtsreiche Marktchancen.
Beiden Pilotsystemen ist gemein, dass sie die China Certified Emission Reductions (CCERs) als komplementären Offset-Mechanismus am sekundären Markt zulassen. Diese können von nicht in den EHS registrierten Unternehmen und Projekten generiert und anschließend landesweit gehandelt werden, wenn diese durch die Nationale Entwicklungs- und Reformkommission (NDRC) zertifiziert werden. Allerdings ist der Handel relativ ungleich zwischen den Piloten verteilt: So lassen die Handelsbörsen in Tianjin nur einen Anteil von 10% CCERs an der Gesamtallokation von Emissionsrechten zu – in Beijing sind es lediglich 5%. Song hob allerdings hervor, dass – zumindest in Beijing – das Risiko eines Überangebots von Offsets selbst bei nur 5% aktuell relativ hoch ist.
In der anschließenden Diskussion zeichneten die Teilnehmer ein positives Bild der bisher abgeschlossenen Pilotphase: Die Projekte in Beijing und Tianjin entwickelten sich zwar unterschiedlich schnell, zeigten zugleich aber überraschend hohe Compliance-Raten. Während es auf der einen Seite um grundsätzliche Fragen ging – zum Beispiel ob ein EHS generell das richtige Instrument für China ist, bestand zwischen den Teilnehmern Konsens, dass der Einsatz zusätzlicher Instrumente wie Carbon Tax und Vorgaben (Coal Cap) zur Erreichung von ambitionierten Emissionsminderungszielen entscheidend sind. Darüber hinaus wurde auch die Frage diskutiert, ob der Elektrizitätssektor aufgrund der niedrigen Reduktionsraten in Beijing überhaupt in das nationale EHS aufgenommen werden soll. Mit Blick auf die künftige Ausweitung des EHS auf weitere Regionen in Nordchina werden auch die erzielten Ergebnisse in Beijing und Tianjin eine wichtige Rolle spielen.
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